Freitag, 8. November 2024

Kissigs Aktien Report: Magnificent 7 - Gefangen zwischen Earningspower und Zukunftsangst

Im Rahmen meiner Kooperation mit dem 'Aktien Report' von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen und Themen vor. Die Ausgaben des 'Aktien Reports' und/oder 'Geld Anlage Reports' erreichen ihre Leser samstags kostenlos und 'druckfrisch' per Email und man kann sich ▶ hier beim 'Geld Anlage Report' anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tage später darf ich die Artikel dann auch hier veröffentlichen.

Aktien Report Nr. 186 vom 01.11.2024

Magnificent 7: Gefangen zwischen Earningspower und Zukunftsangst

Die führenden Technologiekonzerne der Welt bzw. der USA dominieren seit Jahren das Geschehen an der Börse und in den letzten anderthalb Jahren in bisher nie dagewesenem Ausmaß. Inzwischen sind drei von ihnen jeweils mehr als 3 Billionen Dollar schwer, wobei sich Nvidia und Apple mit jeweils rund 3,4 Bio. derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Spitze liefern. Microsoft folgt mit 3,1 Bio. USD dicht auf den Fersen.

Aus dem Zweikampf ist ein Dreikampf geworden, der bereits entschieden scheint. Kein Wunder, denn die jüngsten Erfolge im Bereich Künstlicher Intelligenz, die die Mag7 so gewaltig antreiben, basieren auf Nvidias High-Performance-KI-Chips. Das schon ziemlich ausgelutschte Schlagwort des 'Schaufelverkäufers des KI-Goldrauschs' belegt seine Gültigkeit – bisher. Doch die Börse handelt die Zukunft und ob die Entwicklung so weitergehen kann und wird, stellt sich erst heraus.

Bei aller Unsicherheit über die Zukunft hilft ein Blick auf die Zahlen des letzten Quartals und der damit einhergehende Ausblick der Unternehmen auf die nächsten Monate. Wie passend, dass sechs der sieben bereits abgeliefert haben…

Alphabet

Die Google-Mutter weiß zu beeindrucken. Der konsolidierte Umsatz stieg im 3. Quartal im Jahresvergleich um 15 %. Dabei zog der Umsatz mit Google-Diensten um 13 % auf 76,5 Mrd. USD an, die Google-Suche und andere Werbeeinnahmen legten um 12 % auf 49,4 Mrd. USD zu, die YouTube-Werbeeinnahmen um 12 % auf 8,9 Mrd. USD. Auf Jahresbasis dürften die YouTube Werbe- und Abonnementeinnahmen erstmals die Marke von 50 Mrd. USD übertreffen.

Der Google Cloud-Umsatz sprang sogar um 35 % auf 11,4 Mrd. USD. Besonders erfreulich ist dabei das Betriebsergebnis von Google Cloud, das 1,9 Mrd. USD erreichte bei einer operativen Marge von 17 %. Die Google Cloud war zuvor unter gewaltigem Aufwand zum Wachsen gebracht worden, doch dabei versenkte man Milliarden. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet und hier entsteht eine neue Cashcow, wie es AWS für Amazon und Azure für Microsoft sind. Die Investitionsausgaben (CapEx) stiegen auf 13 Mrd. USD und flossen hauptsächlich in die technische Infrastruktur, also KI und Cloud.

Einnahmen aus den „other Bets“ waren 388 Mio. USD bei einem Betriebsverlust von 1,1 Mrd. Dabei steht vor allem Waymo im Fokus, die Tochter für autonomes Fahren. Hier verbrennt Alphabet seit Jahren viele Milliarden, aber… im Gegensatz zu Tesla, das hauptsächlich Versprechungen, aber keine Lösungen präsentiert, ist Waymo inzwischen weit über das Versuchsstadium hinaus. Derzeit bietet Waymo wöchentlich über 150.000 Fahrten in San Francisco, Los Angeles und Phoenix an, was einer Wachstumsrate von mehr als dem Doppelten seit Mai entspricht. Die Nutzer können diese Fahrten über die Waymo One App nutzen. Für die Zukunft sind Partnerschaften mit Uber geplant, um autonome Taxidienste in Austin und Atlanta einzuführen. Obwohl Waymo mit Tesla, Zoox (Amazon) und Cruise (General Motors) konkurriert, ist das Unternehmen führend im Bereich der autonomen Taxis in den USA. Tesla plant, sein Cybercab bis 2026 auf den Markt zu bringen, während Zoox in Kürze autonome Taxis in San Francisco und Las Vegas auf den Markt bringen wird. Cruise hat seinen autonomen Betrieb in den USA nach einem Zwischenfall im Oktober 2023 pausiert.

