Mit meinem Ausblick auf 2024 lag ich gar nicht weit daneben, aber in einigen Details dann doch. Das war bereits 2023 so, doch im Unterschied zu damals konnte ich in den letzten 12 Monaten die dümmsten größten Fehler vermeiden und musste daher nur geringe Kurskorrekturen vornehmen. Es war nicht der breite Markt, der die Hausse befeuerte, sondern nur noch wenige Werte, aber die machten auch 2024 zu einem der besten Börsenjahre der Geschichte. Es war der KI-Hype und die großen Technologiewerte, die wir inzwischen als "Magnificent Seven" kennen, und so schnitten die US-Börsen das sechste Mal innerhalb der letzten sieben Jahre besser ab als europäische Aktien. Doch auch ohne diese "Glorreichen" im Depot konnte man Börsenerfolge feiern. Allerdings nicht mit Nebenwerten und auch schon gar nicht jenseits des US-Markts. Ob Deutschland oder China, überall herrscht Börsenkatzenjammer und selten war der Unterschied so gewaltig zwischen der Masse an börsennotierten Unternehmen und die zugstarken Marktführer.
"Lies die Marktprognosen des letzten Jahres und du wirst Jahresprognosen nie wieder ernst nehmen."
Hier lest ihr (m)eine Abrechnung mit 2024 und einen Ausblick auf 2025. Das wird ganz bestimmt nicht leichter, aber sicherlich anders. Und möglicherweise sogar (noch) besser, denn die Zukunft sah schon immer besser aus als die Vergangenheit. Echt? Echt! Aber es kommt drauf an...
2024 im Rückspiegel
Beginnen wir mit einem Rückblick auf meine Vorhersagen für 2024: Ich erwartete, dass uns die Inflation erhalten bleibt, auch dank anziehender Löhne und weiter steigender Mieten, trotz fallender Immobilienpreise. Eine große Gefahr sah ich in der Inflation nicht mehr, wohl aber eine hartnäckige und anhaltende Belastung. Wegen des robusten US-Arbeitsmarkts, einer ebenso starken US-Wirtschaft sowie der US-Präsidentschaftswahl, die immer für gute Börsenjahre sorgt, sah ich Spielraum für einige Zinssenkungen durch die Fed und steigende Börsenkurse. Mit diesen Einschätzungen lag ich ziemlich richtig, beinahe schon orakelhaft. Und doch kam es in entscheidenden Details anders.
Denn meine Schlussfolgerung war, dass Inflations- und Zinsdruck bereits im Frühjahr 2024 spürbar nachlassen würden und dann bereits der Zinssenkungszyklus beginnen würde - mit entsprechend positiven Impulsen für den siechenden US-Immobilienmarkt. Und damit lag ich voll daneben. Die Inflation war zäh und die Zinssenkungen ließen bis in die zweite Jahreshälfte auf sich warten. Und als sie kamen, war die Vorfreude am Immobilienmarkt schon wieder verpufft. Denn während die Fed die Zinsen senkte, zeigte die Inflationsrate bereits wieder Anzeichen von Stärke, so dass die langjährigen Marktzinsen wieder zu steigen begannen. Zwischen dem Hoch im April 2024 und der ersten Zinssenkung der Fed am 18. September fiel der Zinssatz für 30-jährige Hypotheken von 7,5 % auf 6,11 %. Der ersten Zinssenkung von 50 Basispunkten folgten zwei kleinere, so dass der Notenbankzins insgesamt um 100 Basispunkte gesenkt wurde. Doch die Hypothekenzinsen drehten umgehend und haben inzwischen wieder die Marke von 7 % überschritten: 1 % Zinssenkung der Notenbank stehen 1 % Zinssteigerung bei den Hypotheken gegenüber. Weil die Erwartung weiterer Zinssenkungen deutlich nachgelassen hat!
