Donnerstag, 25. Mai 2017

Bei Aves One b(r)aut sich ganz schön was zusammen...

Der Warenhandel boomt, denn auch wenn immer mehr Handel über das Internet abgewickelt wird und Amazon und Zalando den Einzelhandelsriesen das Wasser abgraben, bleibt doch unverändert, dass die Waren irgendwoher kommen müssen. Und den größten Anteil am weltweiten Warentransport hat die Schifffahrt und diese Branche hat sich seit der Finanzkrise 2009 bisher noch nicht wieder erholt und ist von Überkapazitäten, sinkenden Frachtraten und Fusionen und Pleiten geprägt. Also insgesamt kein Szenario, in dem man investiert sein möchte. Und doch bieten sich hier auch Chancen...

Chancen, die nicht ganz offensichtlich "nur" auf einen Turnaround des stationären Einzelhandels und/oder der Schifffahrtsbranche setzen, sondern auf Bereiche, die von der Krise kaum tangiert sind und auch künftig große Wachstumschancen versprechen: Container.

Der heutige globale Warenumschlag kann nur funktionieren, wenn immer mehr Geld für IT-unterstützte automatisierte Lager- und Containerterminalsysteme ausgegeben wird - und eben für Container. Also überwiegend Standardcontainer. Denn die Logistikketten vom LKW über die Bahn, über die Terminals, die Schiffe bis hin zum Paketdienst/Logistiker basieren auf Standardisierung, die das ständige Umladen der Waren vermeiden und stattdessen auf das Umladen von Standardcontainern setzen. Nur so kann kosteneffizient globale Logistik gewährleistet werden.

Wenn nun die Container auf ihrer Reise aus China bis in den Hamburger Hafen und zum Laden von Edeka oder Lidl durch so viele Hände gehen, dann stellt sich die Frage, wem die Container gehören (müssen). Einem Logistikanbieter wie DHL? Der Reederei wie Hapag-Lloyd oder Maersk? Der Bahn? Lidl? Diese Unternehmen benötigen eine Menge Geld, um ihre Schiffsflotten zu erneuern, ihre Logistikzentren auszubauen, ihre Warenhäuser in immer neue Regionen der Welt vorstoßen zu lassen. Die relativ kapitalintensive Vorhaltung von Containern ist für sie daher keine attraktive Option. Für andere schon...

Kapitalintensiv ist eigentlich ein Begriff, den Investoren nicht gerne hören, denn wenn Kapital gebunden wird, entsteht auch immer ein Risiko, falls etwas schief geht. In einer immer schnelllebigeren Zeit möchte man sein Kapital lieber schnell und flexibel halten. Anstatt Immobilien zu kaufen, setzt man lieber auf Immobilienfonds oder Aktien von Immobilienunternehmen. Doch kurzfristig verfügbares kapital wirft aufgrund der Niedrigzinspolitik der EZB und anderer Notenbanken keine bis kaum noch Zinsen ab. Im Gegenteil, man bezahlt heute schon Strafzinsen, wenn man Geld auf dem Konto vorhält. Die Kehrseite ist, dass Banken und andere Kapitalgeber, wie z.B. Versicherungen und Pensionsfonds, händeringend auf der Suche nach Rendite bringenden Investitionsmöglichkeiten sind. Und die Banken, die selbst bei der EZB Strafzinsen für ihre Einlagen leisten müssen, sind nur allzu gerne bereit, Kredite an Investoren zu vergeben.

 Aves One (Quelle: finanzen.net
In dieser Gemengelage tun sich interessante Möglichkeiten auf und ich habe ja bereits einige Asset Manager hier im Blog vorgestellt, die von diesem Szenario profitieren. Mit Aves One kommt heute ein weiteres Unternehmen hinzu, das sich in seiner Ausrichtung allerdings deutlich von den anderen abhebt, denn Aves One ist ein Bestandshalter von Logistik-Equipment.

Erst im November wagte Aves One den "großen Schritt" an die Börse, denn zuvor wurden die Aktien nur an zwei Regionalbörsen gehandelt; zuvor unter "Pricon Invest AG" firmierend. Im November gab es dann eine große Kapitalerhöhung, bei der der Vermieter von Frachtcontainern und Güterwaggons mehr als 18 Mio. Euro einnahm, als man neue Aktien für 6 Euro je Stück ausgab. Heute notieren die Aktien im Prime Standard der Frankfurter Börse und dürften künftig für immer mehr Investoren interessant werden.