Waymo entwickelt sich zu einem echten Erfolg. Auch deshalb wurde das Unternehmen bei seiner jüngsten Finanzierungsrunde in Höhe von 5,6 Mrd. USD eine Bewertung von über 45 Mrd. zugebilligt. Diese Finanzierungsrunde wurde von Alphabet selbst angeführt, mit bedeutenden Anteilen von namhaften Investoren wie Andreessen Horowitz, Fidelity, Perry Creek, Silver Lake, Tiger Global und T. Rowe Price. Mit diesem jüngsten Mittelzufluss erhöhten sich die Gesamtinvestitionen in Waymo auf 11,1 Mrd. USD. Noch ist Waymo aber nur eine Zukunftshoffnung; die Musik spielt weiterhin im Werbegeschäft, also bei der Google-Suche und YouTube - und neuerdings bei der Google Cloud.

Insgesamt stieg Alphabets Betriebsergebnis um 34 % auf 28,5 Mrd. USD und die operative Marge erhöhte sich auf 32 %. Als Reingewinn verblieben unterm Strich 26,3 Mrd. USD und auch das waren 34 % mehr als im Vorjahr. Deshalb erhöhte sich der Gewinn je Aktie um 37% auf 2,12 USD.

Barmittel und marktgängige Wertpapiere hatte Alphabet am Ende des Quartals in Höhe von 93 Mrd. USD, nachdem der Free Cashflow im Quartal auf 17,6 Mrd. USD anwuchs. Hieraus speisen sich die Ausgaben für die Aktionäre, die sich im Quartal auf 15,3 Mrd. USD für Aktienrückkäufe und 2,5 Mrd. USD an Dividendenzahlungen summierten.

Den starken Ergebnissen steht eine wachsende juristische Gefahr entgegen, denn das Justizministerium zielt darauf ab, Google zu zerschlagen, nachdem das Unternehmen vor Gericht als Monopol eingestuft wurde und festgestellt wurde, dass es dieses Monopol zum Schaden der Nutzer und Werbekunden ausnutzt. Auch wenn der weitere Rechtsweg noch Jahre in Anspruch nehmen wird und Konsequenzen erst am Ende drohen, wird diese Situation dauerhaft eine Belastung bleiben. Und ggf. wird Alphabet/Google bereits im Vorfeld sein Verhalten ändern, um einem Urteil entgegenzuwirken – wie Microsoft dies vor 30 Jahren tat, als die Kombination aus Windows-Betriebssystem und Internet Explorer ein Zerschlagungsurteil heraufbeschwor. Die wurde letztlich nicht umgesetzt, weil der Explorer dramatisch an Marktanteilen verloren hatte gegen Firefox, Safari - und Chrome, den heutigen Dominator.

Amazon

Der größte Onlinehändler der Welt weiß zu überzeugen. Im 3. Quartal stieg der Umsatz gegenüber Vorjahr um 11 % auf 158,9 Mrd. USD, wobei er in Nordamerika um 9% zulegte und international um 12 %. Der Umsatz der Cloudsparte AWS legte um 19,1 % auf 27,5 Mrd. USD zu, die Werbeeinnahmen um 18,8 % auf 14,3 Mrd. Das AWS-Betriebsergebnis stieg dabei um 3,5 auf 10,4 Mrd. USD und das operative Ergebnis von Amazon insgesamt sogar um satte 56 % auf 17,4 Mrd. Besonders erfreulich haben sich die früher immer schmalbrüstigen Margen im Onlinehandel entwickelt, wo Amazon endlich gutes Geld verdient. Seit Andy Jassy den CEO-Posten übernommen hat liegt Amazons Fokus viel stärker auf Kostenkontrolle und Effizienz – ohne dabei Innovationen und Wachstum abzuwürgen.

