Donnerstag, 16. Januar 2025

Kissigs Aktien Report: Wird Trump wirklich zum Präsidenten der Investoren, werden diese Asse zu Jokern

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Aktien Report Nr. 195 vom 10.01.2025

Wird Trump wirklich zum Präsidenten der Investoren, werden diese Asse zu Jokern

Nur noch wenige Tage trennen Don Trump vor seiner zweiten Amtszeit und die wird es in sich haben. Anders als vor acht Jahren weiß der Don diesmal genau, was er will. Er hat klare Ziele, auch wenn die öfter mal wechseln, doch solange sie Bestand haben, will er sie auch umsetzen. Und dafür haben seine Helfer bereits eine große Mengen an Präsidialerlassen vorbereitet, die auf die US-Administration und die Welt losgelassen werden – und zwar direkt an Tag Eins nach seiner Amtsübernahme.

Mit solchen Erlassen kann sich ein Präsident am Kongress vorbeimogeln und handeln, ohne die Zustimmung der Volksvertreter einzuholen. Das bietet natürlich immer Reibungspunkte und führt bisweilen zu heftigen Streitereien. Doch für Trump bricht eine vergleichsweise einfache Regierungsperiode an, weil seine Republikaner in beiden Kongresskammern, dem Repräsentantenhaus und dem Senat, ebenfalls die Mehrheit errungen haben. Insofern kann Trump durchregieren, jedenfalls auf dem Papier. Denn "seine" Republikaner machen auch nicht alle jeden Mist mit und gerade im Senat fühlen sich die Senatoren oft ihrem Heimatstaat stärker verbunden als ihrer Partei oder ihrem Präsidenten. Es bleibt also abzuwarten, wie einfach Trump es haben wird, seine politischen Ziele durchzusetzen.

Doch die grundlegende Marschrichtung ist ziemlich klar und wird von den meisten Republikanern geteilt, auch wenn sie nicht Trumps MAGA-Bewegung angehören ("Make America Great Again"). Weniger Woke, mehr klassisches Familienbild. Weniger grüne Energie, mehr fossile Energieträger. Weniger Regulierung, mehr unternehmerische Freiheiten. Weniger Steuern, mehr Privatvermögen. Weniger (illegale) Immigranten, mehr Abschiebungen. Mehr Zölle, weniger Importe. Weniger Staat, mehr Eigennutz.

Die Liste ließe sich noch weiterführen, aber für unsere heutigen Zwecke sind die aufgeführten Punkte mehr als ausreichend. Alles und jeder wird die Auswirkungen zu spüren bekommen. Viele werden darunter leiden, viele werden profitieren. Sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen. Doch während die konkreten Maßnahmen noch nicht bekannt sind, zeichnen sich doch in einigen Bereichen klare Trends ab. Und als Anleger verdient man oft am meisten, wenn man frühzeitig (genug) in einen sich gerade entwickelnden Trend investiert.

Energie: Künstliche Intelligenz braucht mehr Power

Der Boom bei der Künstlichen Intelligenz ist ungebrochen. Manche bezeichnen es als Hype, manche bereits als Blase kurz vor dem Platzen. Fakt ist, dass die Investitionen in KI-Chips und KI-Rechenzentren ungebremst weiter ansteigen. Trotz der wachsenden Zweifel, ob sich überhaupt genügend profitable Geschäftsmodelle finden und etablieren lassen, die dazu führen, dass die gewaltigen Investitionen sich auch irgendwann rechnen. Und das ist keineswegs selbstverständlich.

