Warren Buffett ist der drittreichste Mensch der Welt und er liebt Versicherungen, denn sie spülen seiner Investmentholding Berkshire Hathaway nahezu zinslos Unmengen an Cash auf's Konto, das der Meister dann gewinnbringend investieren kann. Doch diese Symbiose bekommt Risse...
In Berkshires Portfolio schlummern einige Versicherungen, die meisten davon sind nicht (mehr) börsennotiert. Und wie Genereal Re oder Geico gehören sie ganz oder zum größten Teil Buffett, so dass sie in der Berkshire-Bilanz konsolidiert werden - und Buffett somit Zugriff auf deren Cashflow hat. Dieses ist einer der Geheimnisse von Buffetts schier unnachahmlichem Investmenterfolg, der stets fließende und nicht versiegende Strom an billigen Geldes für seine Investmentideen. Denn die Prämien fließen kontinuierlich und seitens der Kunden als Vorkasse, auszahlen muss die Versicherung erst später, wenn ein Schaden eingetreten ist. In der Zwischenzeit kann die Versicherung, respektive Buffett, mit dem Geld arbeiten und Erträge erwirtschaften.
Und daran wird sich auch nichts ändern! Zwar hat Buffett unlängst sehr kritische Worte über die Rückversicherungsbranche gefunden und dargestellt, dass insbesondere die Hedgefonds den Rückversicherern das Leben schwer machten und es den Rückversicherern die nächsten 10 Jahre nicht so gut gehen werde wie in den vergangenen 30 Jahren. In ihrem Geschäftsfeld hätten sich die Aussichten stark eingetrübt und die Unternehmen könnten nichts dagegen tun, denn der Wettbewerb habe für einen Preisrückgang gesorgt, während die niedrigen Zinsen die Anleihe-Depots unter Druck setzten. Allerdings kann und will er diesen enormen Cashflow nicht stoppen, denn Buffetts große Liebe ist und bleibt das Investieren. Und daher wird Berkshire sich auch nicht von diesen Unternehmen trennen und der Versicherungsbranche treu bleiben. Zuletzt ist Buffett Langzeitinvestor mit einem Anlagehorizont von "ewig" und dass es im Business mal Täler gibt, die auf Gipfel folgen, gehört einfach dazu. Für Buffett ist dies kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen oder hektisch zu agieren. Im Gegenteil: er hat die richtigen Manager in seinem vielen Tochterfirmen, die das operative Geschäft betreiben und sich auf die veränderten Rahmenbedingungen einstellen.
Also alles im grünen Bereich? Nicht ganz... Denn Buffett hält auch Aktienpakete an Versicherungen, die nur Minderheitsbeteiligungen darstellen und ihm eben nicht den Vorteil des direkten Zugriffs auf den Geldstrom erlauben. Diese sind also für ihn reine Finanzbeteiligungen, die er aufgrund ihrer langfristigen Wachstumsperspektiven, ihrer attraktiven Bewertung und ihrer hohen und steigenden Dividenden erworben hat. Zu diesen Finanzbeteiligungen zählen die Swiss Re und die Munich RE, der größte Rückversicherer der Welt. Und da Buffett ein rein sachlich orientierter Investor ist, wäre es nur konsequent, wenn er sich von diesen nun trennen würde. Denn Berkshire Hathaway weist eine große Ballung im Finanzsektor auf, bei Banken, aber eben noch viel stärker im Versicherungsbereich. Gerät die Branche nun in schwierigeres Fahrwasser, kann und wird die die Investmentholding insgesamt betreffen. Und Buffetts Regel Nummer 1 lautet: "Verliere kein Geld!". Noch liegt er mit seinen Investments in diesem Bereich weit vorne, aber die sich immer weiter zuspitzende Situation in der Branche kann zu einem echten Flaschenhals werden, wenn zu viele Investoren zur gleichen Zeit aussteigen wollen. Daher würde es mich nicht wundern, wenn Buffett bereits auf der Verkäuferseite wäre und der Abgabedruck bei der Munich Re seit der Dividendenzahlung auch hierauf mit zurückzuführen sein könnte. Immerhin hält Buffett rund 11 Prozent der Aktien.
Vielleicht wissen wir in wenigen Tagen schon, ob Buffett bereits Munich Re-Aktien verkauft hat, denn er muss seine Handelsaktivitäten der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC melden und diese werden dann veröffentlicht. Dies beinhaltet zwar nicht die außeramerikanischen Positionen, aber nicht selten gibt Buffetts begleitende Interviews und ich denke, die Versicherungsbranche wird hier einer besonderen Betrachtung unterzogen werden, weil Anleger rund um den Globus wissen wollen, wie Buffett mit der Situation umgeht. Und oft Berkshire Hathaway selbst trotz des großen Versicherungsanteils eine krisenfeste Anlage bleibt.
Berkshire Hathaway befindet sich weiterhin auf meiner Empfehlungsliste, allerdings momentan nur noch als Halteposition.
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