Denn das frische Geld wird zügig investiert. So wurde noch im Dezember das Wechselbrückenportfolio auf 18 Mio. Euro ausgebaut und gerade erst wurden für weitere 9 Mio. Euro 1.000 zusätzliche Wechselbrücken in Auftrag gegeben. Wechselbrücken sind Transportbehälter mit Stützbeinen, die besonders von Logistikdienstleistern aus der Kurier-, Express- und Paketbranche in Europa nachgefragt werden.

Und auch im Bereich der Container hat man stark erweitert, indem man im April zwei Portfolios zukaufte. Einmal erwarb man für 6 Mio. Dollar fabrikneue Container und dann für weitere 4 Mio. Dollar gebrauchte Container.

Schön und gut, wird mancher nun denken, aber wie lässt sich damit Geld verdienen? Aves One hat vier Geschäftsbereiche:

  • Rail Equipment: Aves One investiert in verschiedene Typen von Bahnwaggons mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von bis zu 45 Jahren. Die Güterwagen sind an große Industrieunternehmen und staatliche Gesellschaften vermietet. Die Vermietung und das Management der Bahnwaggons übernehmen externe Manager, die über jahrzehntelange Erfahrung im Güterverkehr verfügen.
     
  • Container Equipment: Aves One investiert in verschiedene Typen von Seecontainern mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von bis zu 15 Jahren. Die Container sind an die weltgrößten Reedereien (zum Beispiel Hapag-Lloyd, Evergreen oder Maersk) vermietet. Die Vermietung und das Management rund um die Container übernehmen externe Manager für die Aves One, die über jahrzehntelange Erfahrung im Containermanagement verfügen.
     
  • Resale Equipment: Aves One investiert in ehemalige Seecontainer sowie neue Container mit einer Nutzungsdauer von bis zu 15 Jahren. Diese Container werden dann im Resale Markt, der auch als Zweitmarkt bezeichnet wird, vermietet und verkauft. Eine Nutzung erfolgt im Wesentlichen in drei Bereichen: 1. als Storage- bzw. Lager-Behälter an Land 2. durch leichte Modifikationen des Containers als Office, Unterkunfts- oder Baustellencontainer oder 3. in seiner eigentlich Gesinnung als Transportbehälter für kurze bzw. One-Way Strecken auf See oder an Land.
     
  • Special Equipment: Im Bereich Special Equipment investiert die Aves One in Nischenmärkte für Logistik Equipment. Nischenmärkte zeichnen sich zum Beispiel durch überdurchschnittliche Renditen, verhältnismäßig geringe Marktgröße oder eine geringe Anzahl an Marktteilnehmern aus. Die Aves One investiert in Tankcontainer und Wechselbrücken mit einer Nutzungsdauer von bis zu 12 bis 20 Jahren.
    (Quelle: Unternehmensangaben)

Aves One investiert also in das Equipment und vermietet dieses langfristig. Zumeist sind die Mietverträge schon gesichert, bevor Aves One überhaupt das Equipment erwirbt. Wodurch sich das Risiko reduziert. Der Fokus der Investments liegt dabei auf Seecontainern und Bahnwaggons, wobei man sich hier überwiegend auf Standardcontainer beschränkt und damit eine andere Strategie fährt, als der ungleich größere Mitbewerber VTG. Das Asset Management, also Vermietung, Wartung usw., überlässt Aves One erfahrenen externen Asset Managern.

Hinzu kommen Investitionen in ehemalige Seecontainer, die als Lagerbehälter oder als Unterkunfts- oder Baustellencontainer eingesetzt werden und in ganze Fertigbaugaragen-Parks (Storage Parks). Hier wurde kürzlich der erste Park in Münster fertig gestellt und weitere sollen folgen. Denn im Bereich der Lagerung gibt es weltweit eine steigende Nachfrage, gerade auch von Privatleuten. Immer mehr Menschen müssen aufgrund ihrer Arbeitsplatzsituation mobil sein und können nicht immer alle ihre Gegenstände mit sich nehmen. Diese werden dann zentral eingelagert. Und auch der Trend zur Wärmedämmung alter Mehrfamilienhäuser schafft neue Probleme, denn da zumeist die Wäreverbundsysteme nur obererdig eingesetzt werden, entstehen Kälte und Feuchtigkeitsbrücken im Kellerbereich. Schimmelbildung ist die Folge - und wer lagert schon gerne seine alten Bilder, Kleidungsstücke usw. in einer schimmligen Umgebung, da kann man sie gleich wegwerfen. Die Lösung heißt Dachboden oder eine externe Unterbringung/Lagerung: eben Storage.

