Samstag, 8. März 2025

In der Börsenwoche 10/2025 waren die Kurstreiber in meinem Depot nicht nur Friedrich Vorwerk, KKR, Alzchem, LendingClub, Jungheinrich und Costco

Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.

Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...


Diese Werte in meinem Depot verzeichneten in der vergangenen Börsenwoche die stärksten Ausschläge:

📈 Friedrich Vorwerk +20,2 %
📈 Alzchem Group +17,2 %
📈 Jungheinrich Vz. +15,8 %
📉 KKR -18,7 %
📉 LendingClub -16,2 %
📉 Apollo Global Management -15,2 %
📉 Blackstone -13,9 %
📉 Ares Management -13,2 %
📉 Costco -12,0 %
📉 PJT Partners -10,4 %

Es war eine weitere volatile Woche und zwar mit einem brutalen Absturz der US-Börsen - und des Dollars. Die Wirtschaftspolitik von Don Trump wirkt sich verheerend aus und die USA haben unter seiner Führung innerhalb weniger Wochen jede Glaubwürdigkeit verloren. Don Trump verhängt Strafzölle gegen Kanada und Mexiko, nur um sie Tage später wieder einmal auszusetzen. Ja, was denn nun? Seine Begründung für die Strafzölle gegen (fast) alle anderen Länder ist doch, dass die USA von diesen "unfair" behandelt und ausgenutzt würden. Aber er lässt sich das Verhängen der Strafzölle dann in Deals "abkaufen", die nichts mit Handels- oder Wirtschaftspolitik zu tun haben. Also ist seine zugrundeliegende Argumentation bewusst falsch und die Glaubwürdigkeit seine Argumente hat eine extrem geringe Halbwertszeit. Nebeneffekt dieses Hin- und Her ist, dass der Dollar zunehmend an Wert verliert. Das gefällt Don Trump, denn damit werden US-Exporte günstiger und das würde das Handelsbilanzdefizit der USA senken. Würde, wenn nicht... Don Trumps Politik und rabulistisches Auftreten dazu führen würde, dass andere Staaten (und Unternehmen) es sich zweimal überlegen, ob sich noch US-Produkte kaufen bzw. importieren.

Konkretes Beispiel sind die enormen neuen Budgets von EU und Deutschland für die militärische (Wieder-) Aufrüstung. Trump kappte der Ukraine nicht nur die finanzielle und militärische Unterstützung der USA, sondern unterband auch das Teilen von Geheimdienstinformationen, wodurch die von den USA und anderen NATO-Staaten gelieferten HIMARS keine Zielkoordinaten mehr bekommen und damit weitgehend wertlos werden. Und dann drohen Trump und Elon Musk damit, das Satellitennetzwerk Starlink für die Ukraine abzuschalten, das diese in ihrem Abwehrkampf gegen Putins Invasionstruppen für ihre Aufklärung und Kommunikation dringend benötigt. Und heute erst untersagte Don Trump, weiterhin Satellitenbilder an die Ukraine zu geben, wodurch deren Fähigkeiten, sich einen Lageüberblick zu verschaffen erheblich reduziert sind.

Da Trump sich auch gegen seine westlichen Partner wendet, sei es Kanada oder die EU-Staaten und vor keiner Attacke zurückzuschrecken scheint, wirft man dort zurecht die Frage auf, ob man sich in Sachen Verteidigung und Infrastruktur noch auf die USA verlassen kann und sollte. Viele NATO-Staaten, auch Deutschland, wollen ihre Luftwaffen mit hohen Milliardensummen mit dem Tarnkappen-Mehrzweckflugzeug F35 aufrüsten, aber nun bestehen Zweifel, ob man hierfür kontinuierlich Ausrüstung, Ersatzteile, Updates und Support erhalten würde, falls man sich mal den Wünschen der USA bzw. Don Trumps widersetzt. Der Ruf, künftig vor allem auf europäische Eigenentwicklungen zu setzen, wird schnell sehr viel lauter.

Gleiches Beispiel sind die großen Technologiekonzerne, denen die Europäer kaum eigene Dienste entgegenstellen. Auch hier könnte es zu einem Umdenken führen. Ebenso erklären immer mehr Menschen, künftig gezielt europäische Produkte zu kaufen und nicht mehr die von US-Firmen. All das sind Belastungen für die US-Unternehmen, die den möglichen positiven Effekt aus der Dollarschwäche mehr als kompensieren. Denn die Währung spielt nur dann eine Rolle, wenn man auch Geschäfte abschließen kann. Aber das hat Deal-Maker Don Trump nicht auf dem Schirm in seinem eigenen Paralleluniversum.

