In Asien gelten Heuschrecken als Delikatesse, im biblischen Ägypten waren sie als alles verzehrende Plage gefürchtet. Und dass Finanzinvestoren als Heuschrecken bezeichnet werden, liegt eher an der Assoziation zu den biblischen Plagen. Denn Finanzinvestoren haben den Ruf, ein wehrloses Unternehmen aufzukaufen, diesem den Kaufpreis in Form von Neuverschuldung aufzudrücken und so gleich wieder ihr eingesetztes Kapital in Sicherheit zu bringen. Anschließend muss das unter der gewaltigen Schuldenlast ächzende Unternehmen eine radikale Rosskur durchlaufen, um seine alten und durch die neuen Schulden zusätzlichen Probleme zu bewältigen. Das geht oftmals mit Standortschließungen und Entlassungen einher. So jedenfalls die öffentliche Wahrnehmung. Doch es steckt schon noch etwas mehr dahinter, auch wenn Finanzinvestoren wie Kohlberg Kravis Roberts & Co. L.P. (KKR) oder Blackstone Group L.P. sicher nicht die "Good Guys" sind, denn ihr (ausschließliches) Ziel ist und bleibt, Geld für ihre Investoren zu machen.
Einige von KKRs Engagements in Deutschland finden sich in regelmäßigen Abständen in der Presse wieder: da wäre ATU (Auto Teiler Unger), die KKR 2004 für 1,45 Mrd. EUR übernahmen und an der man sich seit Jahren versuchte ohne wirklich positive Resultate vorweisen können. Ende 2013 zog KKR die Reißleine, verbuchte eine halbe Mrd. EUR als Verlust und gab das Unternehmen an einen anderen Finanzinvestor, Centerbridge Partners, für einen EUR ab.
Weitaus positiver verlief es hingegen mit dem Investment in die Linde-Staplersparte, die heute unter Kion firmiert, weltweit der zweitgrößte Anbieter von Flurförderfahrzeugen ist (vor der drittplatzierten Jungheinrich AG aus Hamburg). Das Unternehmen wurde fit gemacht und an die Börse gebracht - gerade bauten die Investoren ihren Anteil ab von 29 auf jetzt noch knapp 19 Prozent. Eine echte Erfolgsgeschichte.
Und auch die ProSiebenSat1 Media AG hat vom Einstieg des Finanzinvestors stark profitiert. Unter KKRs Ägide konzentrierte man sich auf das Kerngeschäft, veräußerte die verlustreichen und über ganz Europa verstreuten Beteiligungen und fokussierte sich zunehmend auch auf den Bereich digitale Medien. Das Unternehmen ist heute weit mehr als eine Fernsehsenderfamilie und strebt als börsennotiertes Schwergewicht inzwischen sogar Richtung Aufnahme in den deutschen Leitindex DAX.
Noch nicht abzuschätzen ist das Engagement bei WMF (Wuerttembergische Metallwarenfabrik), dem Hersteller von Haushalts-, Gastronomie- und Hotelleriewaren, den KKR übernommen hat und wo gerade der Squeeze-out für die restlichen Aktionäre läuft. KKR will das Unternehmen von der Börse nehmen, um es in aller Ruhe neu zu positionieren und auf (mehr) Erfolg zu trimmen. Insbesondere die Standort- und Personalreduzierungen nehmen dabei großen Raum in der Presseberichterstattung ein. Ich hatte WMF lange Zeit selbst auf meiner Empfehlungsliste.
Neben diesen direkten Investments in Unternehmen suchen die Finanzinvestoren immer wieder nach alternativen Geldanlagemöglichkeiten und hier bieten sich interessante Optionen. Denn sie unterliegen nicht den gleichen strengen staatlichen Restriktionen wie Banken, daher sind es in der Regel Finanzinvestoren, die in Schieflage geratenen Banken die sog. "faulen" Kreditpakete abkaufen. Wenn also die Bankenaufsicht die Commerzbank oder die HSH Nordbank zwingt, ihre Risikoaktiva abzubauen, dann geschieht dies oftmals an KKR oder Blackstone, die diese Pakete dann mit großen Abschlag erwerben. So kaufen sie Forderungen der Banken zu teilweise 50 oder 60 Prozent des Nominalwertes ein und versuchen dann, diese zu Geld zu machen. Was ihnen in Anbetracht eines deutlich anziehenden Immobilienmarktes in den USA auch zunehmend gut gelingt. Und bei Schiffskrediten setzen sie auf eine Erholung der Weltkonjunktur eine wieder höhere Auslastung der Frachtraten. Aus Sicht des Steuerzahlers ist dies kritisch zu sehen, denn dieser hat die Banken vor einigen Jahren auf seine Kosten retten müssen - die Renditen fahren aber heute und künftig die Finanzinvestoren ein.
Finanzinvestoren sind also nicht per se "Bad Guys" und moralisch auch nicht schlechtere Investments als Rüstungskonzerne oder Tabakunternehmen. Und wenn man sich die vielen Skandale der Banken ansieht, kann man schnell zu dem Schluss kommen, dass Finanzinvestoren ganz normale Unternehmen sind. Und einige sind börsennotiert, wie KKR und Blackstone, und bieten so auch Kleinanlegern die Möglichkeit, von ihrem Geschäftssinn zu profitieren.
Bewertung
Dabei ist zu beachten, dass die Jahresüberschüsse, viel stärker aber noch die Quartalsergebnisse, teilweise heftigen Schwankungen unterliegen. Das resultiert daraus, dass neben wiederkehrenden Einnahmen, z.B. aus dem Investment in Off-Shore-Windparks, sich Überschüsse in erster Linie aus Veräußerungen von Beteiligungen ergeben. Und die fallen nicht regelmäßig an, sondern sporadisch. Es ist also mit einiger Unsicherheit behaftet, die bisherigen Ergebnisse einfach linear auf die Zukunft fortzuschreiben. Und doch... unter der Annahme, dass das Wirtschafts- und Börsenklima nicht gravierende Einbrüche erlebt, kann man davon ausgehen, dass die Geschäfte auf ähnlicher Basis weiterlaufen dürften.