Wachstum auch durch Übernahmen
Aves One ist noch ein relativ kleines Unternehmen, will aber schnell und stark wachsen. Das gelingt natürlich nicht alleine durch operative Erfolge, sondern auch durch Übernahmen. Einen großen Schritt machte man durch den Zukauf der österreichischen ERR Rail Rent Vermietungs GmbH, wodurch man den Bestand an Güterwagen glatt verzehnfachte auf 4.230 Einheiten. Durch die gleichzeitige Übernahme der 33-Prozent-Beteiligung am Asset Manager ERR European Rail Rent GmbH wird künftig die komplette Wertschöpfungskette vom Eigentümer bis hin zur kaufmännischen und technischen Verwaltung der Güterwagen abgedeckt. Hierdurch fährt Aves One nun zweigleisig, was das Asset Management angeht. Denn einerseits arbeitet man mit externen Asset Managern zusammen und kann diesen Part über die neue Tochter künftig auch selbst übernehmen. Je nach Interessenlage. Gut möglich, dass auch der Bereich Asset Management perspektivisch über Zukäufe ausgebaut wird.

Mit der Übernahme stiegt die Bedeutung des Bereichs Rail Equipment innerhalb des Unternehmens natürlich stark an und auch aus diesem Grund wurde der bisherige Geschäftsführer der ERR-Gruppe, Jürgen Bauer, zum Vorstand der Aves One AG bestellt.

Durch die EEG-Transaktion und die Investitionen in Container und Wechselbrücken hat sich der Gesamtbestand der durch Aves One gemanagten Assets auf mehr als 450 Mio. Euro verdoppelt. Geplant ist, das Portfolio der Gesellschaft bis 2018 auf rund 750 Mio Euro und bis zum Jahr 2020 auf  mehr als eine Mrd. Euro auszubauen. Für 2017 und 2018 sind jeweils Investitionen von etwa 200 Mio. Euro vorgesehen.

Aber Wachstum soll nicht um des Wachstums willen erfolgen, sondern der Fokus wird auch künftig auf stabile operative Cashflows gelegt und auf die Optimierung der Finanzierungsstruktur zur Erhöhung der Rentabilität.

Nach hohem Verlust in 2016 deutliche Umsatz- und Ergebnisverbesserung in 2017 erwartet
Das Wachstum hat allerdings seinen Preis. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016 wies Aves One einen operativen Konzerngewinn (EBITDA) von EUR 15,4 Mio. aus, wobei den größten Ergebnisbeitrag das Segment Container lieferte mit 14,2 Mio. Euro. Durch die erst im vierten Quartal 2016 erfolgte Übernahme der ERR steuerte das Segment Rail 5,5 Mio. Euro zum Konzern-EBITDA bei. Allerdings liegt das Ergebnis vor Steuern im Geschäftsjahr 2016 bei -6,4 Mio. Euro. Hierbei waren vor allem Abschreibungen in Höhe von 8,5 Mio. Euro und Zinsaufwendungen in Höhe von 14,1 Mio. die maßgeblichen Treiber, die das Ergebnis ins Minus drückten. Gegenüber dem Vorsteuerergebnis für das erste Halbjahr 2016 von -8,9 Mio. Euro zeigte sich bereits ein positiver Trend, zumal die EEG gewinnbringend arbeitet. Angesichts dieser Zahlen sich der Vorstand vor allem bei der Optimierung der Finanzierungsstruktur noch großes Potenzial.

