Donnerstag, 11. Mai 2017

TLG, DIC Asset, WCM: Wirklich nur Gewinner bei der WCM-Übernahme durch TLG?

Die TLG Immobilien AG startet eine freundliche Übernahme des Gewerbeimmobilienspezialisten WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG und überrascht damit die Märkte. Denn nachdem vor gut einem Jahr der Konkurrent DIC Asset klammheimlich durch die Hintertür rund 25% der Anteile erworben hatte, war über die gemeinsame Strategie der beiden Konzerne spekuliert worden. Zuletzt hatte Karl Ehlerding seinen WCM-Anteil ausgebaut und auch die DIC Asset die magische Schwelle von 25% überschritten, obwohl mit diesem Schritt anteilig Verlustvorträge bei der WCM verloren gingen. Ich hatte ja schon schon spekuliert, dass die DIC Asset mit diesem Zukauf vor allem Druck auf die Verhandlungspartner bei WCM ausüben wollten, endlich zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen. Und nun wurde aus der möglichen kleinen Lösung eine große. Eine ganze Große...

TLG bietet den WCM-Aktionäre eine neue TLG-Aktie für 5,75 WCM-Aktien an. Damit liegt das Angebot in etwa bei 3,15 Euro je WCM-Aktie und das bietet wenig Spielraum ggü. dem aktuellen Kurs. Bezogen auf den ausgewiesenen NAV der WCM von 2,85 Euro ist es immerhin ein prozentual knapp zweistelliges Aufgeld. Dem entsprechend enttäuscht reagiert die Börse. Als das Angebot lanciert wurde, sprang gestern Abend der WCM-Kurs kurz bis auf knapp 4 Euro an, doch die Freude hielt nicht lange an und der Kurs bröckelte wieder stark ab. heute liegt er sogar zweistellig im Minus und pendelt sich beim Angebotspreis ein.

Dahinter steckt, dass die Übernahmephantasie erst einmal raus ist. Denn TLG hat sich mit den großen Aktionären von WCM (DIC Asset, Karl Ehlerding, Stavros Efremidis), dem Aufsichtsrat und dem Vorstand geeinigt. Man wird künftig gemeinsam als Konzern agieren und die WCM-Großaktionäre geben ihre Anteile an TLG ab und unterstützen das TLG-Angebot, insbesondere auch 25%-Aktionär DIC Asset. Inkl. der Mitarbeiter- und Aktienoptionen hat TLG damit bereits jetzt etwas mehr als 50% der Anteile sicher.

Meine Einschätzung
Und hier stoßen wir auf einige Flöhe, die das Ganze für WCM-Aktionäre haben dürfte. Zunächst sollen die neuen TLG-Aktien ab 1. Januar 2017 gewinnberechtigt sein. Die WCM-Aktionäre hatten allerdings für das Geschäftsjahr 2016 mit einer Dividende von 10 Cents je Aktie gerechnet. Da diese von der Hauptversammlung festgelegt wird, wo TLG bzw. die abgebenden Großaktionäre die Mehrheit stellen, ist eine Auszahlung mehr als fraglich. Zwar sind Ehelerding & Co. auf üppige Dividenden aus, aber da sie künftig an der TLG beteiligt sind, wollen sie von denen Dividenden kassieren. Je mehr TLG aus der WCM herausholen kann, desto besser für die TLG-Aktionäre - die alten und die neuen. Ein mögliches Streichen der WCM-Dividende würde darüber hinaus auch deshalb Sinn machen, als dass TLG ja auch die übrigen WCM-Aktien erwerben möchte. Und das möglichst günstig. Eine Dividendenstreichung macht die WCM-Aktien jedenfalls nicht attraktiver.

Unter dem Strich macht die Übernahme schon Sinn, denn TLG kommt inkl. der WCM-Liegenschaften auf ein Immobilienportfolio um die 3 Mrd. Euro und regional ergänzen sich die Portfolios von WCM und TLG ebenfalls, denn TLG war bisher überwiegend in Ostdeutschland unterwegs, während WCM im Westen und Süden der Republik investiert hatte.

 WCM (Quelle: finanzen.net
Für DIC Asset war WCM eher eine Finanzbeteiligung und daher kann man dort mit der Übernahme gut leben. Nun ist man an etwas deutlich Größerem beteiligt und wird von dort schöne Dividenden einfahren. Und wenn man genau hinsieht, scheint der TLG-Deal auch den gordischen Knoten zerschlagen zu haben, denn DIC Asset und WCM sind sich seit über einem Jahr nicht einig geworden, wie man miteinander ins Geschäft kommen kann. Dank der TLG-Übernahme müssen die Beteiligten das nun auch nicht mehr. Andererseits dürfte damit auch die Spekulation vom Tisch sein, dass WCM Teile des DIC-Portfolios übernehmen könnte, weil die DIC Asset sich künftig mehr zu einem Asset Manager entwickeln will und dazu ihren eigenen Immobilienbestand sukzessive verringern will. Die WCM-Übernahme durch TLG dürfte an dieser neuen Strategie nichts ändern.

