Erholung oder nur eine Bärenmarktrallye?
Nachdem zum Wochenstart die Kursabstürze ungebremst weiterzugehen schienen, setzten dann Erholungstendenzen ein, so dass es auf einen versöhnlichen Wochenausklang hindeutet. Vielleicht weicht nun auch die Panik aus dem Markt, denn der Fear-and-Greed-Index von CNN Money sackte von den niedrigen 10 sogar noch bis auf 9 ab, um sich auf aktuelle 12 zu erholen. 12 von 100 möglichen Punkten, wohlgemerkt. Also noch immer höchstpanisches Terrain. Insofern stellt sich die Frage, ob die Konsolidierung beendet ist, oder ob es sich nur um eine Erholungsrallye in einem Bärenmarkt handelt und wir nächste Woche neue Tiefststände sehen werden. Nun, ich weiß es nicht...
Quelle: CNN Money - Fear and Greed-Index |
Es ist wieder Earnings-Season und die Unternehmen präsentieren Quartalszahlen. Dabei ist festzuhalten, dass die US-Unternehmen mit hohem Auslandsanteil unter dem starken Dollar zu leiden haben und die Umsätze und Gewinne daher zurückgehen oder aber weniger schnell wachsen. Da ich tendenziell von einem weiter festen Dollar gegenüber dem Euro ausgehe, blicke ich bei Neuengagements eher Richtung Eurozone. Hier unterstützt zusätzlich der niedrige Ölpreis, denn der wirkt als Konjunkturrakete für Konsumwerte. Deutschee Exportwerte bekommen hingegen ein stärker werdendes Problem mit der Nachfrage aus Ländern, die stark am Öl-Verkauf hängen, also die arabischen Länder, Russland etc. Andererseits wirkt der niedrige Ölpreis ebenso wie die niedrigen Rohstoffpreise gerade für den Weltwirtschaftsmotor China wie Speed auf Crack. Daher sollte die dortige Wirtschaftsabkühlung eher eine sanfte Landung werden, als ein schmerzvoller Bauchklatscher.
BDC-Sektor vor dem Rebound?
Der gesamte Sektor der Business Development Companys (BDC) ist massiv unter die Räder gekommen in den letzten Wochen, der Angst vor Pleiten und somit Kreditausfällen in der US-Ölbranche sei Dank. In den nächsten Wochen werden die BDCs nun ihre Quartalsergebnisse präsentieren und hier dürften eher positive Überraschungen auf uns warten, einfach weil die Erwartungen nun bodenlos niedrig sind. Das könnte folglich einen kräftigen Rebound der BDC-Aktien auslösen. Hier sollte man dennoch auf qualitativ hochwertige BDCs setzen wie Main Street Capital Corp. oder Triangle Capital Corp. Oder auf New Mountain Finance Corp., die haben bereits Ergebnisse präsentiert, die deutlich über den Erwartungen lagen. Oder eben auf Gladstone Capital Corp., die massiv unterbewertet scheinen auf dem aktuellen Kursniveau. Einen Bogen sollte man weiterhin um die BDCs machen, die stark auf Collateralized Loan Obligations (CLOs) setzen, wie KCAP Financial Inc. und TICC Capital Corp., die ich auch deshalb kürzlich von meiner Empfehlungsliste gestrichen habe.
So, nun aber genug glaskugelgeguckt, jetzt geht es an die Einzeltitel...
- Blackstone Group L.P.
Als Langfristanleger bin ich von Blackstone überzeugt, allerdings weist die Aktie in Deutschland seit einiger Zeit Tagesschwankungen von bis zu 10 Prozent auf. Da der Kurs tendenziell vor einigen Tagen noch nachgegeben hatte, habe ich bei Kursen im mittleren 20-Euro-Bereich weiter aufgestockt und diese neuen Aktien dann im hohen 23-Euro-Bereich wieder veräußert. Ich habe so mehrfach einen Teil meiner Blackstone-Position hin- und hergehandelt und dabei schöne Gewinne eingefahren. Naja, bei dieser Betrachtungsweise. Natürlich habe ich neue Aktien gekauft und bei den Verkäufen nicht diese veräußert, sondern die, die ich bereits am längsten im Depot hatte. First-in-first-out nennt sich dieses vom Finanzamt angewandte (und dennoch sehr sinnvolle!) Prinzip. Was bedeutet, dass ich bei den Verkäufen im Ergebnis natürlich Buchverluste meiner älteren und zu höheren Kursen eingekauften Aktien realisiert habe, während die neuen Aktien per Stand heute deutlich im Plus liegen. Das tut mir aber nicht weh, denn ich habe vor, im weiteren Jahresverlauf diese realisierten Buchverluste durch (dann steuerfreie) Kursgewinne zu nutzen.