Doch die heutigen Immobilienbesitzer trifft dies vergleichsweise wenig, denn die meisten Hypotheken in den USA wurden während der Niedrigzinsphase langfristig festgeschrieben: 95 % der Hypotheken sind für 30 Jahre festgeschrieben und 56 % aller Hypotheken haben einen Zinssatz von unter 4 %. Es können sich wegen der aktuell deutlich höheren Zinssätze immer weniger Amerikaner eine eigene Immobilie leisten, so dass die Zahl der Transaktionen auf das Niveau von 2008, also während der Globalen Finanzkrise, eingebrochen ist. Der US-Immobilienmarkt ist völlig ausgedörrt und das wird sich auch nicht kurzfristig ändern, denn das Zinsniveau müsste schon deutlich sinken (mindestens zwei Prozentpunkte in Richtung 5 %), damit sich für diese Menschen das "Home-Flipping" wieder lohnt. Solange dies nicht geschieht, schwimmt Opendoor in einem ausgetrockneten Teich!
Und so verglühte mein Jahresfavorit Opendoor Technologies wie Katzengold im Schmelztiegel und legte eine qualvolle Bruchlandung hin mit einem Kurseinbruch von rund 60 %. Ich habe meine Position abgebaut, als ich erkennen musste, dass ich falsch lag. Und habe mit dem Geld Positionen aufgestockt, wo ich genau richtig positioniert war bin: bei den Alternativen Asset Managern.
In meinem 2024er Jahresrückblick schrieb ich:
"Den Arsch gerettet hat mir 2023 letztlich meine Einschätzung zu den Alternativen Asset Managern und dass ich ihr konsequent gefolgt bin. Meine Aussage war: "Ich glaube weiterhin an das Geschäftsmodell der Asset Manager und daher habe ich einige von ihnen hoch gewichtet in meinem Depot. Dabei ist mir klar, dass die Provisionen im 4. Quartal 2022 nicht gut abgeschnitten haben dürften, aber dieses Wirtschafts- und Börsenumfeld bietet ihnen die Chance, ihre hunderte von Mrd. USD an Dry Powder zu investieren und damit die Basis für die steigenden Provisionen der künftigen Jahre zu legen". (...) Meine Schlussbemerkung gilt erneut den Alternativen Asset Managern. Sie dürften von den Zinssenkungen profitieren, weil Anleihen und Zinsanlagen als "Wettbewerber" wieder unattraktiver werden. Zudem bieten die wiedererstarkten Börsen bessere Gelegenheiten, Assets zu Geld zu machen und damit Gewinne für die Investoren und Aktionäre zu erzielen. Die Assets under Management (AuM) wachsen weiter, der neue Fokus auf 'Private Credit' zahlt sich aus".
Diese Überlegungen erwiesen sich als grundrichtig und bestätigten sich in 2024 mit jedem neuen Quartalsergebnis aufs Neue. Ich habe daher mehrfach meine Position bei den Finanzinvestoren weiter aufgestockt, weil für mich in dieser Branche die AuM- und Gewinnsteigerungen absehbar waren - und sind. Allerdings bin ich ich etwas mehr in die Breite gegangen und habe mich neben meinen drei Favoriten Apollo, Blackstone und KKR in der zweiten Jahreshälfte 2024 auch noch in die kanadische Brookfield Corp. und zuletzt auch in Ares Management eingekauft. In Summe machen meine Investments in die Finanzinvestoren inzwischen rund 50 % meines Vermögens aus und damit deutlich mehr als die 38,5 % Ende 2023. Diese Steigerung resultierte sowohl aus dem Aufstocken meiner Positionen als auch aus deren sehr starken Kursentwicklung.
Beide Faktoren bescherten meinem Depot in 2024 enorme Zuwächse. Obwohl der Immobilienmarkt sich nicht erholt hat und obwohl der M&A-Markt noch immer am Boden liegt - beides sind die größten Treiber für Exit-Gewinne der Finanzinvestoren und dem entsprechend für ihre Erfolgsprovisionen. Diese liegen weiterhin brach und bergen damit erhebliches zusätzliches Gewinnpotenzial für die nächsten Jahre. Darüber hinaus wird eine wieder erhöhte Aktivität bei Fusionen und Übernahmen auch den Geschäften des M&A-Beraters PJT Partners weiteren Schub verleihen.
