Ich bin bei Zalando erst vor 14 Monaten an Bord gegangen und der Kurs zeigt sich seitdem ziemlich volatil. Die Aktie lag schon weit im Plus, auch deutlich im Minus doch Zalandos neue Plattformstrategie trifft den Nerv der Zeit und erweist sich als zukunftsträchtig. Nicht nur wegen des Corona-Lockdowns, der die stationären Modeläden allesamt aus dem Markt genommen hat, aber der Corona-Effekt treibt die digitale Transformation mächtig voran. Bei Zalando aber auch in der gesamten Branche. Mit weitreichenden Folgen...
Zalandos Zwischenbericht nach den Top-Zahlen zum ersten Quartal
Vor einigen Wochen hatte Zalando Zahlen zum ersten Quartal präsentiert und die zeigten bereits, das die Nachfrage stark angestiegen war angesichts des beginnenden Lockdowns der Ladengeschäfte. Andererseits hatte auch Zalando davor gewarnt, die negativen Auswirkungen von Corona nicht wirklich einschätzen zu können. Nun legte das Unternehmen mit einem Zwischenbericht nach und darin zeigt sich, dass sich die Entwicklung nochmals erheblich beschleunigt hat - im positiven Sinne.
Im ersten Quartal waren die Seitenbesuche um 23,1% auf 1,14 Mio. gestiegen. Dies alleine bringt Zalando natürlich nichts, denn alleine aus Site Impressions generiert sich kein Umsatz. Doch auch die Zahl der Bestellungen hatte zugelegt und lag mit 37 Mio. um 17,8% über dem Vorjahreswert. Erfreulich ist auch eine weitere Kennzahl: der durchschnittliche Warenkorb stieg auf eine Größe von €56,10.
Kritiker bemängeln, dass Zalando sich wieder von Gewinnen verabschiedet habe. Und in Ter tat ist es so, dass unterm Strich keine Gewinne übrig bleiben. Zalando ist voll zurück auf Wachstumskurs geschwenkt und investiert seinen Cashflow in den Ausbau des Geschäfts, vor allem in neue Logistikzentren und den Aufbau eines Fulfillmentbusiness nach dem Muster des großen Vorbilds Amazon. Allerdings ohne eine hoch rentable Cloud-Sparte wie AWS, die seit Jahren Amazons Ergebnisse treibt.
Dem entsprechend war der operative Cashflow negativ und das EBIT-Marge lag bei -7,4%. Die liquiden Mittel lagen Ende März bei €1,034 Mio.
(Positive) Umsatzwarnung
Die Kunden rennen Zalando die virtuellen Türen ein und so sah sich das Unternehmen genötigt, eine Art positiver Umsatzwarnung herauszugeben. Für das 2. Quartal rechnet Zalando mit einer signifikanten Umsatz- und Ergebnissteigerung, die "deutlich über den aktuellen Markterwartungen liegt soll". Firmenchef Rubin Ritter hatte bereits Anfang Mai erklärt, die Zahl der Neukunden sei im April um fast 40% gestiegen und damit so deutlich wie noch nie zuvor in dem Monat. In der Zeit mussten andere Modefirmen im stationären Handel massive Einbußen verkraften, da ihre Filialen zur Eindämmung der Corona-Pandemie geschlossen bleiben mussten. Dieses verändertes Konsumverhalten, insbesondere eine stark gestiegene Präferenz für digitale Angebote, hat im Mai nicht nachgelassen, sondern sich sogar weiter verstärkt.Zalandos Erfolge basieren vor allem auf der konsequenten Umsetzung der Plattformstrategie sowie dem beschleunigten Ausbau des Zalando Partnerprogramms. Nachdem das Unternehmen am 25. Mai als Analystenkonsens (jeweils Median) beim GMV-Wachstum 19,0%, beim Umsatzwachstum 16,0%, und beim bereinigten EBIT €104 angegeben hatte, signalisieren der Mai und halbe Juni nun eine "deutlich" bessere Entwicklung. Es ist daher davon auszugehen, dass Zalando für das 2. Quartal ein Umsatzwachstum von deutlich über 19% und ein EBIT deutlich über €104 verkünden wird.
Großaktionär macht nochmals Kasse
Quelle: wallstreet-online.de) |
Doch auch aus einem anderen Blick muss der Anteilsverkauf nicht traurig stimmen: der Streubesitz erhöht sich und macht die Aktien damit handelbarer und, und dieses Kriterium ist auch ein wichtiges bei der Frage um einen möglichen DAX-Aufstieg, wo Wirecard ja nun bald wieder Platz machen dürfte.
Meine Einschätzung
Zalando entwickelt sich vom Modehändler zum Plattform-Business. Man adressiert vor allem Mode und Schuhe, aber auch Kosmetikartikel. Im Modesegment wird man zunehmend vom Konkurrenten des stationären Handels zum Partner, denn Zalando hat die kaufwilligen Kunden, während die Landenlokale leer sind - und dank der Abstands- und Hygieneregeln inkl. Maskenpflicht auch bleiben. Die Modeläden müssen also schnell Kunden erreichen, um ihre Waren an den Mann oder die Frau bringen zu können und dazu müssen sie auf Onlinehändler mit großer Reichweite zurückgreifen. Die eigenen Onlineshops binden zu wenig Kunden, die Rückkehrraten der Käufer sind niederschmetternd gering; die gehen beim nächsten Mal wieder zu den bekannten Onlineplattformen von Amazon, eBay oder eben Zalando.Zalando investiert seinen Cashflow ins Wachstum; das geht ins Geld und unterm Strich bleibt nichts übrig. Wen das stört, der sollte seine Hände (und sein Geld) von Zalando lassen. Wohin die Reise gehen kann, zeigt Musterschüler Amazon. Zalando positioniert sich dabei als Anti-Amazon und dürfte mit jedem weiteren Erfolg noch attraktiver für Finanzinvestoren und strategische Käufer werden. Dazu zählt weiterhin auch Zalandos zweitgrößter Aktionär, der Däne Anders Holch Povlsen (10,5%), der größere Pläne haben könnte. Immerhin ist er auch am britischen Konkurrenten Asos maßgeblich beteiligt und an Bekleidungshersteller Jack & Jones.
Zalando ist eine erfolgreiche deutsche Wachstumsstory und nach dem Wirecard-Fiasko nun sogar einer der Anwärter auf deren DAX-Platz. Neben Hypoport (und SAP) eine der wirklichen digitalen Erfolgssstorys auf dem deutschen Kurszettel.
Disclaimer
Amazon, eBay, Hypoport und Zalando befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot.
Danke für den sehr guten Beitrag von Zalando, hab Zalando schon ewig auf der Watchlist und werde mir das Unternehmen nochmal genauer anschauen.
AntwortenLöschenGruß Stefan