Die Aves-Gruppe verfügte zum Ende des Geschäftsjahres 2016 über ein Bestandsportfolio von 4.230 Güterwagen, entsprechend einem Volumen von 226 Mio. Euro. Auch das Segment Container Equipment wies mit einer Flotte von rund 103.000 Containern (entsprechend 141.000 CEU) per 31. Dezember 2016 ein beachtliches Wachstum auf. Im aktuell noch kleineren Geschäftsbereich Special Equipment wurde durch Akquisitionen von Tankcontainern und Wechselbrücken per Bilanzstichtag ein Portfolio von 2.792 Einheiten, bzw. ein Volumen von rund 20 Mio. Euro geschaffen. Im Bereich Resale Equipment, welches neben der Vermietung ehemaliger Seecontainer nach Ablauf der wirtschaftlichen Nutzungsdauer auch das Selfstorage-Geschäft umfasst, wurde in 2016 mit den Vorbereitungen für die Errichtung eines ersten Storage-Parks begonnen, der im März 2017 in Münster fertiggestellt wurde.

Hier wird sich die ERR-Vollkonsolidierung über den gesamten Jahreszeitraum auswirken und nicht nur auf zwei Monate wie in 2016. Des Weiteren sollen weitere Asset-Käufe für Umsatz- und Ergebnisverbesserungen sorgen und es ist die Errichtung weiterer Storage Parks geplant.

Meine Einschätzung
Aves One ist in einem sehr interessanten Bereich tätig und setzt auf schnelles Wachstum. Man erzielt eine sehr attraktive operative Marge (EBITDA) von etwa 70 Prozent - vor Holding-Kosten. Diese sind mit knapp drei Mio. Euro übermäßig hoch und sorgten im ersten Halbjahr 2016 für die roten Zahlen. Doch hier ist Besserung in Sicht, insbesondere durch die Ausweitung des Geschäftsvolumens, denn "der Wasserkopf" verteilt sich dann besser, weil die Holding-Kosten nicht mitwachsen, während die Erlöse ansteigen. Und der Integrationsaufwand für die EEG fällt in 2017 auch erheblich niedriger aus, so dass der Vorstand die Rückkehr in die Gewinnzone plant.

Niedrige EK-Quote spricht für künftige Kapitalerhöhungen
"Börse Online" erwartet für 2017 ein Ergebnis je Aktie von 0,96 Euro und für 2018 bereits einen Überschuss von 1,25 Euro je Aktie. Bei einem aktuellen Aktienkurs von 6,80 Euro würden beide Werte deutlich einstellige KGVs bedeuten. Als Risikofaktor muss man allerdings ausdrücklich die niedrige Eigenkapitalquote von nur rund 5,5% nennen. Hier ist davon auszugehen, dass Aves One nachbessern muss und auch für das künftige Wachstum wird weiteres Eigenkapital benötigt werden. Anleger müssen sich also auf Kapitalerhöhungen einstellen und/oder auf Zukäufe in Form von "Einbringungen von Sacheinlagen". Die schwache EK-Quote und die Aussicht auf Kapitalerhöhungen dürfte auch einer der Gründe sein, weshalb der Aktienkurs nach einem Zwischenhoch zum Jahreswechsel bei knapp 9 Euro wieder deutlich zurückgekommen ist. Auf der anderen Hand bietet sich hier nochmals die Chance, zu attraktiven Kursen einzusteigen. Jedenfalls für Anleger, die bereit sind, sich längerfristig bei einem (noch) engen Nebenwert zu engagieren, der ein erhöhtes Risikoprofil aufweist. Dem stehen allerdings auch enorme Chancen gegenüber, so dass ich Aves One auf meine Empfehlungsliste nehme und mir einige Aktien ins Depot gelegt habe.


HINWEIS
Der Streubesitz liegt bei nur 9,24%, daher sollte man stets limitiert ordern.

9 Kommentare:

  1. Vielen Dank für den guten Artikel! Leider ist es in der Praxis oft sehr schwer zu erkennen, welche Entscheidung die richtige ist... Gerade aktuell bin ich in einer Situation, in der ich absolut unsicher bin. Sorry für den etwas längeren Beitrag, aber vielleicht stecken viele Investoren gerade in einer ähnlichen Lage.