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All meine Finanzinvestoren gehen über den Daumen gepeilt davon aus, in den nächsten fünf Jahren ihre Assets under Management zu verdoppeln und dabei ihre Provisionseinnahmen überproportional zu steigern. Damit würden sie im Prinzip "nur" die Erfolge der letzten Jahre (und Jahrzehnte) fortschreiben und ich teile ihre positive Einschätzung. Die absehbaren Gewinnsteigerungen werden auch den Aktienkursen weiter Rückenwind verschaffen und deshalb bin ich hier gerne Aktionär. Selbst bei Kurseinbrüchen kann ich diese relativ entspannt an mir vorüberziehen lassen.
Energie und Rohstoffe spielten für mich auch im Jahr 2024 wieder nur eine Nebenrolle. Im Vergleich zu 2022 und 2023 ging ich von fallenden Energiepreisen aus, was ein wichtiges Standbein meiner These zur sinkenden Inflationsrate war, aber ansonsten war und ist die Energiebranche nicht meine bevorzugte Investitionsspielwiese: zu viel staatliche Regulierung, zu langer und hoher Investitionsaufwand. Und doch... im Frühjahr wuchs die Hoffnung auf eine kräftige Erholung der Weltkonjunktur angesichts bevorstehender Zinssenkungen und ich entschloss mich, meine Position bei Texas Pacific Land aufzustocken. Das Unternehmen fördert nicht selbst Öl und Gas, sondern ist "nur" ein Landbesitzer, der die Förderrechte vergibt.
Zudem habe ich für einige Zeit parallel auf die Deutsche Rohstoff AG gesetzt, die in den USA über mehrere Tochtergesellschaften sehr erfolgreich Öl und Gas fördert. Nach einigen Monaten habe ich mich von der DRAG als Investor wieder verabschiedet und mich statt dessen voll auf Texas Pacific Land konzentriert, weil China und die Weltkonjunktur schwächelten mit entsprechendem Druck auf die Ölpreise, während die US-Wirtschaft robust blieb und unter Trump ein Anziehen der US-Wirtschaft und eine erhöhte Förderung hochwahrscheinlich sind. Ende April hatte die DRAG ihr Allzeithoch bei 45 Euro markiert, seitdem geht wieder bergab; am Ende blieb für für die Aktionäre in 2024 kaum Kursgewinn und nur die Dividendenernte. Auch wenn ich deutlich unterhalb von 40 Euro verkauft habe, spielte mir die Entwicklung in die Karten, da ich mit dem Verkaufserlös TPL aufgestockt habe. Und deren Kurs war zwar seit dem Jahresstart bereits von 500 auf 800 Euro angestiegen, aber ab Ende September hat er sich innerhalb von nur sieben Wochen auf 1.750 Euro nochmals mehr als verdoppelt. Anschließend folgte eine heftige Korrektur dieses kometenhaften Aufstiegs. Und doch blieben letztlich fette Kurszuwächse übrig, sowohl seit dem Jahresstart als auch im 4. Quartal 2024, die meinem Depot mächtig Auftrieb verschafft haben.
Eines meiner erfolgreichsten Investments der letzten Jahre ist Costco Wholesale, das hinter Walmart und Amazon drittgrößte Einzelhandelsunternehmen der Welt. Um die Einzelhandelsbranche habe ich immer einen großen Bogen gemacht, weil ich hier keine große Expertise habe und weil es ein knüppelhartes und extrem wettbewerbsintensives Business ist.