Vor 25 Jahren gab es den Internetboom. Heute ist eine Welt ohne Internet kaum vorstellbar und unsere heutige Welt hat die weitgehendsten Vorstellungen von vor 25 Jahren bei weitem übertroffen. Und doch sind die meisten Unternehmen aus der damaligen Zeit, die den Megatrend gestaltet haben, Pleite gegangen. Sie waren nicht profitabel und auf immer neue externe Finanzspritzen angewiesen. Und als die Zinsen stiegen und die Börsenkurse massiv einbrachen, waren sie von frischem Geld abgeschnitten und ihre Geschäftsmodelle erwiesen sich als nicht tragbar. Selbst "glasklare" Gewinner von damals haben sich als Groschengrab erwiesen. Wie Cisco Systems, die das Rückgrat des Internets erbaut haben. Die waren kurzfristig mal das teuerste Unternehmen der Welt, weil alle davon ausgingen, dass sich die Datenmengen, die durchs Internet geschickt werden, monatlich verdoppeln würden. Und die Steigerungsraten waren wirklich enorm, aber von einer niedrigen Basis aus, und so wuchsen die Bäume nicht endlos in den Himmel.

Auf kurze Sicht wurden die Wachstumsraten überschätzt und einfach weiter in die Zukunft fortgeschrieben. Das langfristige Wachstum wurde hingegen unterschätzt. Aber die Aktienbewertungen spiegelten genau das Gegenteil wider. Und dieses Szenario droht sich bei den KI-Gewinnern zu wiederholen. Aber… noch ist es nicht soweit, noch erscheint der Zug unaufhaltbar weiterzurasen.

Doch KI ist nicht direkt unser Thema. Es geht um Energie. Viele Entwicklungen werden viel mehr Energie verschlingen als heute. KI-Rechenzentren, Elektromobilität, Telemedizin, Industrie 4.0, um nur einige Treiber zu nennen. Insbesondere der Strombedarf wird massiv zulegen und bereits heute gibt es Engpässe. In Deutschland wurden fahrlässigerweise die Atomkraftwerke abgeschaltet, während sie in anderen Ländern ganz oben auf der Agenda für die Stromversorgung von morgen stehen. Doch von der Idee zur Umsetzung vergehen mindestens 10 Jahre. Kurzfristige Hilfe bei der erkennbaren Stromlücke bieten neue AKWs also nicht. Ebenso wenig neue Wind- und Solaranlagen, denn die können den wachsenden Strombedarf nicht annähernd ausgleichen, zumal sie vielerorts eigentlich fossile Energieträger ersetzen sollen. Inwieweit regenerative Energieträger in den USA noch eine Zukunft haben, steht noch nicht fest. Don Trump würde die gerne loswerden; das wird nicht klappen, aber für den weiteren Ausbau dürfte es eher höhere Hürden geben. Öl und Gas stehen hoch auf seiner Agenda. Und Kohle.

Kohle ist unter CO2-Gesichtspunkten der schlechteste Energieträger, aber er ist reichlich vorhanden. In den USA ist Kohle noch immer ein wichtiger Bestandteil des Energieträgermixes und unter Joe Biden wurde die Stilllegung vieler Kohleminen forciert. Kein Wunder, dass er bzw. seine potenzielle Nachfolgerin Kamala Harris in den betroffenen Staaten besonders stark verloren haben. Die vielen neuen Trump-Wähler haben eine hohe Erwartungshaltung was den künftigen Kohleabbau angeht.

Chance: CONSOL Energy (CEIX)

CONSOL Energy Inc. aus Pennsylvania ist ein führender Produzent von hochwertiger Steinkohle. Das 1864 gegründete Unternehmen betreibt hauptsächlich seinen Pennsylvania Mining Complex (PAMC) und das CONSOL Marine Terminal. Der Betrieb des Unternehmens wird strategisch unterstützt durch sein logistisches Schienennetz, das von Norfolk Southern und CSX bereitgestellt wird, und sein Kohleexportterminal im Hafen von Baltimore. Zudem erweitert CONSOL seinen Itmann Mining Complex, von dem ein weiteres Wachstum im Bereich hochwertiger Kohle mit hohem Energiegehalt ausgeht.

CONSOL Energy verfügt über eine gesunde Bilanz mit einem attraktiven Free Cashflow-Profil. Die Bewertung mit einem Forward-KGV von knapp 10 erscheint attraktiv. Das gilt umso mehr, als dass sich der Aktienkurs in den letzten 5 Jahren um 750 % erhöht hat, was die Bewertung entsprechend in die Höhe geschraubt hat. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich der Kurs aktuell wieder auf dem Niveau von Herbst 2023 bewegt und damit die letzten 15 Monate den Anlegern viel Geduld abverlangt haben.