    Ich habe vor nicht langer Zeit in eine aussichtsreiche Aktie investiert und mein Einsatz von 15k EUR hat sich bis heute mehr als verdoppelt auf ca. 35k EUR. Erfreulicher (Buch-) Gewinn von 20k, für mich viel Geld. :-) Nun kann man natürlich sagen "natürlich halten!", aber ist das wirklich richtig? Das Unternehmen steht nun bei einem KGV von ca. 28, während der 10J-Durchschnitt bei knapp 20 liegt. Fällt der Kurs nun um 1/3, sind mehr als 12k EUR weg. Wenn Trump oder ein anderes "Ereignis" die Börsen auf Talfahrt schickt, kann das schnell passieren. Natürlich ist auch denkbar - mein Kauf war eigentlich nicht für eine kurze Haltedauer vorgesehen -, dass die Gewinne in 1-2 Jahren um 50% steigen. Dann wäre bei gleichem Kurs das KGV dann auch wieder bei 20, was für ein Qualitätsunternehmen durchaus ok ist. Aber erst in 2 Jahren! Bis dahin könnte man doch den Einsatz woanders investieren und zurückkehren, wenn das KGV unter 20 liegt? Die Wahrscheinlichkeit, dass es in dieser Zeitspanne mal deutlich runter geht, ist m.E. >50%. Es spricht also vieles für einen (Teil-?) Verkauf.

    Auf der anderen Seite ist eine solche Bewertung nicht wirklich astronomisch hoch und es gibt genug Unternehmen, die lange zu sochen "Multiples" gehandelt werden. Wenn ich also jetzt verkaufe und ca. 6k EUR Steuern zahle, kann es sein, dass ich nicht mehr zu einem vernünftigen Preis wieder reinkomme. Und die 6k sind nicht in Form von ertragbringenden Aktienstücken in meinem Depot, sondern beim Finanzamt. Diesen Buchwert verliere ich erst bei einer massiven Korrektur. Und das Unternehmen könnte in den nächsten 5J seinen Gewinn locker verdoppeln...

    Ich habe absichtlich nicht geschrieben, um was für einen Wert es sich handelt, weil es für die Entscheidung prinzipiell unerheblich ist. Eine hohe Bewertung und die Frage verkaufen/halten kommt ja häufiger vor. Ist es wirklich irrational sich diese Frage zu stellen oder vielmehr doch halbwegs rational?

    Im Moment tendiere ich dazu zu halten - ist das nachvollziehbar und richtig? Und was, wenn das KGV auf über 30, 35 steigt...? Wenn die Unternehmen ihre Möglichkeiten ausgeschöpft haben, oder man selber das Geld braucht, ist die Entscheidung ja einfach - aber so? :-)

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    1. "Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen".
      (Mark Twain)

      Niemand kann Dir im Vorhinein sagen, welches die richtige Entscheidung ist, weil es niemand weiß. Hinterher kann jeder sagen, weshalb klar war, dass die Aktie fällt, oder warum sicher war, dass sie steigt.

      Dein Problem haben viele, eigentlich alle Anleger (wenn sie denn jemals so lange durchhalten, um einen Kursverdoppler im Depot zu haben). Und die Entscheidung, was Du tun sollst, kann Dir niemand abnehmen. Vielleicht helfen Dir aber ein paar Denkanstöße, zu einer für Dich guten Entscheidung zu kommen.

      Der Gewinn...
      ist so ziemlich die manipulierbarste Größe im Jahresabschluss. Und da das KGV auf ihm beruht, schwankt es entsprechend mit. Des Weiteren basiert das KGV auf Schätzungen und Annahmen der künftigen Gewinne. Diese stehen ja noch nicht fest.

      Ich nehme mal das Beispiel MBB, als man die 2012 Claas Fertigungstechnik übernahm (heute teil der Aumann AG). Das passierte zum Ende des ersten Quartals und MBB kaufte sich eine Umsatzverdopplung und ein überproportionales Ergebnis zu. Es war also klar, dass der MBB-Umsatz und der MBB-Gewinn rasant ansteigen würden. Und die Quartalsmeldungen bildeten das dann vier mal infolge auch ab. Ich habe damals MBB gekauft, weil dies ein "No-Brainer" war. Doch die Analystenschätzungen für den Gewinn wurden nicht etwa sofort angehoben/angepasst, sondern trudelten im Jahresverlauf immer mal wieder mit höheren Werten ein. Im Aktienkurs kann man nach jeder Quartalsmeldung den Kurssprung sehen - das KGV sprang jedes Mal mit in die Höhe. Eben weil die Schätzungen nicht korrekt waren, sondern zu zurückhaltend. Damit will ich sagen, dass das KGV nur bedingt aussagefähig ist.

