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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 3/2025 vom 18.02.2025
Aktien in dieser Ausgabe: Dr. Hönle, Exasol, Norma Group, IONOS, 029 Group, Basler
Datenanalysespezialist Exasol will nun auch im Finanzbereich groß rauskommen
Das Datenvolumen steigt mit zunehmender Geschwindigkeit an und der sich anbahnende Siegeszug der Künstlichen Intelligenz wird diese Entwicklung noch beschleunigen. Längst kommt es nicht mehr auf das Volumen der Daten an, sondern darauf, die relevanten und nützlichen Daten für den Anwender herauszufiltern und passgenau zur Verfügung zu stellen. Und genau hierauf hat sich das Nürnberger Unternehmen Exasol spezialisiert.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 hat sich Exasol auf die Entwicklung und den Vertrieb von hochperformanten Datenbanklösungen spezialisiert. Das Technologieunternehmen stellt dazu eine neue Generation von In-Memory-Analyse-Datenbanken bereit, die es Kunden ermöglicht, auf Daten mit hoher Geschwindigkeit und in großem Maßstab zuzugreifen und sie zu analysieren. Die Technologie des Unternehmens, insbesondere das Flaggschiffprodukt Exasol In-Memory-Analysedatenbank, wird in einer Vielzahl von analytischen Anwendungsfällen für die Finanzberichterstattung, Datenvisualisierung und vorhersagende Analyse eingesetzt.
Das aus einer Universitätsausgründung hervorgegangene Unternehmen blickt auf eine mehr als zwei Jahrzehnte lange Geschichte im Bereich der Datenwissenschaft zurück und bedient inzwischen weltweit einen Kundenstamm von rund 200 Unternehmen. Darunter finden sich Top-Tier-Unternehmen wie adidas, Zalando, Revolut und Piedmont Healthcare. Dabei wird mit 70,3 % der Großteil der Umsätze in der DACH-Region generiert vor Nordamerika mit 13,1 % und Großbritannien mit 6,8 %. Dem entsprechend verfolgt Exasol das strategische Ziel, seine geografische Präsenz auszuweiten.
Daten sind ein lukratives Geschäft
Das Geschäftsmodell der Exasol AG basiert auf der Bereitstellung von Datenbanklizenzen sowie ergänzenden Dienstleistungen. Die Hauptgeschäftssegmente lassen sich wie folgt unterteilen:
1. Datenbanklösungen: Im Zentrum steht die Exasol In-Memory-Analysedatenbank, die sowohl On-Premise als auch in der Cloud verfügbar ist. Diese Lösung zeichnet sich durch ihre hohe Geschwindigkeit, Skalierbarkeit und Flexibilität aus und ermöglicht es Unternehmen, mehrere analytische Anwendungen zu implementieren und zu betreiben.
2. Cloud-Dienste: Exasol bietet Cloud-basierte Lösungen an, die es Kunden ermöglichen, ihre Datenbanken in der Cloud zu hosten. Dies bietet Vorteile wie Flexibilität, Skalierbarkeit und Kosteneffizienz.
3. Beratungs- und Supportdienstleistungen: Neben den Softwarelösungen bietet Exasol umfangreiche Beratungs- und Supportdienstleistungen an, um Kunden bei der Implementierung und Optimierung ihrer Datenbanklösungen zu unterstützen. Dies umfasst Schulungen, technische Unterstützung und strategische Beratung.
Laut einschlägigen unabhängigen Benchmarkvergleichen bietet Exasol die weltweit schnellste Datenbank für Data Analytics und Data Warehousing an. Aber das bringt dem Unternehmen und seinen Aktionären natürlich nur etwas, wenn es auch bemerkt wird und die PS auf die Straße kommen.
Umfragen bescheinigen eine erstklassige Kundenzufriedenheit mit den Lösungen und dem Kundensupport, die sich in einer niedrigen Abwanderungsrate widerspiegelt. Zudem konnte Exasol kurz vor Jahresschluss seinen Umsatz mit Kunden aus dem Finanzsektor weiter ausbauen. Dabei wurden mit mehreren Kunden langlaufende Verträge mit einem jährlichen Umsatzvolumen von über 2,0 Mio. Euro abgeschlossen.
Damit wurde nicht nur das Wachstumsziel für das Geschäftsjahr 2024 erreicht, sondern zu den neuen Kunden zählt auch eine der größten deutschen Landesbanken. Dort ermöglicht eine zentrale Datenplattform, basierend auf Exasols In-Memory-Technologie, der Gesamtbanksteuerung und weiteren Abteilungen ein deutlich beschleunigtes Reporting in Echtzeit. Dadurch können umfangreichere und schnellere Data Insights gewonnen werden, die fundierte Entscheidungen unterstützen und die Effizienz sowie die Wettbewerbsfähigkeit der Bank steigern. Die Speicherung der Daten erfolgt dabei auf kundeneigenen Servern im eigenen Rechenzentrum. Die Laufzeit des Vertrages beträgt fünf Jahre.