Dazu beigetragen hat auch, dass CONSOL den Rivalen Arch Resources übernehmen will, um einen 5 Mrd. USD schweren Kohlegiganten zu formen – und dass der Deal aus heutiger Sicht zu einem erhöhten Übernahmepreis vereinbart wurde auf dem Höhepunkt der Euphorie. Auf der anderen Seite bieten sich hieraus auch Chancen, weil die bestehenden und neuen Ertragspotenziale zurzeit nicht auf dem Schirm der Anleger auftauchen.

Finanzwerte: Wenn der Gordische Knoten durchschlagen wird

Der Finanzsektor gehörte im letzten Jahr zu den am besten performenden Sektoren im S&P 500 Index. Angesichts der Zinssenkungsphantasie ist das eigentlich überraschend, da höhere Zinsen für die Banken bessere Verdienstmöglichkeiten bedeuten. Doch der Finanzsektor wird längst nicht mehr von den Banken und Versicherungen dominiert, FinTechs und insbesondere Alternative Asset Manager spielen ebenfalls eine gewichtige Rolle. Nachdem die Aufnahmeregeln für die S&P 500-Aufnahme geändert wurden und somit auch Finanzinvestoren Aufnahme finden konnten, wenn sie die üblichen Kriterien erfüllen, haben es innerhalb weniger Monate gleich drei von ihnen geschafft: Blackstone, KKR und Apollo Global Management wurden in den S&P 500 aufgenommen und haben auch zu dessen starker Performance beigetragen:

Blackstone steht 42 % höher als vor 12 Monaten, Apollo 68 % und KKR sogar 80 % verglichen mit 24 % für den S&P selbst.

Dabei sorgten bei den Finanzinvestoren gleich mehrere Faktoren für Rückenwind. Sie verzeichnen noch immer hohe Mittelzuflüsse von Investoren und können somit ihre Managementprovisionen steigern, die an die Assets under Management (AuM) gekoppelt sind. Zudem wächst der Bereich „Private Credit“ besonders stark, wo sie in einen Markt drängen, den zuvor die Banken dominiert haben. Diese sind aufgrund regulatorischer Einschränkungen und erhöhter Eigenkapitalvorschriften zum Rückzug gezwungen gewesen und kriegen hier kaum noch einen Fuß auf den Boden. inzwischen sind die Großbanken dazu übergegangen, sich mit den Finanzinvestoren zusammenzutun, um diesen Wachstumsmarkt nicht vollständig zu verlieren.

Doch es gab auch Gegenwind. Die hohen Zinsen haben den Markt für Fusionen und Übernahmen (M&A) implodieren lassen und damit sind die Erfolgsprovisionen der Finanzinvestoren deutlich gesunken. Zudem war die US-Wettbewerbsbehörde unter Bidens Frontfrau Lina Khan eher restriktiv bzgl. Fusionen und Übernahmen und hat auch den großen Technologie-Unternehmen das Leben schwer gemacht. Zahlreiche Wettbewerbsklagen gegen Apple, Alphabet, Amazon usw. liegen vor Gericht und der von Trump auserkorene Khan-Nachfolger ist einer der stärksten Kritiker der Verfahren. Merger & Acquisitions dürften also bald wieder Konjunktur haben und (auch) den Finanzinvestoren das Geschäft bald wieder viel leichter machen. Das gesunkene Zinsumfeld trägt ebenfalls dazu bei.

Trump will zudem die Investitionen in den USA erhöhen. Dazu sollen seine Strafzölle dienen. Die Infrastruktur ist in den USA noch maroder als in Europa und auch hier sind Billionen von Dollar nötig. Geld, das der Staat weder aufbringen kann noch will. Es muss also aus alternativen Quellen kommen und (auch) hier kommt den Finanzinvestoren eine Schlüsselrolle zu.