      Des Weiteren hängt es auch davon ab, in welcher Branche das Unternehmen tätig ist und mit welchen Wachstumsraten man es zu tun hat. Wächst ein Unternehmen mit 3% pro Jahr, ist ein KGV von 15 wohl zu hoch. Es sei denn, die gesamte Branche wird so hoch bewertet. Wächst das Unternehmen mit 50% pro Jahr, würde man kaum ein KGV von 10 erwarten.

      Dein Einstiegskurs...
      ist völlig irrelevant. Abgesehen von Dir - und dem Finanzamt Deines Vertrauens - interessiert er niemanden. Mach Dich frei von ihm, vergiss ihn, blende ihn aus. Für Dich muss alleine Folgendes entscheidend sein: stell Dir vor, Du hättest die Aktie noch nicht im Depot und würdest auch den bisherigen Kursverlauf nicht kennen. Du schaust sie Dir heute zum ersten Mal an und bewertest dann, ob Du sie kaufen würdest. Dann blickst Du auf die aktuelle Bewertung und auf die Aussichten der Branche und des Unternehmens. Und wenn Du zu dem Schluss kommst, dass die Aktie zu hoch bewertet ist, dann solltest Du sie wohl verkaufen (weil Du sie ja auch nicht kaufen würdest). Kommst Du zu der Ansicht, die Aktie hätte Potenzial, warum solltest Du sie dann verkaufen? Hier kommt der Vergleich mit anderen Werten ins Spiel, denn solltest Du einen oder mehrere im Auge haben, die bessere/höhere Chancen bieten, kann auch das ein Grund zum Verkauf sein, um in die aussichtsreicheren Werte zu investieren. Doch natürlich gibt es auch bei denen keine Garantie, dass Deine Erwartungen richtig sind und dass der Kurs sich auch entsprechend verhält.

      Denn der Aktienkurs spiegelt fast nie den wahren Wert des Unternehmens wider, sondern ist immer nur das Ergebnis von Angebot und Nachfrage zu einem bestimmten Zeitpunkt an der Börse. "Mr. Market" sollte nicht der Impulsgeber für Deine Investmententscheidungen sein. Denn er ist launisch und mal manisch, mal depressiv. Er sollte für uns Anleger Chancenbarometer sein, nicht Gradmesser. Und ja, es kann sein, dass die Börse die Aktie um 30% in den Keller schickt. Oder aber dass sich der Kurs nochmal verdoppelt. Heute wissen wir das nicht und im Nachhinein sind wir klüger - nur nützt uns das bei der heutigen Entscheidung natürlich nichts.

      Ich kann Dir also nicht sagen, was Du tun solltest. Trotzdem hoffe ich, dass ich Dir bei Deiner Entscheidung weiterhelfen konnte. Und ich drücke Dir die Daumen, dass Du die richtige Wahl triffst.

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  2. Ich finde Michael trifft es ins Schwarze, das Unternehmen rational zum jetzigen Zeitpunkt für sich selber bewerten und entscheiden ist richtig!

    Abgesehen davon was ist die Alternative? Kursgewinne mitnehmen, versteuern und dann? Günstige Einstiegskurse findet man im Moment ja nicht wie Sand am Meer somit wird es umso schwerer eine Investitionsmöglichkeit für das Geld zu finden solltest du anderweitig keine Verwendung dafür haben!? Daher glaube ich auch nicht an einen Crash oder starken Rückgang der Kurse, denn es geht generell einfach die Alternative und der Aktienmarkt bietet aus meiner Sicht die attraktivste Möglichkeit!

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  3. Moin, ich finde deine Idee grundsätzlich gut Unternehmen zu finden die Beiwerk zur Logistik liefern. Ich bin auch auf der Suche nach solchen und um so mehr freut es mich das du die gleiche Denke hast.
    Aber Container sind absolutes Low-Tech Zeug und ich bin mir nicht so sicher, ob man damit in einem High-Tec Land wirklich Geld verdienen kann.

    Genaugenomen ist der Mark sogar mit Containern derzeit überschwemmt, da die Umschlags zahlen etc. Rückläufig sind und insbesondere der Warenverkehr aus China in den Weseten sich hauptsächlich mit Oneway Containern bedient.

    Welches besondere oder besser einzigartiges Merkmal hat AVES One deiner Meinung nach wirklich?