Don Trump folgt dem Plan von Steve Bannon, die Welt mit Attacken zu fluten, so dass niemand wirklich darauf reagieren könne und sich dann lieber aus der Situation herauskauft. Aber... das führt immer mehr dazu, dass sich alle anderen überlegen, sich so aufzustellen, dass sie schnell unabhängig(er) davon werden, was das Trotzkind in den USA so anstellt. Für die USA ist das ein Ansehens- und Bedeutungsverlust, der sich auf mittlere und lange Sicht enorm negativ auswirken kann. In Bezug auf die Verteidigung Europas hat es Polens Regierungschef Donald Tusk auf den Punkt gebracht: "Brauchen 500 Millionen Europäer 300 Millionen Amerikaner, um sie vor 144 Millionen Russen zu beschützen?"

Europa, konkret die EU, muss sich auf sich selbst konzentrieren und wieder zu alter Stärke zurückfinden. Diese Erkenntnis ist der erste Schritt, denn bisher krankte man daran, dass zu viele Leute zu viele eigene Interessen verfolgten und am Ende fast nichts dabei herauskam. Und wenn doch, dann viel zu spät. Das wird nicht über Nacht zu ändern sein, aber den Handlungsdruck, den verspürt inzwischen jeder. Und es wird zu einzelnen Fortschritten führen, die sich aufaddieren. Wie diese Entwicklung konkret ablaufen wird, wird erst die zeit zeigen. Klar ist allerdings bereits jetzt schon, dass die USA daran eine kleiner werdende Rolle spielen werden. Und das gilt auch über das mögliche Ende von Don Trumps Amtszeit hinaus. Denn der Kollateralschaden, der enorme Vertrauensverlust Europas und der Welt in die USA, der ist bereits angerichtet.

Und die Entwicklung der Börsen in 2025 zeigt genau dies auf: Europa, Deutschland, China läuft, die US-Börsen und der Dollar taumeln. Ich habe seit fünf Jahren US-Aktien sehr hoch gewichtet in meinem Depot mit annähernd 90 %. Das hat sich sehr stark ausgezahlt. Aber seit Don Trumps Amtsantritt und vor allem in der letzten Woche erweist sich diese Aufstellung als "suboptimal". Zudem setzte ich ja stark auf den Finanzsektor und hier vor allem auf die Alternativen Asset Manager, doch genau dieser Sektor leidet besonders stark unter der hochschnellenden Rezessionsangst, die Don Trumps Strafzoll- und Staatszerstörungspolitik erzeugt. Das Verbrauchervertrauen in den USA bricht massiv ein, die Zinsen schnellen hoch, die Inflation erlebt einen zweiten Atem, weil sich die Zölle erstmal einseitig auf die Preise der importierten Waren in den USA auswirkt.

Konkret haben meine Depotschwergewichte ordentlich Federn gelassen und die US-Werte mussten zusätzlich noch rund 5 % Verlust aus der Dollarschwäche verkraften. Zweistellige Einbrüche sind also eher die Regel als die Ausnahme. Im Gegenzug haben meine deutschen Aktien überwiegend Terrain gut gemacht. Aber das ist natürlich nur die halbe Wahrheit... denn die deutschen Wochenspitzenreiter habe ich teilweise erst in dieser Woche ins Depot genommen und auch eher mit überschaubarer Gewichtung. Ihr Renditebeitrag ist also vergleichsweise überschaubar und unterm Strich überwiegen damit die Kursverluste.

Dabei sehe ich die "neue deutsche Welle" nicht als kurzfristigen Hedge gegen Dollarschwäche und den trumpesken US-Börsenabschwung, sondern habe mir Unternehmen herausgesucht, die mittel- und langfristig von der Entwicklung profitieren sollten. Über den Rahmen "normaler Konjunkturzyklen" hinweg. Unternehmen, die ohnehin gute Geschäfte machen oder wieder zurück in die frühere Erfolgsspur gefunden haben - und dafür nehme ich in Kauf, dass ihre Kurse teilweise schon recht deutlich angesprungen sind.