"Einzelhandel ist ein sehr hartes Geschäft. Praktisch jede große Ladenkette, die es lange genug gibt, gerät irgendwann in Schwierigkeiten und ist schwer wieder auf Kurs zu bringen."(Charlie Munger)
Aber das ist der erste, der oberflächliche Blick. Man man und sollte auch hinter die Kulissen schauen und des "Pudels Kern" finden, sich also dem "Second Level Thinking" widmen, wie Starinvestor Howard Stanley Marks es formulierte. Bei Costco kam ich erst 2019 hinter das Erfolgsgeheimnis, dank Charlie Munger. Aber dann habe ich beherzt zugegriffen und bei zwischenzeitlichen heftigeren Kursrücksetzern meine Position mehrfach aufgestockt. Doch der letzte Nachkauf ist schon einige zeit her und seitdem hat sich der Kurs bereits wieder annähernd verdoppelt. Man könnte (fast) meinen, Costco sei die Aktie, die immer steigt. Zumindest hat sich das Geschäftsmodell als resilient in jeder Wirtschaftslage erwiesen und weiterem Wachstum steht nichts im Weg. Auch hier sind weitere Gewinnsteigerungen in den nächsten Jahren (und Jahrzehnten) absehbar und deshalb bin und bleibe ich hier Aktionär, also Miteigentümer.
Bei Amazon habe ich erstmals während des starken Börseneinbruchs Anfang 2016 zugegriffen, aber vor einiger Zeit meine Position halbiert. Dumm gelaufen gemacht. Nachdem ich mich intensiv(er) mit Nick Sleep und seinem sehr erfolgreichen Investmentansatz beschäftigt habe, ist mir klar geworden, dass ich Amazon deutlich unterschätzt habe - und ich habe meine Position wieder deutlich aufgestockt.
"Denjenigen, die argumentieren, dass Amazon bereits groß ist, stellen wir zwei Fragen: Was glauben Sie, wie groß wird der Anteil des E-Commerce am US-Einzelhandel in zehn Jahren sein, und was glauben Sie, wie groß war er im letzten Jahr?"(Nick Sleep, 2006)
Amazon sollte nicht nur weiter beim Umsatz deutlich wachsen können, sondern das Unternehmen ist inzwischen auch im Onlinehandel profitabel und sollte seine operativen Margen weiter ausweiten können. Das Thema KI sorgt beim Cloud-Weltmarktführer AWS (Amazon Web Services) für eine Wachstumsbeschleunigung und darüber hinaus fokussiert sich Amazon insgesamt mehr auf aktuelle und/oder perspektivisch profitable Geschäftsfelder, ohne dabei seine Wachstumsinvestitionen zu drosseln. Als Ergebnis verbleibt ein wachsender Cash-Bestand im Unternehmen, den man (1.) an Geschäftskunden als verzinsliche Kredite vergeben kann und/oder andernorts Zinserträge generiert. Das Finanzergebnis legt damit zu und in der Folge auch der Konzerngewinn - seit jeher der stärkste Treiber für den Aktienkurs. Daher bin ich davon überzeugt, dass man bei Amazon auch künftig an Bord sein muss...
Des Weiteren sind da noch meine FinTech-Spekulationen, wo ich auf einen Turnaround setze nach dem "Boom and Bust" mit dem Corona-Hype bis Ende 2021 und dem anschließenden implodieren der Kurse bis Ende 2023. LendingClub ist schon lange mein Favorit und inzwischen, dank mehrfacher Aufstockungen in die fallenden Kurse hinein, fett im Plus. In den USA sind die Zinssätze für Kreditkartenschulden auf einen neuen Rekordstand jenseits der 21 % gestiegen und gleichzeitig ist die Kreditausfallrate um 50 % hochgeschnellt. Für LendingClub sind das gute Nachrichten, denn man bietet seinen knapp 5 Mio. Bestandskunden die Ablösung ihrer Kreditkartenschulden an für rund 4 % niedrigere Zinssätze - und der Druck, dieses Angebot anzunehmen, steigt. Zudem sind von den Ausfällen vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen und entsprechend niedrigem FICO-Score betroffen - und die bekommen von LC keine Kredite. Die Kreditqualität bei LC leidet also weiterhin unterdurchschnittlich, wenngleich auch bei LC die Ausfälle zunehmen. LC dürfte daher weiterhin sehr gut in der Spur sein und bleibt aussichtsreich.
