Freitag, 24. Januar 2025

Kissigs Aktien Report: Bei diesen beiden Finanzkrisenlosern wittert Starinvestor Bill Ackman Milliardenpotenziale – und nicht nur dort…

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Aktien Report Nr. 196 vom 17.01.2025

Bei diesen beiden Finanzkrisenlosern wittert Starinvestor Bill Ackman Milliardenpotenziale – und nicht nur dort…

Seinen Ruf als aktivistischer Investor hat sich Bill Ackman redlich verdient. Er mischt sich gerne in Unternehmen ein und deren Management dann auf, um für sich und seine Anleger die maximale Rendite rauszuholen. Sein Hedgefonds "Pershing Square Holdings Ltd." ist inzwischen sogar an deutschen Börsen handelbar, so dass man als Aktionär an Ackmans Erfolgen teilhaben kann.

Er ist verpflichtet, seine börsennotierten US-Beteiligungen alle drei Monate der US-Börsenaufsicht SEC zu melden, daher können Anleger seine Investments gut im Blick behalten – jedenfalls die meisten davon, denn ausländische und/oder nicht börsennotierte Beteiligungen muss Ackman nicht offenlegen.

Ackman fährt dabei einen fokussierten Anlagestil und setzt auf nur wenige Unternehmen, dafür dann aber große Beträge. Ende September 2024 hatte sein Depot einen Wert von 12,9 Mrd. USD und enthielt diese Papiere:

  • 14,9 % Alphabet
  • 13,5 % Brookfield Corp.
  • 13,2 % Hilton Worldwide
  • 12,9 % Chipotle Mexican Grill
  • 12,8 % Restaurant Brands Int.
  • 11,3 % Howard Hughes Holdings
  • 11,1 % Nike
  •   9,9 % Canadian Pacific Railway
  •   0,5 % Seaport Entertainmant

Ackman zielt auf Howard Hughes Holdings

Bei seinen Beteiligungen handelt es sich überwiegend um bekannte Unternehmen, die oft auch in der Öffentlichkeit stehen, so dass man kaum Überraschungen erwartet. Und doch gibt es sie. So hält Ackman an Howard Hughes inzwischen 38 %.

Seine erste Beteiligung an dem Spezial-Immobilienunternehmen ging Ackman 2010 im Zuge der Abspaltung von GGP Inc. ein. General Growth Properties war eine amerikanische Immobiliengesellschaft und der zweitgrößte Betreiber von Einkaufszentren in den Vereinigten Staaten. Sie wurde 1954 gegründet und hatte ihren Hauptsitz ab dem Jahr 2000 in Chicago. Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags im Jahr 2009 war das Unternehmen von der größten Immobilieninsolvenz in der amerikanischen Geschichte betroffen. Doch der Großteil von Ackmans aktuellem Anteil stammt aus einer Aufstockung von rund 10 Mio. Aktien im 1. Quartal 2020 zu etwa 50 USD je Aktie im Rahmen einer Privatplatzierung. Später folgten weitere signifikante Aufstockungen.

Als Begründung für sein Engagement hatte Ackman seinen Investoren erklärt, Howard Hughes habe das "einzigartige vorteilhafte Geschäftsmodell" des Besitzes von Master Planned Communities (MPCs), die selbst 2022 inmitten eines schwierigen makroökonomischen Umfelds zu einer robusten Performance geführt hätten. MPCs sind in sich geschlossene, einheitliche Wohngebiete mit klaren Grenzen und einem umfassenden Angebot an Flächennutzungen, Beschäftigungsmöglichkeiten sowie öffentlichen Einrichtungen und Dienstleistungen. Howard Hughes konzipiert diese, setzt sie um und betreibt sie. Die MPCs von Howard Hughes befinden sich in Staaten mit niedrigen Lebenshaltungskosten und niedrigen Steuern wie Texas und Nevada, die weiterhin von einer starken Zuwanderung profitieren. Ackman meint, Howard Hughes bleibe von den Auswirkungen erhöhter Zinssätze und der Volatilität der Kapitalmärkte weitgehend verschont, da die Schulden des Unternehmens entweder festverzinslich oder abgesichert seien und fast 90 % erst 2026 oder später fällig seien.