Die Earnings Sesaon ist weitgehend durch und zuletzt hat Costco seine Zahlen für das 4. Quartal gemeldet. Und die waren klasse. Der Kurseinbruch um rund 10 % am Freitag geht daher auch nicht auf die zahlen selbst zurück, sondern eher auf die üppige Bewertung im Angesicht der aufflammenden Konjunktursorgen. Das halte ich allerdings für falsch, doch der Reihe nach...

Der Umsatz stieg um 9,1 % auf 63,72 Mrd. USD und das war der stärkste Zuwachs seit 10 Quartalen. Bezieht man Benzin mit ein, dann lag die Steigerung bei 6,8 % wegen der rückläufigen Benzinpreise. Relevanter sind die "vergleichbaren" Umsätze, also die ohne neu eröffnete Costco-Warenhäuser, und die stiegen (ohne Benzin) insgesamt um 6,8 %. In den USA waren es 8,6 %, in Kanada um 10,5 % und im Rest der Welt 10,3 %. Der E-Commerce-Umsatz stieg um 22,2 % und das war der höchste Zuwachs in den letzten drei Jahren.

Das Betriebsergebnis stieg dadurch um 12,3 % auf 2,32 Mrd. USD und der Gewinn je Aktie um 2,6 % auf 4,02 USD. Vordergründig sieht das nach eine Enttäuschung aus, doch im Vorjahr war aufgrund der Sonderdividendenausschüttung ein erheblicher positiver steuerlicher Effekt zu verbuchen, so dass die prozentuale Entwicklung entsprechend verzerrt ist. Die Schlussfolgerung, Costco wäre unprofitabler geworden, ist schlicht falsch! Das offenbart auch die Bruttomarge, die um weitere 5 Basispunkte auf 10,85 % gestiegen ist. Beachtenswert ist auch der operative Cashflow, der in den letzten 24 Wochen um 11,6 % auf 6,01 Mrd. USD angestiegen ist.

Und dann sind da noch die Mitgliedsbeiträge: diese stiegen im Vorjahresvergleich um 7,4 % auf 1,193 Mrd. USD und auch die Zahl der zahlenden Mitglieder stieg um 7 % auf nun 78,4 Mio, darunter 36,9 Mio. Executive Members (+9,1 %). Von November 2024 bis Februar 2025 gewann Costco unterm Strich weitere 1,8 Mio. neue Mitglieder hinzu und konnte damit das 19. Quartal in Folge mit einem Zuwachs von mehr als 1 Mio. neuen Mitgliedern abschließen. Das ist ein Burggraben!
Mein Fazit: Costco läuft auf vollen Touren und zeigt keinerlei Anzeichen von Schwäche. Da man nicht auf hohe Margen setzt, sondern die generierten Einkaufsvorteile an seine Mitglieder weitergibt (geteilte Skaleneffizienz), wird Costco auch in Zeiten steigender Preise aufgrund von Strafzöllen günstiger sein als die Wettbewerber und von der Situation eher noch profitieren. Eine allgemeine Eintrübung der der Verbraucherstimmung belastet natürlich auch Costco, aber weniger als die Konkurrenz. Diese Resilienz hat das Costco-Geschäftsmodell in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen, ob während der Corona-Pandemie samt Lockdowns, dem sich anschließenden Online-Boom oder der Phase galoppierender Inflation und Preise. Costco setzt seinen Wachstumskurs unbeirrt fort und wird  28 Läden eröffnen im Geschäftsjahr 2025/26, von denen 25 neu hinzukommen. Einfach stark!

Der Fear-and-Greed-Index ist in dieser Woche mit 22 Punkten weitgehend stabil geblieben und hat sich damit im Traumaland "extremer Angst" etabliert. Solche Stressniveaus sind in der Vergangenheit eigentlich immer gute Kaufgelegenheiten gewesen, auch wenn sie Angstphasen bisweilen mal länger anhalten können.

In Zahlen: In den ersten Wochen des Jahres 2025 hat sich mein Vermögen nach den Rekordzuwächsen in 2024 zuerst sehr positiv entwickelt und bei +8 % sein Hoch markiert. Der Februar ließ dann die zwischenzeitlichen Gewinne wieder fast auf Null zusammenschrumpfen. Nach einer Erholung in der Vorwoche ging es diesmal gewaltig bergab um 10,75 % und mein 2025er Vermögenszuwachs liegt nun bei -7,00 % (YTD).