Zudem habe ich in SoFi Technologies investiert und bin seit etwa neun Monaten auch wieder bei PayPal investiert, wo sich unter dem nicht mehr ganz neuen Neuen Alex Chriss alles vieles zum Besseren wendet. Allesamt haben in meinem Depot für satte Kursgewinne gesorgt und es spricht viel dafür, dass sie das auch künftig tun werden.
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Und dann habe ich mich erstmals für ein Engagement im Rüstungssektor entschieden angesichts Putins Angriffskriegs gegen die Ukraine und dem Aufrüsten der NATO-Staaten, um (endlich) ihre Verteidigungsfähigkeit zurückzugewinnen. Das sorgt für massive Nachfrage bei den Rüstungsunternehmen und zwar für viele Jahre und mit weiter steigender Tendenz. Donald Trump kokettiert erneut mit einem Austritt der USA aus der NATO, sofern die übrigen NATO-Partner ihre Verteidigungsfähigkeit nicht gewaltig erhöhen und brachte zuletzt eine BIP-Quote für Rüstungsetats von 5 % ins Spiel - bisher erreichen noch nicht mal alle NATO-Partner die schon lange vereinbarten 2 %. Rheinmetall dürfte hier zu den ganz großen Profiteuren zählen und CEO Papperger erklärte kürzlich, bis 2027 nicht nur Rheinmetalls Umsatz auf 20 Mrd. Euro verdoppeln zu wollen, sondern auch den Gewinn. Ich habe meine Rheinmetall-Position entsprechend hochgerüstet.
Zu guter Letzt muss und will ich noch ein paar Worte über Mutares verlieren. Mit dem Sanierungsspezialisten aus München habe ich in den letzten Jahren viel Geld verdient und auch in 2024. Ich habe mich aber inzwischen aus dem Unternehmen verabschiedet und das lag nicht an der Short-Attacke, sondern an dem sehr hohen Engagement im Automotive-Sektor und der dort immer weiter zuspitzenden Lage.
Es ist überhaupt nicht absehbar, ob und gegebenenfalls wann sich E-Mobilität durchsetzen kann, welchen Einfluss das autonome Fahren auf die Branche und unser Leben haben wird und vor allem, wer bei diesen gewaltigen Umbrüchen auf der Strecke bleibt oder davon profitiert. Sicher, Mutmaßungen gibt es viele, aber klare, visible Entwicklungen sind aus meiner Sicht nicht erkennbar. Und doch sind genau solche der Grund, weshalb ich in ein Unternehmen investiere.
"Meide Branchen im Umbruch."(Warren Buffett)
Ich denke, dass Mutares weiterhin erfolgreich sein wird, ich glaube, dass Mutares mit seinem Expansionskurs den richtigen Weg beschreitet und dass Mutares trotz des aktuell sehr hohen Cash-Burns im operativen Geschäft hierzu finanziell gut (genug) aufgestellt ist. Aber ich weiß es nicht bzw. mir fehlt die Überzeugung, dass es so ist. Und da ich gelernt habe, mich nicht (mehr) von meinem Gefühlen leiten zu lassen bei meinen Investmententscheidungen, sondern möglichst rein rational und auf Basis der Fakten und meiner darauf fußenden Einschätzung. Das klappt nicht immer, wird es auch niemals, aber seitdem ich es versuche tue, haben sich meine erzielten Renditen spürbar erhöht. Zudem empfinde ich deutlich weniger Druck, ständig in neue heiße Ideen investieren zu müssen. Ich überlege stets, ob diese viel besser sind und viel bessere Renditen erwarten lassen als meine bestehenden Investments. Und selten ist die Antwort ein Ja, daher lasse ich dann (meistens) die Finger davon. Auch deshalb ist mein Depot stark fokussiert auf weniger als 20 Werte und damit fühle ich mich absolut wohl.