Vor einigen Tagen bot Ackmans Investmentfirma Pershing Square nun an, Aktien des Immobilienentwicklers Howard Hughes Holdings im Wert von 1 Mrd. USD Dollar für 85 USD je Aktie zu kaufen. Ackman hat die Gründung einer Tochtergesellschaft von Pershing Square vorgeschlagen, die mit Howard Hughes fusionieren und den Anlegern die Möglichkeit geben würde, das 85-Dollar-Angebot anzunehmen oder ihre Investitionen in das kombinierte Unternehmen zu übertragen, heißt es in dem Schreiben. Neben dem Kaufangebot der Pershing-Tochter würde Howard Hughes auch einen Aktienrückkauf im Wert von 500 Mio. USD zum selben Preis von 85 USD durchführen und nach Abschluss der Transaktion würde Pershing Square zwischen 61,1 % und 69,2 % des kombinierten Unternehmens besitzen.

Klingt kompliziert, ist es irgendwie auch. Aber die Absicht dahinter ist ziemlich simpel. Howard Hughes erzeugt starke, stabile und steigende Cashflows und die will Ackman sich möglichst vollständig sichern. Seine Absicht dahinter ist, eine "moderne Berkshire Hathaway" zu initiieren. Berkshire Hathaway ist die Investmentgesellschaft von Warren Buffett und wenngleich die öffentliche Wahrnehmung sich vor allem um dessen Aktieninvestments, wie Apple, American Express, Coca Cola usw. dreht, mit denen er seit seiner Übernahme von Berkshire im Jahr 1965 3,6 Mio. Prozent Kursgewinn eingefahren hat (kein Schreibfehler!), liegt das große Erfolgsgeheimnis doch woanders: im Float. Berkshire hat neben vielen Aktienbeteiligungen auch eine ganze Reihe von nicht börsennotierten Tochtergesellschaften, darunter einige Versicherungskonzerne. Und da Berskhire diese ganz oder mehrheitlich besitzt, fließen deren Versicherungsprämien in Berkshires bzw. Buffetts Taschen. Und mit diesem Geld kann er solange arbeiten, bis es an die Versicherten ausgezahlt werden muss. Und bis dahin können Jahrzehnte vergehen. Für Buffett stellt dieser Float also ein zinsloses Darlehen dar, das er in weitere Unternehmen investieren kann, wo es dann für ihn Geld verdient.

Wer weiß, wie der Zinseszins funktioniert, kann erahnen, wie es sich auswirkt, wenn man ein paar Milliarden mehr für 10, 20 oder 30 Jahre Rendite erwirtschaften lassen kann.

Bill Ackman hat das verstanden und will mit Howard Hughes dasselbe erreichen. Das Unternehmen erwirtschaftet relativ sichere hohe Cashflows, die es für sein eigenes Business in dieser Höhe gar nicht braucht. Also will Ackmann sich diese sichern, um sie in Firmenübernahmen und/oder Aktienbeteiligungen zu investieren. Wenn’s klappt, wäre das ein ziemlich eleganter Move und wertschöpfend für ihn und seine Aktionäre bei Pershing Square.

Fannie Mae und Freddie Mac

Ackman treiben aber noch mehr Gedankenspiele um und die Hoffnung auf Milliardengewinne. Nicht (mehr) an einer geregelten Börse, sondern nur noch OTC sind zwei Unternehmen gelistet, an denen er fett beteiligt ist: Fannie Mae und Freddie Mac. In seinem 13F muss er sie deshalb nicht aufführen, aber ab und zu erwähnt er sie in seinen Investorenbriefen und die Amtsübernahme von Donald Trump veranlasste Ackman nun, seinen Investmentcase für die beiden Unternehmen öffentlich auszurollen und auf die Vervielfacherchance hinzuweisen (und damit indirekt seinen Hedgefonds Pershing Square anzupreisen, der dort stark investiert ist).

Fannie Mae und Freddie Mac spielen seit ihrer Gründung durch den US-Kongress im Jahr 1938 eine wichtige Rolle im nationalen Wohnungsfinanzierungssystem. Sie sorgen für Liquidität, Stabilität und Erschwinglichkeit auf dem Hypothekenmarkt, indem sie Tausenden von Banken, Sparkassen und Hypothekengesellschaften, die Kredite zur Finanzierung von Wohnimmobilien vergeben, Liquidität zur Verfügung stellen. Sie kaufen also Hypotheken von Kreditgebern und halten diese Hypotheken entweder in ihren Portfolios oder verpacken die Kredite in hypothekarisch gesicherte Wertpapiere (MBS), die verkauft werden können. Die Kreditgeber verwenden das Geld, das sie durch den Verkauf von Hypotheken an die Unternehmen erhalten, für weitere Kredite. Während der Globalen Finanzkrise gerieten beide in Schieflage und mussten 2008 vom Staat mit 187 Mrd. USD gerettet werden. Im Zuge der Rettungsaktion wurden sie von der Börse genommen und wurden mit scharfen Auflagen belegt. Eine davon war, dass sie ihre Gewinne im Rahmen einer "Net Sweep-Vereinbarung" an das Finanzministerium abzuführen haben. Diese Rettungskation hat sich als eine der lukrativsten Entscheidungen aller Zeiten herausgestellt denn in den seitdem vergangenen 16 Jahren führten beide zusammen rund 300 Mrd. USD an Gewinnen an das US-Finanzministerium ab.