Im laufenden 4. Quartal soll der Umsatz zwischen 181,5 und 188,5 Mrd. USD liegen und damit zwischen sieben und elf Prozent zulegen. Das operative Ergebnis soll dabei auf 16 bis 20 Mrd. USD anwachsen.

Amazons CEO Andy Jassy erklärte im Earnings-Call, Amazons KI-Geschäft wachse dreimal so schnell wie sein Cloud-Geschäft AWS in einem vergleichbaren Entwicklungsstadium. Amazon wird hier also auch nicht auf die Investitionsbremse steigen, sondern weiter das Geld mit beiden Händen ausgeben. An Kapitalinvestitionen wurden im bisherigen Jahresverlauf bereits insgesamt 51,9 Mrd. USD aufgewendet. Am Ende blieb ein Free Cashflow von 46,1 Mrd. USD übrig und damit 128 % mehr als im Vorjahr.

Apple

Das iPhone bleibt der Umsatz- und Gewinnlieferant für Apple. Im 3. Quartal erzielte Apple einen um 6 % gestiegenen Umsatz von 94,9 Mrd. USD und einen bereinigten Gewinn je Aktie von 1,64 USD.

Der iPhone-Umsatz stieg ebenfalls um 6 % auf den neuen Rekordquartalswert von 46,2 Mrd. USD. Der Mac-Umsatz lag mit 7,7 Mrd. USD 2 % über dem Vorjahreswert, der iPad-Umsatz legte um 8% auf 7 Mrd. zu, während der Umsatz mit Wearables, HomePods und Zubehör um 3 % auf 9 Mrd. USD absackte. Dagegen legten die Dienstleistungsumsätze um 12 % auf den neuen Rekordwert von 25 Mrd. USD zu.

Die Bruttomarge lag mit 46,2 % nahe dem oberen Ende der Prognosespanne. Bei den Produkten erzielte Apple eine Bruttomarge von 36,3 % und damit 100 Basispunkte mehr als im Vorquartal; bei den Dienstleistungen blieb die Bruttomarge mit 74 % unverändert gegenüber dem Vorquartal.

Der Nettogewinn ging mit 25 Mrd. USD durchs Ziel – allerdings unter Ausblenden der Rekordstrafzahlung an die EU aus dem Steuerstrafverfahren gegen Irland in Höhe von 10,2 Mrd. USD. Der verwässerte Gewinn je Aktie legte um 12 % auf 1,64 USD zu.

Der operative Cash Flow stieg auf den Rekordwert von 26,8 Mrd. USD und am Quartalsende verfügte Apple über Barmittel und marktgängige Wertpapiere in Höhe von 157 Mrd. USD. Dem steht eine Gesamtverschuldung von 107 Mrd. USD gegenüber, so dass die Netto-Liquidität 50 Mrd. beträgt. An die Aktionäre hat Apple im laufenden Quartal 29 Mrd. USD ausgekehrt, darunter 3,8 Mrd. an Dividenden und 25 Mrd. USD an Aktienrückkäufen.

Das wichtige iPhone-Geschäft erwies sich als Wachstumstreiber, nachdem sich das Ende September auf den Markt gekommene iPhone 16 großer Nachfrage erfreut. Der chinesische Markt erweist sich hingegen als zunehmende Belastung, da hier die Wirtschaftslage angespannt ist und sich Apple einem zunehmenden Druck der heimischen Konkurrenz, wie Huawei, ausgesetzt sieht. Mit 15,0 Mrd. USD Dollar Umsatz bleibt die Region 'Greater China' nach Amerika und Europa allerdings der drittgrößte Markt für Apple und angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen China und den USA schiftet Apple einen immer größeren Anteil der chinesischen Produktion nach Indien um.

