Die Balda AG hat 9-Monats-Zahlen vorgelegt und die bergen Licht und Schatten. Einerseits hebt man die Prognose an, weil man beim Umsatz um mehr als 20 Prozent zulegen konnte auf 61,9 Mio. EUR und nun 80 bis 82 Mio. EUR für das Gesamtjahr erwartet. Dies zeigt, dass Balda operativ weiter vorankommt und der Turnaround zunehmend Gestalt annimmt.
Auf der anderen Seite hingegen kassiert das Unternehmen ebenfalls seine Prognose, in diesem Geschäftsjahr bereits wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Das EBIT werde nämlich von einmaligen Sondereffekten in Höhe von 2,4 Mio. EUR belastet, die "im Wesentlichen" auf Rückstellungen zurückzuführen seien, die aus den anhängigen Klageverfahren resultieren. So wird man von ehemaligen Geschäftspartnern verklagt und fordert selbst Schadensersatz von früheren eigenen Organmitgliedern. Als Konsequenz weist Balda für den Zeitraum Juli 2014 bis März 2015 ein Ergebnis nach Steuern von 4,5 Mio. EUR aus, das damit deutlich unter dem Vorjahreswert von 10,4 Mio. EUR liegt und eben "primär auf das geringere Finanz- und Steuerergebnis zurückzuführen" sei.
Entwicklung der operativen Segmente
"Im Berichtszeitraum verzeichnete das Segment Amerika ein Umsatzwachstum um 16,4% auf 34,0 Mio. EUR (Vorjahr: 29,2 Mio. EUR). Mit 1,2 Mio. EUR lag jedoch das EBITDA unter dem Vorjahreswert von 1,7 Mio. Euro, was ebenfalls auf die einmaligen Sondereffekte zurückzuführen ist. Dies ist auch deutlich im EBIT zu erkennen, das mit -0,9 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert von -0,4 Mio. EUR lag.
Mit 26,9% steigerte sich das Segment Europa signifikant und verzeichnete nach neun Monaten einen Umsatz von 27,8 Mio. EUR nach 21,9 Mio. EUR im Referenzzeitraum. Das Segment-EBITDA lag mit 1,9 Mio. EUR ebenfalls deutlich über dem Vorjahreswert von -0,3 Mio. EUR. Ebenfalls gestiegen ist das operative Ergebnis, Balda erwirtschaftete ein Segment-EBIT von 0,5 Mio. EUR nach -1,9 Mio. EUR im Vorjahr.
Im Bereich Sonstige führten Kosten im Zusammenhang mit der Schließung von einem Tochterunternehmen in Singapur zu einem negativen EBITDA von -0,3 Mio. EUR nach -0,1 Mio. EUR in der Vergleichsperiode."
Fazit
Die operativen Fortschritte sind beeindruckend, insbesondere das starke Umsatzwachstum gibt Anlass zu Hoffnungen. Hier sollte es für Balda künftig auch darum gehen, bessere Margen zu erzielen, um wieder Geld zu verdienen. Die anhängigen Rechtsstreitigkeiten werden das Unternehmen und seine Aktionäre noch einige Zeit begleiten; allerdings überwiegen hier meines Erachtens die Chancen, die sich hieraus für Balda ergeben. Doch selbst wenn es hier zusätzliche Erträge geben sollte, muss der eigentliche Fokus doch auf dem operativen Geschäft liegen. Denn hier muss Balda endlich beweisen, dass sie erfolgreich unternehmerisch tätig sein können. Von einem möglichen Zukauf, den sich Balda ja leisten kann und will, war leider nicht die Rede. Insofern muss man als Aktionär auch hier noch Geduld aufbringen. Diese ist jedoch nach Benjamin Graham ohnehin die oberste Tugend des Investors. Und so bleibt die Erkenntnis, dass sich seit meiner Erstempfehlung wenig getan hat: der Aktienkurs ist annähernd unverändert, die Konten sind nach wie vor prall gefüllt und der mögliche große Zukauf lässt weiter auf sich warten. Die Rechtsstreitigkeiten mit ihren Chancen und Risiken gibt es on Top, doch operativ kommt Balda deutlich voran. Und daher bleibt der Wert weiter auf meiner Empfehlungsliste, denn die Spekulation auf deutliche Kurszuwächse hat weiterhin reichlich Nährboden.
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