Blackstone
Die Aktie notiert aktuell bei 31,70 USD, umgerechnet gut 26 EUR. Der Gewinn je Aktie (EPS) betrug 2013 3,07 USD und wird für 2014 mit 3,105 USD erwartet und für 2015 mit 3,595 USD. Das ergibt ein 2014er Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 10 und ein für 2015 von 8,7. Die Dividendenhistorie gibt für 2014 vier Quartalsdividenden an mit 0,58 USD, 0,35 USD, 0,55 USD und 0,44 USD. Zusammen sind das 1,92 USD für 2014 und beim aktuellen Kurs ergibt sich hieraus eine Dividendenrendite von 6,05 Prozent. Für 2015 wird ein weiterer Anstieg auf 2,32 USD erwartet was einer Rendite von fast 7,3 Prozent entspräche.
KKR & Co.
Die Aktie wird zu 21,80 USD gehandelt, also etwa 17,40 EUR. Das EPS lag 2013 bei 2,99 und wird für 2014 bei 2,39 und 2015 bei 2,99 USD taxiert. Hieraus ergeben sich für 2014 ein KGV von 8,9 und für 2015 von 8,4.
Die Dividendenhistorie gibt für 2014 vier Quartalsdividenden an mit 0,48 USD, 0,43 USD, 0,67 USD und 0,45 USD. In der Summe also 2,03 USD und bezogen auf den aktuellen Aktienkurs eine Dividendenrendite von 9,3 Prozent. Für 2015 wird eine leicht niedrigere Dividendenausschüttung von 1,91 USD erwartet, was noch immer eine Rendite von 8,75 Prozent ergäbe.
Beiden Unternehmen ist gemein, dass sie in USD gehandelt werden und somit die Gewinne, insbesondere aber auch die Quartalsdividenden den Wechselkursschwankungen zwischen USD und EUR unterliegen. Tendenziell sollte der Euro gegenüber dem Dollar die nächsten Jahre eher zur Schwäche neigen, so dass sich hier eher kein Risiko ergeben sollte, vielmehr sogar die Chance auf zusätzliche Kursaufschläge und höhere Dividendenzahlungen in EUR.
Fazit
Sowohl Blackstone als auch KKR & Co. präsentieren sich als attraktive, aber auch spekulative Investments. Mit Marktkapitalisierungen von 13 bzw. 7,5 Mrd. EUR sind beides schon Dickschiffe und beide sind global tätig, um für ihre Investoren lukrative Anlagemöglichkeiten aufzustöbern. Der recht niedrigen Bewertung steht das Risiko gegenüber, dass ein Einbrechen der Konjunktur und/oder der Börsenkurse erhebliche Auswirkungen auf das Geschäftsmodell hätte. Wie die Vergangenheit zeigt, haben beide Unternehmen derartige Phasen jedoch gut überstanden und ihren Anlegern mittel- und langfristig hohe Renditen eingebracht. Und für Anleger, die auf hohe Dividendenerträge schauen, sind beide Unternehmen ebenfalls einen zweiten Blick wert, da sie hohe Gewinne erwirtschaften und diese zu einem großen Teil an ihre Aktionäre auskehren.
Von den nackten Zahlen her scheint KKR & Co. die bessere Wahl zu sein. Allerdings bietet sich aufgrund des doch sehr ähnlichen Geschäftsmodells an, einfach hälftig in beide Unternehmen zu investieren, so dass Sondersituationen bei einem Unternehmen innerhalb dieses Brancheninvestments diversifiziert würden.
Einen Hinweis erlaube ich mir noch zu Orders für diese beiden Aktien in Deutschland: vormittags weisen die Spreads zwischen Kauf- und Verkaufskursen teilweise mehrere Prozentpunkte auf. Wer nachmittags ordert sobald die Wallstreet ab 15:30 MEZ geöffnet hat, stößt auf erheblich geringere Spreads.
Ich nehme Blackstone und KKR auf meine Empfehlungsliste.
Finde den Hinweis wichtig, dass Dividenden von zumindest Blackstome höher besteuert werden, als die von anderen US-Unternehmen. Meine Depot-Bank schreibt dazu:
AntwortenLöschenGemäß der Veröffentlichung der Wertpapiermitteilungen werden Zahlungen dieser Gesellschaft gemäß dem US-Steuerrecht als Erträge einer Personengesellschaft behandelt. Diese wird nach dem US-Steuerrecht mit einem Steuersatz von 39,6% belegt. Eine Reduzierung dieser Quellensteuer ist nicht möglich.
Die Distributions bei Blackstone und anderen MLPs bzw. LPs sind für deutsche Anleger ein großes Ärgernis. Ich habe inzwischen aus diesem Grund sämtliche meiner entsprechenden Aktien dieser Rechtsformen verkauft, da die deutschen Steuerbehörden hier „mal eben so“ die steuerliche Einstufung und Behandlung geändert haben und dadurch das Ganze noch bürokratischer und undurchschaubarer geworden ist. Ausführlicher habe ich dies in diesem Blogartikel dargelegt. Eine Alternative sind ETFs auf die PE-Branche, weil diese steuerlich für deutsche Anleger dann wie ganz gewöhnliche ETFs bzw. Aktien behandelt werden, also Ausschüttung "ganz normal" den der Abgeltungssteuer unterliegen.
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