Anders betrachtet: Seit Trumps Amtsantritt hat mein Depot 15 % eingebüßt - obwohl die hoch gewichtete Rheinmetall so stark performt und sich inzwischen deutlich an die Spitze des Depots gesetzt hat. Don sei Dank!

Auf welche Unternehmen ich in meinem Depot setze und mit welchen Schwerpunkten, habe ich in meinem jüngsten Investor-Update dargelegt. Und eine ausführliche Begründung für den großen Erfolg in 2024 und mein Ausblick auf 2025 bietet eine Reihe weiterer Erläuterungen.
Meine langfristige durchschnittliche Zielrendite liegt bei +15 % pro Jahr und die ersten Börsenwochen des Jahres hatten mit +8 % schon mal gut darauf eingezahlt. So hätte es gerne weitergehen können, ging es aber - natürlich - nicht. Die Börse verläuft nicht linear und auch wenn sie auf lange Sicht rund 10 % pro Jahr zulegt, tut sie dies doch unter teilweise heftigen Schwankungen. Die sollte man aushalten und sich nicht aus seinen Qualitätsaktien spülen lassen. Auch nicht nach einer solchen Seuchenbörsenwoche wie zuletzt.

Dennoch sollte man immer offen bleiben für Veränderungen und seinen Investmentcase dahingehend abklopfen, ob sich gravierende Veränderungen ergeben haben. Die von Don Trump gewollte Dollarabwertung und die von der EU und Deutschland forcierten gewaltigen Investitionspakte für Rüstung und Infrastruktur sind zumindest wichtige Einflussfaktoren mit einer mittel- und ggf. langfristigen Auswirkung, die man nicht ignorieren sollte. Insbesondere die Alternativen Asset Manager dürften auch künftig gute Geschäfte machen mit hohen Mittelzuflüssen und steigenden Provisionseinnahmen, daher bleiben sie mein Investitionsschwerpunkt.

Es bleibt spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ

Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

3 Kommentare:

  1. "Die von Don Trump gewollte Dollarabwertung und die von der EU und Deutschland forcierten gewaltigen Investitionspakte für Rüstung und Infrastruktur sind zumindest wichtige Einflussfaktoren". Zustimmung, aber welche Konsequenz folgt daraus? Ist nun die Zeit der europäischen Werte gekommen?

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    1. Momentan bestehen für US-Unternehmen und damit für US-Aktien weniger positive Aussichten. In Europa läuft die Konjunktur noch nicht, daher kann die EZB wegen des sinkenden Inflationsdruck die Leitzinsen senken. Das wirkt sich positiv auf alle Bereiche aus. Allerdings ist gerade Deutschland ja sehr exportlastig und Trumps Strafzölle könnten die Unternehmen mit hohem US-Exportanteil besonders stark treffen. Nicht jeder hat dort eigene Werke und/oder kann dort solche errichten. Und der Neubau erfordert auch viel Zeit und Geld. Hohe Exportanteile in EU-Staaten erscheint vielversprechender und da finden sich interessanten Unternehmen weniger im DAX als in MDAX und SDAX.

      Für eine grundsätzliche Entscheidung ist es wohl noch zu früh - und auch das hängt an Trump. Gegen seine Politik wächst der Widerstand ja rapide, auch in den eigenen Reihen. Sollte er also weniger rabiat vorgehen (müssen), würden die negativen Auswirkungen auf die USA und die US-Unternehmen weniger stark ausfallen. Der angerichtete Schaden ist zwar bereits eingetreten und hat einen Nachlauf, aber wenn die Welle nicht (oder zumindest deutlich schwächer) weiter angefeuert wird, würden sich die Auswirkungen in Grenzen halten. Daher spricht alles dafür, sich auf Unternehmen zu fokussieren, die ohnehin stark positioniert sind und von den "neuen Faktoren" (Rüstungs- und Infrastrukturpaket, Trumps Bulldozerpolitik, usw.) lediglich zusätzlich profitieren.

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  2. Hallo Michael, wie sehen Sie aktuell Lending Club? Bei den Kursen ist es verlockend weiter dazu kaufen? LC agiert nicht international. Bisher haben hat sich LC bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten gut anpassen können. Ist ihr Investmentcase noch intakt?

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