So, nun kennt ihr die Renditetreiber, die meinem Depot in 2024 so viel Power verliehen haben. Unterm Strich habe ich in 2024 vieles richtig gemacht: obwohl weder die Magnificent 7 noch KI-Werte eine besonders große Rolle in meinem Depot gespielt haben, hat meine hohe Gewichtung auf Costco, Alternative Asset Manager, Texas Pacific Land und FinTechs mir den höchsten Vermögenszuwachs beschert, den ich jemals zu verbuchen konnte. Daneben habe ich mit der Deutschen Rohstoff und Mutares ordentlich Geld verdient - auch weil ich mit viel Glück zum richtigen Zeitpunkt ausgestiegen bin und in andere Werte investiert habe. So habe ich bei beiden Werten einen erheblichen Teil des Kursrückgangs in der zweiten Jahreshälfte nicht mitgemacht, während die Finanzinvestoren und TPL stark performten. Zwei Entscheidungen aus Sicht der Kurs- und Vermögensentwicklung, die aber nicht auf eine ausgeprägte Kenntnis der Börsenentwicklung zurückzuführen sind, sondern auf ein glückliches Händchen. Und da Timing absolut nicht meine Stärke ist, bilde ich mir hierauf auch nichts ein. Das wird sich kaum wiederholen. Genauso wenig wie der exorbitante Vermögenszuwachs (ja, das sagte ich auch schon nach dem Rekordjahr 2023, aber zwei solche Jahre hintereinander sind schon eine starke statistische Anomalie, drei wird es also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht geben).
"Ich glaube nicht an das Prognostizieren von Märkten - ich glaube an den Kauf großartiger Unternehmen. Vor allem Unternehmen, die unterbewertet sind und/oder unterschätzt werden."
Im Grunde habe ich bei meinen korrekten Überlegungen viel Geld eingesetzt und Recht behalten, und wo ich falsch lag die Verluste begrenzt bzw. bin ihnen mit Glück aus dem Weg gegangen. So sollte meine Strategie laufen und zwar in jedem Jahr. Aber auch das wird nicht immer so passieren. Denn man kann völlig richtig liegen und trotzdem Kursverluste einfahren - weil man zu früh oder zu spät dran ist und/oder der richtige Zeitpunkt (noch) nicht da ist. Nebenwerteinvestoren können in 2024 ein Lied davon singen (wie schon 2022 und 2023)...
Kommen wir zu meinem - überschaubar kurzen - Ausblick auf 2025. Mit Costco und Amazon bin ich hoch im Einzelhandel investiert, aber eben bei ganz speziellen Unternehmen mit resilientem Businessmodell und Fokus auf geteilter Skaleneffizienz. Die Alternativen Assetmanager Apollo, Ares, Blackstone, Brookfield und KKR werden weiter wachsen bei AuM und Gewinnen, Texas Pacific Land wird weiter steigenden Royalties einfahren und Rheinmetall wird von der stark und dauerhaft anziehenden Nachfrage nach Rüstungsgütern profitieren. Des Weiteren dürften meine FinTech-Spekulationen LendingClub, SoFi Technologies und PayPal weiter an Fahrt gewinnen. Damit setze ich auf meine bewährten Favoriten - nicht wegen potenzieller überdurchschnittlicher Kursgewinne, sondern weil ich davon überzeugt bin, dass diese Unternehmen in attraktiven Bereichen operieren und sehr gut aufgestellt sind.
Dabei ist nicht klar, was uns das Jahr 2025 bringen wird. Der alte neue Präsident Don Trump wird für sehr viel Unruhe sorgen, seine Pläne für Abschiebungen illegaler Einwanderer, die Ukraine, die NATO und China geben Grund zu großen Sorgen, seine angedrohten Strafzölle könnten Inflation und Wirtschaftskriege befeuern und Zinssenkungen ausbremsen bzw. sogar wieder Zinsanhebungen durch die Notenbanken erforderlich machen.