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    1. Die Welt wandelt sich und High-Tech wird immer wichtiger; gerade auch das das Stichwort IoT, Internet-of-Things, die totale Vernetzung. Aber... es müssen ja auch Dinge vernetzt werden. Und transportiert. Hier sind die Standardcontainer erste Wahl und ich sehe nicht, dass sich daran etwas ändern wird. Im Gegenteil. Überkapazitäten gibt es in der Transportbranche an mehreren Stellen, die bauen sich gerade langsam ab. Für Aves One und mich als Aktionär ist aber doch entscheidend, dass bereits beim Kauf mittel- und langfristige Mietverträge mit namhaften Playern unterzeichnet sind, die die Cashflows absichern. Auch deshalb ist die relativ niedrige EK-Quote tolerierbar. Im Grunde ist Aves One eine Art Infrastrukturwert: langweiliges Business mit verlässlichen und stetigen Cashflows.

      Was den Umschlag im Hamburger Hafen angeht, so ist der die letzten Jahre rückläufig. Das liegt auch an der Nichtausbaggerung der Elbe bzw. der bisherigen Nicht-Vertiefung der Fahrrinne. Der Trend zu Riesenschiffen macht Hamburg zu schaffen, denn die kommen allenfalls die Elbe runter, wenn sie vorher einen Teil der Ladung in Rotterdam abgeladen haben. Und dennoch, egal ob Antwerpen, Rotterdam oder Hamburg, die Waren kommen in Containern und werden von international tätigen Logistikdienstleistern weitertransportiert. Das braucht Standardcontainer.

      Den Hinweis auf Einweg-Container habe ich nicht nachvollziehen können. Die werden ja nach Gebrauch nicht einfach verschrottet. Es geht doch vielmehr um die Nutzungsart, dass sie nicht für eine Hin- und Rücktour vermietet werden, sondern nur für einen Weg. Es ist Aufgabe des Dienstleisters, sie dann wieder zu befüllen. Aber der Container an sich als Asset bleibt ja bestehen und im Eigentum von irgendjemandem. Und einer dieser Eigentümer ist Aves One.

      Als Feature oben drauf kommt bei Aves One noch das relativ neue Segment der Nachnutzung alter Container. Damit schafft man für eigene, aber auch fremde, Container eine über die eigentliche Nutzungszeit hinaus dauernde Lebenszeit, die also länger Geld bringt. Das könnte zu einem spannenden Geschäftsfeld werden...

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    2. Hallo Herr Kissig,
      vielen Dank für den interessanten Beitrag. Eventuell sollte man noch auf den relativ geringen Streubesitz hinweisen, wenn ich richtig informiert bin, sind es 12 Prozent.
      MfG - R. Peters

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    3. Da haben Sie Recht, der Freefloat ist ziemlich gering und wird auf der Website mit 9,24% angegeben. Der dürfte sich aber bei kommenden Kapitalmaßnahmen dann auch erhöhen, denke ich.

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  4. VIB Immobilien sind sehr stark in Logistik Immobilien investiert

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  5. Hallo Herr Kissig, vielen Dank für den Beitrag, gerne hole ich mir hier immer wieder gute Anregungen. In diesem Fall bin ich allerdings skeptisch, ob gerade im normalen Containergeschäft, das das Paradebeispiel eines Schweinezyklus ist, eine halbwegs zuverlässige Prognose möglich ist. Grundsätzlich sehe ich Transportlogistik auch als interessant an, habe mir deswegen va-Q-tec zugelegt. Ausgründung der Uni Würzburg mit High-Tech Isolationscontainern und Isolationstechnik. Hier wird auch mit festen Kunden (v. A. Pharma) gearbeitet und sowohl Produkte verkauft als auch mit langfristigen Kühlkettenlogistigverträgen Geld verdient. Ich sehe hier großes Potential, da beispielsweise die Biopharmaprodukte weltweit mit hohen Kühlstandards verschickt werden müssen. Diese stehen noch am Anfang. Neue Normen spielen auch eine Rolle, sprich ein Wachstumsmarkt par Excellence mit hohen Eintrittsbarrieren für Systemanbieter. IPO war 2016 und die Zahlen seitdem sind äußerst ermutigend. Und im Unterschied zu aves stimmen EK-Quote und das Wachstum sollte organisch laufen nicht über Zukäufe, die mit Kapitalerhöhungen finanziert werden. Bin gespannt, welcher Wert besser läuft, freue mich, wenn beide gut laufen.
    Herzliche Grüße,
    Michael vB

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