Am 15. November 2013 offenbarte Bill Ackman die beiden Unternehmen als weitere Long-Positionen seiner Partnerschaft. Ackman hielt seinerzeit knapp 10 % der ausstehenden Aktien an beiden Unternehmen: 115,57 Mio. Aktien von Fannie Mae auf einer Kostenbasis von 2,29 USD und 63,5 Mio. Aktien von Freddie Mac auf einer Kostenbasis von 2,14 USD. Der kombinierte Investitionsaufwand betrug rund 400 Mio. USD.

Im März 2018 teilte Pershing Square mit, dass man inzwischen fast 21 % an den beiden Unternehmen halten würde. In seinem Brief an die Investoren erklärte Bill Ackmann, Fannie Mae und Freddie Mac blieben wertvolle Optionen für den Fall, dass die Unternehmen aus der Zwangsverwaltung entlassen würden. Abweisende Gerichtsurteile haben inzwischen die jahrelang vorgebrachten Aktionärsklagen effektiv beendet und stellen keine Belastung mehr dar.

Des Weiteren erklärte Ackman, beide Unternehmen würden stetig Kapital durch einbehaltene Gewinne aufbauen, was ihr kombiniertes Kapital auf inzwischen über 100 Mrd. USD erhöht habe; sie hätten sich damit zu "Kapitalfestungen" entwickelt.

Ackman glaubt, es sei lediglich eine Frage des Zeitpunkts und nicht des Ob, dass Fannie Mae und Freddie Mac aus der staatlichen Kontrolle entlassen werden, da die wirtschaftlichen und politischen Gründe für die Unabhängigkeit von Fannie und Freddie intakt seien. Und nun ist er überzeugt, dass einige "Government-sponsored Enterprises" (GSEs), darunter Fannie Mae und Freddie Mac unter Trump wieder privatisiert und an die Börse gebracht würden. Das US-Schatzamt hält wiederum Optionsscheine, die knapp 80 % an deren Stammaktien und vorrangigen Vorzugsaktien entsprechen und einem Wert von ungefähr 193 Mrd. USD entsprechen.

Und hier wird es nun wirklich interessant… unter der ersten Trump-Administration wurden wichtige Schritte zur Reformierung der GSEs unternommen. Der damalige Finanzminister Steven Mnuchin beendete die Net-Sweep-Vereinbarung und ermöglichte es den Unternehmen, Gewinne einzubehalten und Kapitalreserven wieder aufzubauen. Die Federal Housing Finance Agency (FHFA) führte zudem neue Kapitalanforderungen ein und schuf damit die Voraussetzungen für einen möglichen Ausstieg aus der staatlichen Zwangsverwaltung.

Bill Ackman zeigt sich überzeugt, dass eine zweite Trump-Regierung dort weitermachen würde, wo diese Reformen aufgehört haben. Er schätzt, dass ein erfolgreicher Ausstieg der Regierung zusätzliche Gewinne in Höhe von 300 Mrd. USD einbringen und gleichzeitig 8 Billionen USD an Verbindlichkeiten aus ihrer Bilanz entfernen könnte. Zwei sehr hohe Anreize für eine klamme Regierung.

Darüber hinaus geht Ackman davon aus, dass die Aktien bei einem Börsengang Ende 2026 zu einem Preis von etwa 31 USD gehandelt werden könnten und anschließend die Bewertung bis 2028 auf 34 USD je Aktie steigen könnte. Solche Prognosen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen und besonders dann, wenn sie von jemandem stammen, der den größten Nutzen daraus ziehen würde.

Aber selbst wenn Ackman zu hoch greift, zeigt sich doch das enorme Potenzial: denn seiner Rechnung folgend läge der potenzielle Gewinn bei 679 % für Fannie Mae und 705 % für Freddie Mac. Übern Daumen gepeilt erhofft sich Ackman also eine Verachtfachung des Wertes seiner Beteiligungen.