Die Bewertung hat sich noch einmal weiter erhöht und prallt auf niedrige Wachstumsraten. Das löst ebenso große Sorgen bei den Anlegern aus wie der Umstand, dass Warren Buffett als Apples größter Aktionär im 2. Quartal die Hälfte seines Apple-Bestands verkauft hat. Am 15.11. muss er seine Positionen in US-Wertpapieren gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC veröffentlichen und dann wird die Börse ganz genau darauf achten, wie viele Apple-Aktien er noch im Portfolio hat.

Meta Platforms

Der Mutterkonzern von Facebook, Instagram, WhatsApp und Threads (Zuckerbergs neuem Twitter/X-Klon) schwimmt weiter auf einer Erfolgswelle. Die Zahl der täglich aktiven Nutzer stieg um 5 % auf 3,29 Milliarden.

Die Einnahmen stiegen im 3. Quartal gegenüber dem Vorjahreswert um 19 % auf 40,6 Mrd. USD, während die Gesamtausgaben 'nur' um 14 % auf 23,2 Mrd. zulegten. Die operative Marge expandierte daher auf 43 % und das Betriebsergebnis legte auf 17,4 Mrd. USD zu. Am Ende blieb ein Nettogewinn von 15,7 Mrd. USD bzw. 6,03 USD je Aktie übrig.

Der Free Cash Flow betrug 15,5 Mrd. und am Ende des Quartals standen sich liquide Mittel und marktgängige Wertpapiere im Volumen von 70,9 Mrd. USD und eine Verschuldung von 28,8 Mrd. gegenüber.

Mit seiner 'Family of Apps' setzte Meta 40,3 Mrd. USD um und damit 19 % mehr als im Vorjahr; die Werbeeinnahmen der App-Familie steuerten dazu 39,9 Mrd. USD bei. Der Reality Labs-Umsatz kletterte um 29 % auf 270 Mio. USD und erzeugte dabei einen Betriebsverlust von 4,4 Mrd. USD. Zuckerberg konzentriert sich darauf, Meta als führendes Unternehmen im Bereich der KI-Innovation zu positionieren und die Wahrnehmung des Wachstumspotenzials des Unternehmens durch die Anleger zu verändern. Zu den wichtigsten KI-Produkten von Meta gehören umfangreiche Sprachmodelle für Chatbots, KI-Assistenten in sozialen Anwendungen und KI-gestützte Brillen, die alle Teil von Zuckerbergs Vision des ‚Metaverse‘ - ein digitales Universum für Arbeit und Freizeit, das Meta aufbaut. Zudem hat Meta kürzlich seine erste Augmented-Reality-Brille (AR) auf den Markt gebracht, die Bilder über die reale Welt legt. Das Produkt namens Orion soll perspektivisch in Zukunft mit Smartphones konkurrieren.

Meta warnte die Investoren, dass die Verluste in seiner KI- und AR-Sparte in diesem Jahr weiter deutlich ansteigen und die Finanzen des Kerngeschäfts Werbung belasten würden. Das ‚Metaverse‘ ist also weiterhin ein Kostengrab, aber Mark Zuckerberg glaubt weiter an einen Erfolg und schraubt die Investitionen weiter in die Höhe. Leisten kann er bzw. Meta sich das. Und anders als die Wettbewerber powert Meta auch seinen Personalbestand wieder massiv hoch: mit nun 72.400 liegt die Zahl um 9 % über Vorjahr.

Für das Geschäftsjahr 2024 rechnet Meta mit Gesamtausgaben in Höhe von 96 bis 98 Mrd. USD, und bekräftigte, dass die Ausgaben für Infrastruktur und künstliche Intelligenz im nächsten Jahr nochmals weiter zulegen sollen.

Microsoft

Der Software-Dino hinkt die letzten Monate in der Kursentwicklung hinterher und ist auch deshalb bei der Börsenkapitalisierung deutlich hinter Apple und Nvidia zurückgefallen.

Dabei können die Zahlen durchaus beeindrucken: Der Umsatz legte im 3. Quartal des Jahres, was Microsofts 1. Geschäftsquartal 2025 entspricht, um 16 % auf 65,6 Mrd. USD zu. Der Cloud-Umsatz wuchs um 22 % auf 38,9 Mrd. USD, dabei stieg er im Bereich Intelligent Cloud um 20 % auf 24,1 Mrd. USD und bei Azure und anderen Cloud-Diensten um 33 %.