Exasol-CEO Jörg Tewes erklärte dazu: "Der Finanzsektor ist einer unserer bedeutenden und wachstumsstärksten Schlüsselindustrien. Bei stetig wachsenden Datenmengen und gleichzeitiger hoher Regulierung in Bezug auf Datensicherheit müssen Unternehmen effiziente Wege finden, ihre Daten in Echtzeit zu analysieren, ohne in eine Kostenfalle zu tappen. Wir freuen uns über die starke Nachfrage in diesem Bereich und sehen auch in anderen Industrien wie Gesundheit oder Telekommunikation einen Trend, Daten verstärkt im eigenen Rechenzentrum zu verwalten."
Geschäftsentwicklung verbessert sich zunehmend
Exasol veröffentlicht seine Zahlen zum 4. Quartal und Gesamtjahr 2024 im Verlauf des Februars. Aber auch der Blick auf die Zahlen des 3. Quartals ist aufschlussreich: denn die Exasol AG zum dritten Mal in Folge ein positives operatives Ergebnis (EBITDA) verzeichnen und in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2024 ein positives EBITDA in Höhe von 1,0 Mio. Euro erzielt. Damit hat man seine Ertragskraft signifikant verbessert (9M 2023: -4,1 Mio. Euro). Auch der Umsatz stieg weiter um 10,6 % auf 29,1 Mio. Euro (9M 2023: 26,3 Mio. Euro).
Die annualisierten wiederkehrenden Umsatzerlöse (ARR) stiegen zum Quartalsstichtag um 11,6 % auf 40,4 Mio. Euro (30. September 2023: 36,2 Mio. Euro). Auch die Gewinnung von Neukunden entwickelte sich positiv und erhöhte sich auf zwölf (9M 2023: neun). Insgesamt belief sich das Bruttoneugeschäft mit neuen und existierenden Kunden in den ersten neun Monaten auf 4,1 Mio. Euro, was einen leichten Anstieg im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres bedeutet (9M 2023: 3,9 Mio. Euro). Mit einem Nettozuwachs im dritten Quartal in Höhe von 0,8 Mio. Euro konnte damit die Entwicklung im ARR wieder an Dynamik gewinnen.
Der im operativen Ergebnis sichtbare Anstieg der Profitabilität zeigt sich auch in der Entwicklung der liquiden Mittel, die im Berichtszeitraum um 4,5 Mio. Euro deutlich anstiegen (9M 2023: -4,8 Mio. Euro). Entsprechend lagen die liquiden Mittel zum 30. September 2024 bei 17,8 Mio. Euro (31. Dezember 2023: 13,3 Mio. Euro).
Für das Geschäftsjahr 2024 erwartet Exasol einen Anstieg der jährlich wiederkehrenden Umsätze (Annual Recurring Revenues, ARR) um bis zu 10 % gegenüber dem Vorjahr. Der Konzernumsatz soll um 10 bis 15 % steigen. Beim operativen Ergebnis (EBITDA) prognostiziert der Vorstand einen Wert zwischen 1,5 und 2,0 Mio. Euro. Die liquiden Mittel sollen zum Jahresende 2024 zwischen 11 und 13 Mio. Euro liegen.
(Konkretisierter) Ausblick bestätigt
"Die Prognose für das Geschäftsjahr 2024 ist unverändert gültig", erklärte Exasol bei der Zahlenvorlage am 13. November, präzisierte aber einige Kennzahlen. Das bedeutet oft nichts Gutes, aber im Fall von Exasol traf dies nicht zu. Für das Geschäftsjahr 2024 erwartet Exasol einen Anstieg der wiederkehrenden Umsätze um bis zu 10 % gegenüber dem Vorjahr, während sich der Konzernumsatz um 10 bis 15 % erhöhen soll. Beim operativen Ergebnis (EBITDA) hat der Vorstand seine Erwartungen auf einen Wert zwischen 1,5 und 2,0 Mio. Euro konkretisiert (vorher: positiv) und auch die liquiden Mittel sollen nun zum Jahresende 2024 zwischen 11 und 13 Mio. Euro liegen (vorher: über 10 Mio. Euro).
Die Zahlen und die Nachrichten kamen bei den Anlegern gut an und so begann ein neuer Aufwärtstrend, der den Aktienkurs von unter 1,75 Euro Mitte Oktober auf 3,20 Mitte Februar hochschnellen ließ. Die annähernde Kursverdopplung relativiert sich allerdings beim Blick auf den längerfristigen Kursverlauf. Exasol war Mitte 2020 an die Börse gekommen und von dem anfänglichen Niveau um 12,50 Euro herum ging es bis zum Jahresende auf 30 Euro hoch. Doch mit dem Jahresstart 2021 verbuchte der Kurs eigentlich nur noch Rückgänge, allen zwischenzeitlichen Erholungsversuchen zu Trotz. Im Frühjahr 2022 tauchte er erstmals unter die Marke von 5 Euro ab und hat diese seitdem nicht wiedergesehen.