Da ich mit einem eher verhaltenen Blackstone-Ergebnis für das abgelaufene Quartal rechne und auch mit einer nicht so erfreulichen Quartalsdividende, folglich mit einem daraufhin noch einmal sinkenden Aktienkurs, habe ich per Saldo meine Position in Blackstone-Aktien reduziert und Cash aufgebaut. Ich werde hier gezielt die Aktien tiefer zurückkaufen - wenn denn meine Spekulation aufgeht. Blackstone war bisher hinter Aurelius meine zweitgrößte Depotposition und liegt nun einen Wimpernschlag hinter Main Street Capital auf dem dritten Platz.
- Gladstone Capital Corp.
Was soll ich sagen? Glück gehabt! Ich habe genau zum Tiefstpunkt Gladstone-Aktien gekauft, in mehreren Tranchen, weil ich den jüngsten Kursabsturz für maßlos übertrieben hielt und die Aktien auf dem ausgebombten Niveau als erheblich unterbewertet. Dass dann die Gesellschaft unmittelbar nach meinen Käufen ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu 7,5 Prozent aller Aktien beschlossen hat, war so nicht vorherzusehen. Der Kurs sprang daraufhin in der Spitze um 25 Prozent an und dürfte die nächste Zeit mindestens nach unten abgesichert sein durch das ARP, wenn nicht tendenziell weiter anziehen.
Da ich von der Gladstone-Spekulation sehr überzeugt war, hatte ich eine erkleckliche Position zusammengekauft, auch wegen der hohen zweistelligen Dividendenrendite. Nach dem Kurssprung habe ich einen Teilgewinn realisiert und meine Position um ein Drittel abgebaut. Die verbliebene Position ist allerdings noch immer meine viertgrößte im Depot und immerhin doppelt so groß wie die Nummer Fünf, Starbucks. Ich denke, GLAD hat nicht nur noch einiges an kurzfristigem Kurspotenzial, sondern ist auch mittel- und langfristig ein Unternehmen, das man guten Gewissens im Depot haben kann. Die an die 15 Prozent gehende monatliche Dividendenausschüttung trägt jedenfalls maßgeblich zur Attraktivität des Investments bei.
+ Hornbach Baumarkt
Bekannt aus Funk und Fernsehen und an Erfolg und Wachstum gewöhnt, verschreckten die Hornbach Baumärkte vor einiger Zeit mit einer heftigen Gewinnwarnung für das dritte Quartal. Der Aktienkurs des SDAX-Wertes brach daraufhin massiv ein und hat bisher noch keine Erholungstendenzen gezeigt. Allerdings war das miese Ergebnis durch einige Sonderbelastungen geprägt, die so nicht wieder durchschlagen werden. Und dann war da noch... richtig, erst kürzlich wurden bei der Baumarkt AG die Stamm- und die Vorzugsaktien zusammengelegt und die Mutter-Gesellschaft Hornbach Holding in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) umgewandelt, wobei Komplementär die Familientreuhand ist. Durch diese Umstrukturierung hofft sich das Unternehmen, bei Bedarf leichter Geld am Kapitalmarkt Geld aufnehmen zu können und zugleich sollte die Vormachtstellung der Eigentümerfamilie Hornbach gesichert werden. Allerdings könnte dies auch der Startschuss für eine andere Option sein, eine komplette Eingliederung der Baumärkte in die Holding. Denn eigentlich macht die Unterscheidung nun keinen Sinn mehr und kostet nur unnötig Geld.
Auf diese Option setze ich nicht (allein), sie ist nur ein Bonus oben drauf, denn sollte die Holding die restlichen Anteile an der Baumarkt AG erwerben wollen, dürfte dies nur über einen erklecklichen Aufschlag auf den aktuellen Kurs zu machen sein. Und am Ende über einen (lukrativen) Squeeze-out. Daher habe ich auf diesem ermäßigten Niveau eine Position aufgebaut und setze auf den bisher milden Winter, die hohe Nachfrage aufgrund der Flüchtlingssituation und die generell hohe Nachfrage nach Wohneigentum und den damit verbundenen Bauboom.