Alles ist unklar, nichts ist mehr verlässlich, das ist Trump. Und welchen (schädlichen) Einfluss die ganzen Milliardäre auf die US-Politik haben werden, allen voran "The real President Elon Musk", bleibt abzuwarten. Es war jedenfalls noch niemals in der Geschichte so offensichtlich möglich (und erforderlich), sich Einfluss bei einem Präsidenten zu kaufen. Die Gesundheitsbranche dürfte unter einem Gesundheitsminister Robert Kennedy jedenfalls zwischen Schockzustand und Rebellion hin und her wanken, falls dessen (w)irren Äußerungen wirklich Taten folgen. Und das klingt nicht wirklich nach einem attraktiven Betätigungsfeld für einen Langzeitinvestor. Aber, auch das zeigt die Geschichte, bei Trump wechseln Loyalitäten und Präferenzen schnell und Minister, Getreue und Vollstrecker halten sich selten lange im Amt. Zumindest hierauf dürfte Verlass sein.
Und auch auf "Dealmaker Trump". Er sieht in allem einen Wettstreit und er will unbedingt das Gefühl haben, am Ende mehr gewonnen zu haben und siegreich aus der Auseinandersetzung zu gehen. Er akzeptiert nur Stärke und setzt auf starke Unternehmen, auf Größe, auf Macht. Fusionen und Übernahmen werden wieder einfacher, Kartellverfahren dürften zurückgehen. Gut für BigTech, die Don Trump auch im Kampf um die Weltvorherrschaft der USA mit China benötigt, gut für Großbanken, Finanzinvestoren und die Öl-Multis.
Diesen Perspektiven muss man nicht nachlaufen, nicht voll auf sie setzen. Denn was Trump heute denkt und tut, kann sich in Sekundenbruchteilen ins Gegenteil verkehren. Daher sollte man sich bzw. seine Investments (in Unternehmen) so positionieren, dass man zwar profitiert, aber wenn es anders kommt, nicht aus der Bahn geworfen wird. Und ich denke, dass ich hier gut aufgestellt bin. Aber kein Schlachtplan überlebt den ersten Kontakt mit dem Feind, heißt es, also warten wir die Entwicklung mal ab...
Zwei neue Entwicklungen mit Zukunft und Potenzial
Zuletzt möchte ich noch zwei Entwicklungen aus 2024 aufgreifen, die ich gerne fortführen möchte. Seit einiger Zeit bin ich Mitglied in einem Team, das alle paar Wochen montagsabends auf Twitter X einen "Börsentalk" veranstaltet. Regelmäßig dabei sind Max Rahn, Emil Jusifov, Lars, Leo Nelissen und ich, euer Börsenbarde.
Aus diesem Kreis habe ich auch Autoren für interessante Gastartikel gewonnen und die hohen Klickraten zeigen, dass dies auch bei euch auf Interesse stößt. Zumal es sich auch um Unternehmen handelt, die ich nicht auf dem Schirm habe und/oder die nicht in meinen Kompetenzkreis fallen. Zudem hat auch Stefan Waldhauser wieder eine tolle Analyse beigesteuert.
- Gastartikel von Maximilian Rahn: Ist AMD das nächste Nvidia?
- Gastartikel von Leo Nelissen zu Texas Pacific Land: "Ich bleibe bullish"
- Gastartikel von Stefan Waldhauser zu LendingClub: Spektakuläre Kurserholung nach starken Zahlen
- Gastartikel von Maximilian Rahn zu Palantir: Diese Software hat Osama bin Laden gefunden
- Gastartikel von Leo Nelissen zu Blackstone: Erfolgreich mit Real-Life-Monopoly
- Gastartikel von Emil Jusifov zu IBM: Ein Riese ist aufgewacht
Ich denke, diese "externen Analysen" stellen eine Mehrwert für mein Blog und euch als Leser dar und hoffe, auch in 2025 und darüber hinaus weitere Gastartikel hier veröffentlichen zu können.
