Das neue Jahr startete mit einem Kursschub, bevor es dann einen heftigen Dämpfer gab, bevor die Kurse erneut den Turbo zündeten. Unterm Strich ist bisher noch nicht viel passiert, was die Kurse angeht. Hinter den Kulissen ist aber einiges in Bewegung, das sich mittelfristig erheblich auf die Kurse auswirken kann.
Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich sehr robust und läuft noch besser als erwartet. Das sind eigentlich gute Nachrichten, doch die Börse nahm sie nicht gut auf. Denn eine zu gut laufende US-Wirtschaft erzeugt Inflationsdruck und nimmt damit der Fed die Möglichkeit, die Zinsen weiter zu senken. Doch genau diese Maßnahme würde vielen strauchelnden Bereichen helfen. Denn die Rekordstände der Börsen wurden von einigen wenigen Aktien angefeuert, nicht von der breiten Masse. Der Immobiliensektor oder die Industriewerte leiden unter den hohen Zinsen, weil es sich um kapitalintensive Businessmodelle handelt und seit zweieinhalb Jahren können viele Unternehmen in diesen Branchen gerade mal eben so die Nase über Wasser halten. Doch wenn nun die Zinsen nicht weiter gesenkt werden, oder vielleicht sogar wieder steigen, dürften viele von ihnen absaufen. Und das hätte Folgewirkungen.
Wir erinnern uns an 2023, als eine erste Pleitewelle am US-Büroimmobilienmarkt für Schieflagen bei mehreren Regionalbanken geführt hat, was letztlich in drei der fünf größten Bankenpleiten der USA mündete. An der Börse brach damals kurzzeitig Panik aus, weil Erinnerungen an die Globale Finanzkrise von 2008/09 hochkamen. Die gute Nachricht war, dass sich der US-Bankensektor als gefestigt erwies und die Lage schnell unter Kontrolle bekam. Die schlechte Nachricht ist, dass das zugrundeliegende Problem nicht gelöst ist. Und das sind nicht die hohen Zinsen, sondern die zu hohe Verschuldung auf Basis zu hoch angesetzter Vermögenswerte. Die hohen Zinsen sind dann nur das Öl, das ins Feuer gegossen wird.
Die Zinsentwicklung wird uns daher auch im Jahr 2025 als Dauerthema erhalten bleiben und das besonders angesichts des bevorstehenden Amtsantritts von Don Trump und den unkalkulierbaren Auswirkungen seiner politischen Entscheidungen. Möglicherweise wünschen wir uns bald eine Zeit zurück, in der es hieß, es laufe einfach zu gut.
Tatsächlich sind Aktien die beste Geldanlage für solche Zeiten. Aktien, also Unternehmensanteile, schaffen Werte, die Unternehmen können sich an die veränderte Lage anpassen, ihre Preise und Kosten neu ausrichten und durch den Sturm navigieren. Dabei können die Kurse durchaus kräftig schwanken, doch Aktienwerte ändern sich nicht so stark wie Aktienkurse, erklärte schon Börsenlegende Sir John Templeton. Man kann als Aktionär relativ entspannt bleiben, sofern man die richtigen Aktien im Depot hat. Und das sind nicht die heißesten Meme-Aktien und nicht die angesagtesten Hot-Stocks, sondern Qualitätsunternehmen mit starken Cashflows und tiefem Burggraben, also Preissetzungsmacht.
Klingt langweilig, aber langweilig ist angesagt in stürmischen Zeiten. Und wenn am Ende die Rendite stimmt, war langweilig wohl doch nicht so langweilig... ツ
Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig
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