Die Sparte Personal Computing, zu der auch das Windows-Betriebssystem gehört, legte um 17 % auf 13,2 Mrd. USD zu, die Spiele-Sparte 43 %. Hier wirkte sich natürlich die in 2023 erfolgte Übernahme des Spielentwicklers ActivisionBlizzard umsatztreibend aus. Der Umsatz mit dem Karrienetzwerk LinkedIn kletterte um 10 %, die Dynamics-Sparte um 14 %, angetrieben von Dynamics 365, das um 18 % zulegte.

Der operative Cashflow verbesserte sich um 12 % auf 34,2 Mrd. USD, während der Free Cashflow um 7 % auf 19,3 Mrd. sank. Hier wirken sich die hohen Investitionen negativ aus. Dies alles gipfelte in einem operativen Ergebnisanstieg um 14% bei einer operativen Marge von 47%, was unterm Strich einen Gewinnanstieg um 10 % auf 3,30 USD je Aktie erzeugte.

Eindrucksvoll, aber nicht überragend. Zudem sorgt der Ausblick des Unternehmens nicht für ungetrübte Freude. Denn für das laufende Geschäftsquartal geht Microsoft von einem Umsatzwachstum von rund 11 % aus und damit einer geringeren Zunahme als im gerade abgeschlossenen Quartal. Als Grund hierfür benannte Microsoft Lieferengpässe im Bereich der Datenzentrumsinfrastruktur, weshalb Microsoft kurzfristig nicht alle Kundennachfragen bedienen könne. Perspektivisch sollen sich Angebot und die Nachfrage bald wieder ausgleichen, zeigte sich CEO Satya Nadella zuversichtlich. Allerdings ergänze CFO Amy Hood, dass die Investitionen in OpenAI kurzfristig die Gewinne belasten und zu einer Beeinträchtigung von 1,5 Mrd. USD im nächsten Quartal führen würden.

Microsoft präsentiert sich dabei als Basisinvestment im Bereich KI, weil das Unternehmen seine bestehende Produktpalette hervorragend mit KI-Funktionen aufpeppen kann und ihm seine Kundenbasis von mehreren hundert Millionen einen vergleichsweise einfachen Vertrieb ermöglicht. Und doch wird es kein Selbstgänger, die KI-Funktionen bei den Kunden zu monetarisieren.

Tesla

Mit seinem Raumfahrtunternehmen Space X sorgt Elon Musk für Furore, als Trump-Unterstützer vergrault er mit seinen kruden Aussagen immer mehr Menschen, Kunden und Anleger. Das bekommt Tesla zunehmend als Gegenwind zu spüren. Für das kürzlich stattgefundene Event 'We Robot' hatte Musk bahnbrechende Entwicklungen versprochen, aber Handfestes kam dabei nicht heraus. Insbesondere das seit 2016 immer wieder als "demnächst marktreif" angepriesene autonome Fahrsystem FSD überzeugt nicht und sein flächendeckender Einsatz wurde nun auf Anfang 2025 verschoben. Zudem verrauchte die Euphorie hinsichtlich der Optimus-Roboter, nachdem Tesla eingestehen musste, dass diese auf dem Event nicht autonom agiert hatten, sondern durch Menschen ferngesteuert worden waren. Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei Tesla zunehmend stark auseinander. Und nun wurde Tesla auch noch von BYD als globaler E-Auto-Marktführer entthront.

Tesla versucht sich zu wehren, aber das gelingt mehr schlecht als recht. Im 3. Quartal legte der Umsatz zwar noch marginal um 2 % auf 25,5 Mrd. USD zu, aber dieses Wachstum wurde mit massiven Rabatten erkauft, so dass der Gewinn um 45 % gegenüber dem Vorjahreswert einbrach.

Bei den Auslieferungen legte Tesla zwar im 3. Quartal auf 462.890 Einheiten zu, um aber noch die 2023er Zahl von 1,8 Mio. zu erreichen, wäre im laufenden 4. Quartal nun bereits die Rekordzahl von 515.000 Autos nötig. Machbar, aber unwahrscheinlich.