Analysten sind sich – nicht unbedingt – einig
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Quelle: wallstreet-online.de |
Eine Insiderin wittert hier jedenfalls eine Chance: am 10. Januar kaufte Aufsichtsrätin Petra Neureither über ihre PEN GmbH für 1,275 Mio. Euro Exasol-Aktien zum Kurs von 2,50 Euro, wobei sie eine Mio. außerbörslich und den Rest via XETRA investierte.
Die Aktionärsstruktur stellt sich seitdem wie folgt dar: 19,77 % hält die Syntos Beteiligungen GmbH, 9,13 % die Hez’sche Privatstiftung, 4,65 % Aufsichtsratsmitglieder (inkl. Petra Neureither), 3,72 % Petra Tschunke, 2,73 % die UBS AG, 1,11 % hält die Exasol AG selbst und 0,91 % liegen beim Vorstand. Der Streubesitz liegt demnach bei 57,98 %.
Bullcase vs. Bearcase
Mit ihrer leistungsstarken Datenbanktechnologie und dem Fokus auf kontinuierliche Innovation strebt die Exasol AG an, ihre Marktposition weiter auszubauen und Unternehmen weltweit dabei zu unterstützen, datengetriebene Entscheidungen effizienter zu treffen. Der Fokus bei Forschung und Entwicklung liegt klar auf dem Kernsystem mit einer Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten und automatisierter Bereitstellung. Hieraus resultiert eine hohe Skalierbarkeit, was sich perspektivisch günstig auf die Margen und die Gewinne auswirken sollte.
Der Anteil der abonnementbasierten wiederkehrenden Umsätze erreichte im Börsenstartjahr 2020 80,5 % und dank hoher Kundentreue und Vertriebserfolgen stieg er in 2023 bereits auf 97,2 % an. Diese steigen Erlöse kommen an der Börse gut an, weil sie den Geschäftsverlauf gut planbar machen. Das schwankungsanfällige Projektgeschäft spielt bei Exasol keine Rolle (mehr).
Dennoch stehen unterm Strich bisher noch rote Zahlen und das hat in Zeiten steigender Zinsen zu dem massiven Ablassen der vorherigen Wachstumsfantasie aus dem Aktienkurs geführt. Warburg erwartet für 2025 ein leicht positives EBIT, also ein operatives Ergebnis vor Abschreibungen, das 2026 dann bereits auf 5 Mio. Euro ansteigen soll. Hier winkt die Profitabilität, denn beim Ergebnis je Aktie erwartet Warburg für 2025 mit 0,04 Euro eine schwarze Null und für 2026 dann 0,14 Euro. Und das würde auf ein KGV von 22 hinauslaufen, also eine durchaus vertretbare Dimension für ein Wachstumsunternehmen.
Fazit
Exasol ist eine spekulative Anlage. Mit dem Börsengang Mitte 2020 kamen dringend benötigte Mittel ins Unternehmen, aber die Erstzeichner und alle späteren Käufer mussten aber 2021 massive Kursverluste hinnehmen. Das hat viel Vertrauen zerstört und dieses wieder aufzubauen, dürfte längere Zeit brauchen.
Der Kurssprung der letzten Wochen in Kombination mit starken Geschäftszahlen und lukrativen neuen Aufträgen könnten die Trendwende einläuten – sofern die Zahlen zum 4. Quartal und zum Gesamtjahr 2024 halten, was die Anleger sich von ihnen versprechen. Nachdem Exasol zuletzt seinen Ausblick bestätigt hatte, sollte hier eigentlich nichts schiefgehen.
Und damit könnte sich der Datenspezialist, der mit einer Marktkapitalisierung von rund 85 Mio. Euro zu den kleineren Nebenwerten zählt, zu einer attraktiven Geldanlage entwickeln. Auch wenn die ehemaligen Höchststände von 30 Euro wohl noch lange außer Reichweite bleiben dürften.
Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Exasol wissen muss
- Exasol ist auf die Entwicklung und den Vertrieb von hochperformanten Datenbanklösungen spezialisiert und zählt hier zu den technologisch führenden Anbietern.
- Mit über 97 % Umsatzanteil tragen die wiederkehrenden Erlöse entscheidend zum Erfolg des Unternehmens bei und machen die Geschäftszahlen gut planbar.
- Im wachstumsstarken Finanzsektor legt Exasol einen Schwerpunkt und konnte zuletzt mehrere einträgliche Aufträge generieren.
- In 2025 winkt die Profitabilität und dank des hoch skalierbaren Geschäftsmodells winken mit jedem neuen Auftrag Margenverbesserungen.
Disclaimer: Habe Exasol nicht auf meiner Beobachtungsliste und nicht im Depot/Wiki.
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