Darüber hinaus wittern sie eine weitere Chance. In den USA hat Aktiensparen zur Altersvorsorge eine starke Tradition und wird staatlich gefördert. Der sog. 401(k)-Plan bezeichnet ein vom Arbeitgeber mitfinanziertes Modell der privaten Altersvorsorge und die Finanzinvestoren drängen schon länger darauf, dass zu den förderfähigen Investments zukünftig auch Investitionen in Alternative Assets gehören sollen, also die von Private Equity-Firmen aufgelegten Fonds für fremdfinanzierte Übernahmen, Private Credit und illiquide Immobiliengeschäfte. Die Finanzinvestoren erhoffen sich hiervon eine Verdopplung der Nachfrage für ihre Fondsanlagen, denn in den 401(k)-Plänen stecken viele Billionen USD.

Chance: Apollo Global Management

Apollo ist einer der führenden Finanzinvestoren der Welt. Sein Schwerpunkt liegt einerseits bei Private Credit und auf der anderen Seite im Bereich der Altersvorsorge (über die Tochter Athene). Das zweite Standbein bietet den großen Vorteil, dass die Versicherungsprämien (der „Float“) 25 bis 30 Jahre zu Investitionszwecken zur Verfügung steht und nicht die bei Finanzinvestoren üblichen 7 bis 10 Jahre. Das ermöglicht ganz andere Investitionen.

Co-Gründer von Apollo ist Marc Rowan, der Athene aufgebaut hat. Und Rowan gehört zu den größten Unterstützern von Donald Trump und er war sogar als künftiger Finanzminister in Trumps neuer Administration gehandelt worden.

Ende des 3. Quartals 2024 hatte Apollo 733 Mrd. USD an Assets under Management, wovon 598 Mrd. auf Private Credit entfielen und 135 Mrd. auf Equity, also Unternehmensbeteiligungen. Allerdings hat Apollo noch nicht die gesamte Summe am Arbeiten, sondern verfügt noch über reichlich „Dry Powder“ für weitere Investitionen. Im Bereich Private Credit spielten 479 Mrd. USD Gebühren ein und bei Equity waren es 72 Mrd. USD. Und für das 4. Quartal verbuchte das Altersvorsorge-Segment Athene frische Quartalszuflüsse in Höhe von 77 Mrd. USD und das Vermögensverwaltungssegment 72 Mrd. USD.

In den nächsten 5 Jahren will Apollo sein Nettoergebnis je Aktie um 15 % pro Jahr steigern, was bis Ende 2029 auf eine Verdopplung hinausläuft. Hierin sind die möglichen positiven Effekte aus den erwartbaren Trump-Moves noch nicht enthalten und bergen zusätzliches Potenzial.

Mein Fazit

Unter Trump wird alles anders, aber nicht zwangsläufig auch besser. Es werden sich recht schnell Gewinner und Verlierer seiner Politik abzeichnen und die Börse wird darauf reagieren. Die kurzfristigen politischen Schwankungen werden dem entsprechend zunehmen, das zeigte bereits seine erste Amtszeit. Doch losgelöst von kurzfristigen Spekulationen zeichnen sich Leitplanken für seine Politik ab, die einigen Branchen zu extra Rückenwind verhelfen dürften. Wenn diese ohnehin schon starke Perspektiven vor der Brust haben, bieten sich hier gleich doppelt Chancen. Und diese winken im Energiesektor genauso wie im Finanzsektor.

CONSOL Energy und Apollo sind trotz der starken Kursentwicklung der letzten Jahre auch auf dem erhöhten Niveau attraktiv bepreist angesichts der ziemlich absehbaren Cashflow- und Gewinnsteigerungen in den nächsten Jahre und damit potenzielle Depotkandidaten – nicht nur für Trump-Fans.

Möge die Rendite mit euch sein!
Euer Börsenbarde
Michael C. Kissig

Disclaimer: Habe Apollo, Blackstone, KKR auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

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