Die Scherzer & Co. AG ist eine Beteiligungsgesellschaft, die überwiegend in börsennotierte deutsche Unternehmen investiert, die sich in Sondersituationen befinden. Das können Übernahmen sein oder schlicht Unterbewertungen des Aktienkurses gegenüber dem fairen Wert der Anteile.
Die Softwareschmiede IBS AG hat kürzlich bekanntgegeben, der Hauptversammlung am 14. März 2014 eine Dividendenerhöhung von 0,04 auf 0,18 EUR vorzuschlagen. Aber nicht diese Erhöhung von rund 350% ist das eigentlich Interessante, denn bei einem Aktienkurs von gut 13 EUR entspricht dies noch immer einer recht mageren Dividendenrendite von nur 1,4%. Nein, für die Scherzer & Co., die mit 7,2% des Stammkapitals bei der IBS an Bord ist, ist entscheidend, dass die Siemens AG seit Angang 2012 bei IBS das Sagen und mit dieser einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag abgeschlossen hat. Und danach erhalten die IBS-Aktionäre eine Garantiedividende von 0,23 EUR und sofern die IBS-Dividende darunter liegt, zahlt Siemens die Differenz.
Diese Verzinsung versüßt der Scherzer & Co. das Warten und sichert ihr in der Zwischenzeit sichere Einnahmen. Denn die IBS gilt als Squeeze-out-Kandidat; irgendwann wird sich Siemens auch den Rest der Aktien einverleiben wollen. Aktuell notiert die IBS bei rund 13 EUR, im Beherrschungsvertrag wurde seinerzeit ein Abfindungsbetrag von 6,90 EUR vereinbart. Und um an die ausstehenden Aktien der Minderheitsaktionäre zu kommen, müsste Siemens schon ordentlich in die Tasche greifen. Da die Scherzer % Co. AG fast 500.000 IBS-Aktien hält und der Kurs seit dem Übernahmeangebot etwa 6 EUR zugelegt hat, könnten hier bis zu 3 Mio. EUR stille Reserven in der Scherzer-Bilanz schlummern, je nach durchschnittlichem Einstandskurs. Die gesamte Marktkapitalisierung der Scherzer & Co. macht aktuell nur 42 Mio. EUR aus bei einem Aktienkurs von 1,40 EUR und einem fairen Wert (NAV) von 1,69 EUR, wie ihn die Gesellschaft zum 30.11. mitgeteilt hat. Für mich nach wie vor ein interessantes Investment mit langfristig hervorragenden Aussichten.
Hallo,
AntwortenLöschenals ständiger Leser dieses Blogs möchte ich mich erstmal für die vielen Anregungen und verständlichen Erklärungen bedanken! In diesem Fall verstehe ich das Fazit allerdings nicht so ganz...
Ich versuche mal zu beschreiben was ich meine: Wäre es nach den Ausführungen hier für die Scherzer AG nicht am besten, wenn Siemens einen möglichst großen Teil der Dividende bezahlt? Wenn die Garantiedividende ja sowieso gezahlt wird, dann doch am besten aus den Mitteln des Unternehmens, an dem die Scherzer AG keine Anteile hält (Siemens), damit der Wert der Anteile an der gehaltenen Position (IBS) nicht durch Auszahlungen gemindert wird?!? Es wäre schön hier den Denkfehler aufgezeigt zu bekommen ;-)
Viele Grüße und weiter so!
Tim
Moin Tim,
Löschensofern man den möglichen Squeeze-out unberücksichtigt lässt, wäre es in der tat besser für Scherzer als größtem Minderheitsaktionär, wenn IBS die Dividende auf Null setzte und Siemens die gesamte Dividende als Ausgleich übernähme. So verbliebe der Gewinn komlett in der IBS AG und würde den Unternehmenswert steigern, was sich dann auch irgendwann im Aktienkurs widerspiegelt.
Allerdings hofft Scherzer ja nicht nur auf die Garantiedividende, sondern eben auch darauf, dass Siemens irgendwann die IBS AG vollständig übernehmen möchte und der Scherzer dann ihren Anteil gewinnbringend abkauft. Und die Tatsache, dass die IBS AG sich unternehmerisch dem Zustand nähert, dass sie die Garantiedividende aus eigenen Mitteln selbst zahlen könnte, steigert die Hoffnung, dass Siemens die Übernahme irgendwann vornehmen könnte. Denn wenn IBS höhere Gewinne einfährt und eine Dividende ausschütten könnte, die über der Garantiedividende liegt, dann wird der Aktienkurs der IBS nochmals deutlich anziehen. Die Übernahme würde für Siemens immer kostspieliger.
Unter dem Strich eine für die Scherzer AG komfortable Situation, wie ich finde.