WCM-Aktionäre müssen sich überlegen, ob sie das TLG-Angebot annehmen. Die Alternative, abgesehen von einem Verkauf der WCM-Aktien über die Börse, ist das Spekulieren auf einen höheren Übernahmepreis durch TLG. Das wird aber eine langfristige Angelegenheit werden und vermutlich nicht mit großen Kurssprüngen einhergehen. Noch wurden die genauen Übernahmemodalitäten nicht veröffentlicht, aber es ist davon auszugehen, dass viele Fonds und Privataktionäre dem Beispiel von Ehlerding und DIC Asset folgen und ihre WCM-Aktien in TLG tauschen werden. Der Restbestand an WCM-Aktien hat perspektivisch keine Zukunft mehr an der Börse, denn für TLG rechnet sich eine eigene WCM-Notiz nicht. Man wird also immer mal wieder Aktien einsammeln, bis dahin WCM aber eher unattraktiv für Aktionäre gestalten. Sonst würde man den Preis ja gegen eigene Interessen selbst hochtreiben. Und klar ist auch, dass attraktive Immobilientargets, die WCM im Auge gehabt haben dürfte, nun eher direkt an TLG gehen werden und nicht mehr in die WCM. Die Geschichte der "neuen WCM" dürfte daher eine eher kurze gewesen sein.

DIC Asset befindet sich auf meiner Empfehlungsliste, WCM streiche ich.

8 Kommentare:

  1. Der von TLG und WCM errechnete, theoretische Umtauschpreis von 3,15 auf den Durchschnittskurs bzw. 3,36 auf den Schlusskurs des Vortages ist schlicht irreführend, da ich die Aktien ja heute gar nicht umtauschen kann, sondern erst in ein paar Monaten. Bis dahin sind aber 80 Cent Dividende pro Aktie bei TLG abgeflossen, die den Wert der TLG-Aktie senken, zu einem entsprechenden Dividendenabschlag führen und den tatsächlichen Umtauschpreis negativ beeinflussen.

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    1. Hallo Dirk,

      Ein sehr interesanter Post!! Ich denke dass da viele jetzt erst zu rechnen beginnen. Die Preise gestern abend waren verrückt (~3,50).
      Momentan währen so (long/short) ca. 3% zu hohlen ... vielleicht ist dies aber nur der Spekulationsaufschlag wegen einer Aufstockung.

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  2. Hallo Michael,

    wie schätzt Du das aktuelle Verhalten von Publity ein: http://www.aktiencheck.de/exklusiv/Artikel-publity_Aktie_publity_besorgt_sich_frisches_Geld_Aktienanalyse-7890167

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    1. Glaser von der "Vorstandswoche" schlägt auf Olek/Publity ein, das ist nicht neu und auch qualitativ immer grenzwertiger.

      Publity will sich als Dividendenzahler etablieren und hat mehrfach betont, mehr als die Hälfte der Gewinne in Form von Dividenden auszuschütten. Daran hält man sich. Des Weiteren benötigt Publity ab und zu frisches Kapital, weil man so rasant wächst. Nun hat man zu diesem Zweck das Restvolumen von 20 Mio. einer bereits begebenen Wandelanleihe ausgenutzt.

      Man kann ja gegen Dividendenzahlungen sein und auch dafür plädieren, in der Wachstumsphase lieber geringere Anteile auszuschütten und mehr Geld im Unternehmen zu belassen, aber immer in diesem verbalen entgleisenden Ton Leute als "Quasi-Nepper" hinzustellen, diskreditiert "Die Vorstandswoche" viel mehr als die unhaltbaren Anwürfe gegen Olek.

      Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen: die Dividende wurde über Gewinne im Vorjahr verdient und nun an die Aktionäre ausgeschüttet. Wie versprochen.

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    2. Danke für o.g. "link". Der Bericht grenzt ja fast an einer Unverschämtheit.

      Wenn man tatsächlich die Fakten betrachtet bzw. "nur" beachtet kann man diesen Artikel tatsächlich nur als lächerlich bezeichnen.

      Der Gewinn pro Aktie übersteigt deutlich die Dividende. Die Geschäftsentwicklung spricht auch für sich. Wenn man 1 und 1 zusammen zählen kann wird deutlich, dass der Gewinn nochmals erheblich steigen dürfte. Gerade da auch einige Verkäufe die für 2016 gedacht waren nun in 2017 enthalten sind.

      Mir fehlen hier fast die Worte - und dann dieses angebliche Zitat von einem Investor. Was für ein lächerlicher Artikel...

      Grüße

      Tobias

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  3. bin auch gerade über einen "Vorstandswoche"-Artikel gestolpert - zu GXP. Auch hier ist der Kommentar bissig mit vielen kleinen Unverschämtheiten. Ich nannte ihn "bissig-ketzerisch" in meinem w:o Post bei GXP.
    Der Verfasser ist wahrscheinlich eine bedauernswerte Existenz, der so seinen Frust hierüber abbaut.

    immoscout

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  4. Wirst du WCM tauschen oder verkaufen?

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    1. Ich habe mich entschieden, meine WCM-Aktien zu verkaufen.

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