Das Rekordjahr 2024 endete mit mehr als einem Knall und sorgenvollem Blick auf 2025. Ob ich mit meiner Meinung richtig liege und ob/wann sich das dann auszahlt, bleibt abzuwarten. Und natürlich kann ich mich auch irren und/oder die Faktenlage ändert sich. Dann werde ich (hoffentlich) die Reißleine ziehen und meinen Fehler eingestehen. Aber darum kümmere ich, wenn es soweit ist... ツ
"Erfolgreiches Investieren bedeutet, dass alle deiner Meinung sind... später."(James Grant)
Ich wünsche euch allen ein erfolgreiches Jahr 2025, nicht nur an der Börse! Achtet auf euch und bleibt gesund!
Disclaimer: Habe Amazon, Apollo, Ares, Blackstone, Brookfield, Costco, Deutsche Rohstoff, KKR, LendingClub, Mutares, Opendoor, PayPal, Rheinmetall, SoFi Technologies, Texas Pacific Land auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Kleine Bemerkung am Rande: man sollte nach meiner Meinung nach X / Twitter und Tesla meiden / boykottieren und Alternativen verwenden. Elon Musk ist schon jetzt eine Bedrohung für die Menschheit und gehört nicht weiter unterstützt.
AntwortenLöschenSelten so einen Quatsch gelesen. Die unternehmerische Leistung dieses Menschen ist unbestreitbar.
AntwortenLöschenWoodkraft, du hast völlig Recht. Und du, Markus, ebenfalls. Elon "Two Face" Musk, hat mehrere Seiten - und nicht nur gute...
AntwortenLöschenHallo Michael, vielen Dank für diesen ausführlichen Beitrag. Etwas vermisst habe ich deine Gedanken zur Gesundheits- bzw. eher Medtech-Branche. Zumindest in der Vergangenheit hattest du zumindest Danaher das ein oder andere Mal noch erwähnt. Bist du bei DHR noch dabei?
AntwortenLöschenViele Grüße,
Daniel.
Oh, gerade im Performance-Update gelesen, dass Danaher zumindest das Wiki verlassen musste. Naja, die Rosen gießen und das Unkraut rausreißen … 🤔
LöschenMoin Daniel,
Löschenmit dem MedTech-Sektor und speziell Danaher liege ich seit zweieinhalb Jahren falsch und war stets zu optimistisch hinsichtlich. Die negativen Auswirkungen des Endes der Corona-Sonderkonjunktur habe ich unterschätzt. Nun steht die Gesundheitsbranche insgesamt vor dem Risiko radikaler Umwälzungen durch Don Trump und Robert Kennedy. Was hier konkret passieren wird, ist für mich überhaupt nicht absehbar und ist somit ein Risikofaktor. Da ich Geld für das Aufstocken bei Amazon benötigt habe, fiel auch Danaher dieser Situation zum Opfer. Danaher bleibt auf meiner Watchlist und ich werde wieder einsteigen, wenn ich die Entwicklung wieder abschätzen kann.
Hallo Michael, ich kann deine Gedanken zu Danaher gut verstehen. Seit dem letzten Hoch im September '21 läuft die Aktie wohlwollend ausgedrückt seitwärts und die operativen Kennzahlen weisen ebenfalls nicht unbedingt auf einen schnellen Trendwechsel hin.
LöschenWenn ich jedoch höre, was im Pharma-Sektor alles geforscht wird (Abnehmpräparate, Krebs-, HKL-, Neuro-, ... -Medikamente etc.), da sollten die Produkte von Laborausrüstern wie DHR und TMO doch gefragt sein. 🤔 Daher werde ich meine Aktien beider Unternehmen vorerst weiter halten. Mit Nachkäufen halte ich mich hier allerdings vorerst weiterhin zurück.