Mein Fazit

Bill Ackman polarisiert. Er beweist oftmals ein feines Gespür für außerordentliche Gewinnmöglichkeiten und ist sich sicher, bei Howard Hughes und vor allem Fannie Mae und Freddie Mac viele Milliarden verdienen zu können. Bei allen drei Unternehmen ist er schon viele Jahre investiert und sein Interesse reicht jeweils bis zu den existenzbedrohlichen Phasen während der Globalen Finanzkrise 2008/09 zurück. Es sind also keine spontanen Schnellschüsse, sondern langfristig angelegte Spekulationen.

Doch auch diese sind keine Garantie für einen Erfolg. Ackmans Name wird auch für immer mit einem der größten Flops der Finanzgeschichte verbunden bleiben: Valeant Pharmaceuticals.

Bill Ackman hatte Valeant zur größten Position seines Hedgefonds Pershing Square Capital Management ausgebaut und Valeant 2015 öffentlich als "neue Berkshire Hathaway" bezeichnet. Das Geschäftsmodell sei dem der Investmentholding des Value Investors Warren Buffett ähnlich, denn auch Valeant kaufe Unternehmen und steigere dann ihren Wert. Die massiv ansteigende Verschuldung für die Übernahmen schien hierbei nur ein vernachlässigenswerter Kollateraleffekt. Doch damit lag Ackmann falsch, mit so ziemlich jeder Einschätzung bisher zu Valeant. Valeant kaufte kleine Pharmaunternehmen und Biotechwerte bzw. deren Patente, um im Anschluss die Preise der Produkte massiv anzuheben. So generierte man höhere Umsätze und höhere Margen - zulasten der Patienten und des Gesundheitssystems. Und dieses Geschäftsmodell ist gescheitert. Die Praxis der horrenden Preiserhöhungen ist im US-Wahlkampf ein Themenfeld gewesen, bei dem sich 2016 beide Präsidentschaftskandidaten, Donald Trump und Hillary Clinton, einig waren, die Gier zu bekämpfen. Das hat nicht nur Valeant, sondern dem ganzen Biotech- und Pharmasektor schwer zugesetzt. Bei Valeant kamen aber auch weitaus gewichtigere Probleme ans Licht, auf bilanzielle Unregelmäßigkeiten folgten Justiz-Ermittlungen, Klagen und Senatsanhörungen. Der Aktienkurs implodierte und Ackman verlor Milliarden. Irgendwann zog er die Reißleine und zog sich mit zwei blauen Augen aus der Nummer zurück (Valeant wagte später den Neustart, übernahm den Namen der maßgeblichen Tochter Bausch & Lomb und startete den Turnaround).
Seinen Status als aufgehender Stern am Investorenhimmel und als "neuer Warren Buffett" war heftig ramponiert. Aber nicht dauerhaft, denn er kämpfte sich mit aufsehenerregenden Erfolgen wieder zurück an die Spitze. Legendär war seine milliardenschwere Wette gegen die Aktienmärkte zu Beginn der Corona-Pandemie, die ihm mehrere Milliarden USD Gewinn einbrachte. Und beinahe auf dem Hochpunkt der Panik verkaufte er seine Puts und investierte alles in aussichtsreiche Unternehmen. Sein heutiges Portfolio an Qualitätsunternehmen ist auch eine Folge seiner grenzgenialen Entscheidungen aus dem Corona-Winter 2020.

Unterm Strich kann man festhalten, dass Bill Ackman nicht unfehlbar ist und wenn er falsch liegt, auch mal ordentlich Geld verliert. Andererseits liegt er meistens richtig und auch dann bewegt sich sein Depot um Milliardensummen. Mit Howard Hughes peilt er eine neue Dimension an und kann vielleicht wirklich Buffetts Erfolgsmodell kopieren, während er mit seiner Spekulation auf eine Re-Privatisierung von Fannie Mae und Freddie Mac zwei besonders heiße Eisen im Feuer hat.

Anleger können davon profitieren, indem sie Aktien seiner Pershing Square Holdings Ltd. kaufen. Allerdings, auch das gehört zur Wahrheit dazu, notiert diese meistens mit deutlichem Abschlag auf ihren Buchwert – aktuell sind es fast 30 %. Das ist außergewöhnlich hoch und vermutlich wird der Abschlag nie komplett aufgeholt werden. Aber wenn der Wert um einige Milliarden steigt, wird die Aktie folgen. So oder so…

Möge die Rendite mit euch sein!
Euer Börsenbarde
Michael C. Kissig

Disclaimer: Habe Alphabet, Apple, Berkshire, Brookfield auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

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