Teslas Schwäche resultiert auch daraus, dass seine Modellpalette veraltet ist und neue Modelle auf sich warten lassen. Zumal Musk dem lange angekündigten Billigkleinwagen nun eine Absage erteilt hat.

Aber Tesla ist nicht nur ein Autohersteller, sondern auch ein wichtiger Akteur im Bereich der erneuerbaren Energien. Das Unternehmen produziert Batteriespeichersysteme, wie Powerwalls, für den Heimgebrauch und größere Speichersysteme für Unternehmen und Energieversorger. Des Weiteren hat Tesla Solarpaneele und Solardachziegel im Produktportfolio, doch damit blieb man weitgehend erfolglos. Insgesamt machte dieses Segment im Jahr 2023 nur 6 % des Gesamtumsatzes aus, ist aber das am stärksten wachsende Segment.

Musk will Tesla als Softwareunternehmen verstanden wissen und der Markt billigt dem Unternehmen auch eine entsprechend höhere Bewertung zu. Im Grunde ist Tesla aber nur ein Autohersteller und damit im Vergleich zu seinen Wettbewerbern maßlos überbewertet. Den entscheidenden Unterschied macht – noch – Musks 'Story-Telling' aus. Er verkauft seit Jahren die immer wieder gleiche Zukunftsvision in immer wieder neuen Verpackungen. Und bisher kauft ihm der Markt diese angestaubte Zirkusnummer immer wieder ab. Doch sein Stern sinkt, seine vielen Eskapaden beschädigen sein Image und das der Marke Tesla. Inwieweit sein starkes Engagement für den zwischen Populismus, Faschismus, Sexismus und Rassismus herumeiernden Donald Trump die üblicherweise eher linksliberale Tesla-Käuferschicht – und das sind eher Demokraten als Republikaner – dauerhaft abschreckt, bleibt abzuwarten. Positiv wirkt es sich aber ganz sicher nicht aus.

Tesla ist daher der erste Anwärter darauf, aus der Gruppe der Magnificent 7 herauszufliegen. Mit Streamingking Netflix stünde ein saustarker und vergleichsweise makelloser FANG-Wert zur Nachfolge bereit. Aber das ist eine andere Geschichte…

Nvidia

Als einziger Wert der Mag7 hat Nvidia noch keine Quartalszahlen vorgelegt; dies wird am 20.11. passieren. Doch die Zahlenwerke der anderen sechs Unternehmen haben auch die Nvidia-Aktie in ihrem Griff, denn unisono erklären diese großen Nvidia-KI-Kunden, sie würden ihre KI-Investitionen weiter hochhalten und überwiegend sogar weiter hochfahren. Und da momentan kein Weg an Nvidias-Hochleistungschips vorbeiführt in Sachen Performance, kann Gründer und CEO Jensen Huang nur immer wiederholen, Nvidia könne noch viel mehr verkaufen, wenn denn die Produktion hinterherkäme. Diese Angebotsknappheit ist neben der hohen Nachfrage der zweite Grund für die teilweise absurd hohen Preise, die Nvidia einstreichen kann. Und das ist ein Risiko, auch für die Aktie.

Beim Blick auf die Kennzahlen sieht Nvidia gar nicht mal teuer aus. Das Wachstum bei Umsatz und Gewinn trifft auf eine relativ attraktive KGV-Bewertung. Allerdings wird diese Fiktion nur dann Realität, wenn Nvidia weiterhin so viele KI-Chips verkaufen kann und sich das Preisniveau mindestens auf diesem sehr hochgepushten Niveau halten kann. Zumindest hinter dem zweiten Faktor muss man wohl einige Fragezeichen setzen. Und wenn Preise irgendwann mal anfangen, ein „normales“ Niveau anzusteuern, sei es durch wettbewerbsfähige Konkurrenzmodelle oder eine Entspannung auf der Produktionsseite, dann geraten die Gewinne ins Rutschen. Und damit kriegt das Fundament für die Kursrallye Risse.