+ Sixt Vz.
Endlich hat es der innovative Autoverleiher in mein Depot geschafft, dem Kursrücksetzer sei Dank. Seit Jahren liebäugele ich mit diesem top geführten Unternehmen, doch wirklich günstig war es noch nie. Und auch jetzt ist das KGV mit 15 optisch nicht billig, aber für so einen Wachstumswert durchaus moderat. Dazu kommt die attraktive Dividendenrendite von 3,6 Prozent, die das Investment zusätzlich aufhübscht; daher auch meine Wahl für die Vorzugsaktien und nicht für die im SDAX notierten Stammaktien. Natürlich geht es mir in erster Linie um die unternehmerischen Erfolge und da fährt Sixt eine aggressive Wachstumsstrategie, insbesondere in den USA. Ein Unternehmen, bei dem man sich für die nächsten Jahre beruhigt zurücklehnen und die Macher machen lassen kann.
.: Cashquote
Meine Cashquote liegt durch die Verkäufe bei gut 20 Prozent. Allerdings ist ein Teil hiervon für den Rückkauf einiger Blackstone-Aktien eingeplant und insofern nicht wirklich frei bzw. liquide. Da es bis zur Vorlage der Zahlen noch eine Woche hin ist, kann es gut sein, dass ich bei weiterhin so hohen Tagesschwankungen noch ein- oder zweimal etwas hin und her handele. Da kommt der Spieltrieb dann durch und der ist leider nicht immer zu bändigen...
Hornbach ist allein durch den Immobilienbestand ein langfristiges Low-Risk Investment.
AntwortenLöschenWas mich an den jüngsten Zahlen am meisten erschüttert hat ist, dass im ONlinehandel maximal 50% der Versandkosten an den Kunden weitergerreicht werden können.
Sehe aber das Baumarktgeschäft und die Gärtnereien nicht umbedingt als Geschäftsfeld, dass unmittelbar durch Onlinehandel bedroht ist.
Die Squeeze-Out Überlegung halte ich für berechtigt.
Gruß und Dir einen guten Start in die Woche
Ulrich
Richtig, den Pflanzen- und Gartenbereich kann ich mir als Online-Variante auch nicht wirklich vorstellen, wohingegen Baumaterial, Werkzeuge etc. durchaus onlinefähig sind. Hier würde ich allerdings eher Handwerker verorten, die ihr Material online ordern und anliefern lassen. Dann wären wir aber am Übergang zum Baustoffhandel und damit bei der Hornbach Holding, nicht mehr bei den Baumärkten. Und (auch) hier zeigt sich, dass es eigentlich unsinnig ist, hier zwei unterschiedliche Strukturen zu fahren und die Holding sich die Baumärkte wieder vollständig einverleiben sollte.
LöschenHallo Hr. Kissig,
AntwortenLöschenich bin vor einigen Wochen auf Ihre Seite gestoßen und konnte dieser bereits viele wertvolle Informationen entnehmen. Ich kann mich für diesen Blog nur bei Ihnen bedanken. Die Kombination aus allgemeinen und spezifischen Informationen, ist genau was ich brauche um als fortgeschrittener Anfänger meine eigene Strategie zu optimieren. Ich hoffe Sie machen noch lange Zeit so weiter.
Von Gladstone habe ich mir aufgrund Ihres Artikel drei Tage zuvor die erste Position ins Depot geholt. Auch fast zum Tiefstkurs. Es war schon ein Moment wirklich großer Freunde die fast 30 Prozent plus an einem Tag zu sehen. So was hatte ich bisher noch nicht erlebt. Ich habe die Papiere allerdings vollständig behalten, ich habe diese als Dividendentitel gekauft und freue mich bald auf die ersten Ausschüttungen. :-)
So geht es mir auch, meine Position ist ja Stand heute fast genauso groß, wie zum Zeitpunkt meiner Käufe (Zweidrittel der Position zzgl. des 25-prozentigen Anstiegs). Das Aktienrückkaufprogramm wird uns noch viel Freude bereiten und die Unterbewertung auszulösen helfen. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist bei GLAD weiterhin ziemlich gut und ich denke, dass die Ergebnisse nicht halbwegs so negativ ausfallen werden, wie der Kurs vermuten lässt. Was weiteren Spielraum für Kurserholungen darstellen dürfte.
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