Dies scheint keine Frage des Ob zu sein, sondern „nur“ eine des Wann. 2025? Im 1. oder im 3. Quartal? Oder erst 2026 oder 2027? Jeder Hype geht einmal zu Ende, auch dieser. Ob Nvidia zuvor noch die erste 10-Billionen-Dollar-Company geworden ist, oder ob sich bereits die 5 Billionen als zu hohe Hürde erwiesen haben, werden wir erst in der Rückschau sicher wissen. Mit einem Auge sollten Anleger das nicht unerhebliche Risiko aber immer im Blick behalten. Denn so schnell es auch mit dem Kurs nach oben geht, geht es abwärts doch immer um einiges schneller.

Mein Fazit

Die Magnificent 7 konnten mit ihren Quartalszahlen durchaus überzeugen. Der Teufel steckt aber im Detail und hier stören sich die Anleger an den hohen Investitionen in KI, denen (noch?) keine entsprechenden Umsatz- und Gewinnanteile gegenüberstehen. Das KI-Engagement muss erst noch beweisen, dass es als dauerhaftes und nachhaltig profitables Geschäftsmodell taugt.

Positiv ist herauszustellen, dass die neue Kostendisziplin enorme Früchte trägt. Alle Unternehmen hatten 2021 viel zu viel Personal eingestellt und mussten dies im Abwärtsstrudel in 2022 und 2023 mit der Entlassung zigtausender Mitarbeiter korrigieren. Die 'neue Effizienz' zahlt sich nun aus und zaubert Gewinne in die Geschäftszahlen. Diese fließen bei einigen als Dividenden, bei vielen als Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurück. Das verzerrt bisweilen das Bild, weil so der Gewinn je Aktie überproportional steigt. Apple ist hier 'Musterknabe', sowohl in positiver wie negativer Hinsicht. Das Unternehmen hat in den letzten 12 Jahren mehr als 500 Mrd. USD in Aktienrückkäufe gesteckt und damit seine Aktienzahl um mehr als ein Drittel reduziert. Auch deshalb hat der Kurs trotz jahrelang stagnierender Umsätze und Gewinne so kräftig zugelegt. In Sachen Kapitalallokation kann Apple kaum ein Unternehmen das Wasser reichen. Aber ob dies die Apple-Aktie auch zukünftig zu einem guten Investment macht, ist kaum zu beantworten. Warren Buffett scheint hiervon jedenfalls weniger überzeugt zu sein als früher.

Insgesamt führte an den Mag7 die letzten Jahre kein Weg vorbei, um mit dem S&P 500-Index schritthalten zu können. Ihr Gewicht hat hier deutlich zugenommen und auch im MSCI World-Index. Das ist Fluch und Segen zugleich, denn die hohe Gewichtung kann sich zur Belastung auswirken, wenn sich die KI-Investitionen nicht oder nur bedingt auszahlen und die Anleger sich von den Mag7 abzuwenden beginnen. Alternativ könnte auch der von vielen schon lange herbeigesehnte und herbeigeredete Favoritenwechsel hin zu Value-Aktien und Nebenwerten für eine Underperformance sorgen. Aber nur, weil ein Ereignis immer wieder nicht stattfindet, bedeutet dies nicht, dass die Entwicklung nicht doch irgendwann ihr Ende findet. Sogar die Boston Red Sox haben irgendwann doch noch die World Series im Baseball gewonnen und selbst Vizekusen wurde unter Xabi Alonso deutscher Fußballmeister. Irgendwann erwischt das 'Gesetz von der Rückkehr zum Mittelwert' alle Aktien – auch die Magnificent 7. Nur wann?

Bis dahin können die Aktien noch weiter zulegen. Solange ihre Cashflows und Gewinne weiter anwachsen, sammeln sie die hierzu nötige Kraft. Alles andere steht in den Sternen. Und selbst dahin strecken einige der Mag7 ihre Arme aus: Musks Space X und Bezos Blue Origin wetteifern auch hier um die Pole Position. Vermutlich werden wir in den nächsten Jahren auch diese beiden Raumfahrtkonzerne an der Börse begrüßen können. To the Moon…

Möge die Rendite mit euch sein!
Euer Börsenbarde
Michael C. Kissig

Disclaimer: Habe Alphabet, Amazon, Apple, Berkshire, Meta, Microsoft, Nvidia auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

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