Seit rund 30 Jahren sinken die Zinsen und haben ein historisch niedriges Niveau erreicht. Damit wollen die Notenbanken die Auswirkungen der Banken- und Staatsschuldenkrise eindämmen, aber die Mager-Zinsen haben auch negative Auswirkungen und zwar ganz massive.
So werden die Sparer schleichend enteignet, denn ihre Spargroschen bringen weniger Zinsen ein, als ihnen die Inflation an Wert entzieht. Die magere 1%-Zinsgutschrift muss man ggf. sogar noch versteuern, während man mit den 2,5% Geldentwertung alleine klar kommen muss.
Doch auch die Bausparkassen haben Probleme, ihre früheren Zinsversprechen einzuhalten und deutlich schlimmer steht es um die Lebensversicherer. Denn die haben in früheren Zeiten hohe Garantieversprechen bzgl. der Verzinsung abgegeben, die sie heute nicht mehr einhalten können. Denn seit 2003 investieren sie so gut wie gar nicht mehr in Aktien (die Versicherer sind also zu Tiefstkursen nach dem "Dot-Com-Crash" ausgestiegen), sondern sie setzen auf Anleihen, also festverzinsliche Wertpapiere. Was doppelt kritisch ist! Denn aufgrund der aktuellen Niedrigzinsen nehmen die Versicherer weniger Geld an Zinserträgen ein, als sie eigentlich ihren Kunden gutschreiben müssten. Daher suchen sie nach einträglicheren Einnahmequellen, wie Stromnetzen, Straßenbau, Mauteinnahmen. Und auf der anderen Seite lauert die große Gefahr des Zinsanstiegs, der verbunden ist mit einem Absinken der Anleihekurse (jedenfalls der börsennotierten). Das ist solange kein Problem, wie die Anleihe bis zum Laufzeitende gehalten und dann zu pari, also dem Nominalwert, zurückgezahlt wird. Teuer wird es allerdings, wenn vorher Liquiditätsbedarf besteht und die Anleihen vor dem Laufzeitende veräußert werden müssen - liegt dann Zinsniveau oberhalb des in der Anleihe verbrieften Nominalzinssatzes, notiert der Anleihekurs unter 100%, was bei einem Verkauf zu einem Kursverlust führt.
Doch zunächst versuchen sich einige Lebensversicherer, mit einem Trick über die Runden zu helfen. Sie haben sich an die BaFin gewandt, um die garantierten Zinsen drücken zu dürfen und ihren Kunden weniger ausschütten zu müssen. Zwar müssten die zu wenig gezahlten Zinsen irgendwann nachgezahlt werden, aber ob dies jemals geschehen wird, bleibt abzuwarten. Es ist eher zu vermuten, dass die Kunden ihrem jeweiligen Einzelschicksal überlassen werden und ihrem Geld jeder einzeln hinterherlaufen müssen...
Unter dem Strich zeigt sich immer deutlicher, dass der Deutschen liebste Altersvorsorge, die Lebensversicherung, eine Geldvernichtungsmaschine ist. Erst kostet sie horrende Vermittlungsprovisionen, dann fallen hohe laufen Verwaltungskosten an und die Rendite schafft es nicht einmal mehr, die Inflation auszugleichen. Da eine Kapital-Lebensversicherung aus zwei Komponenten besteht, sollte man diese auch konsequent trennen. Um seine Familie abzusichern, sollte man eine Risiko-Lebensversicherung abschließen. Und den Rest als Sparrate in einen ETF oder Investmentfonds stecken oder sein Geld direkt investieren. Auf jeden Fall in Aktien! Denn Aktien sind keine reine Geldanlage, sondern es handelt sich um eine Unternehmensbeteiligung. Und man nimmt Teil an der Geschäftsentwicklung dieses Unternehmens - der Vorstand arbeitet also für einen und versucht, den Unternehmenswert zu steigern. Und zwischenzeitlich gibt es schöne Dividenden, die zumeist deutlich höher liegen als die aktuellen Sparbuch- oder Termingeldzinsen.
Letztlich führt um Aktien kein Weg vorbei, wenn man langfristig Vermögen aufbauen will. Sie bieten Rendite, Chancen und sie sind eine Versicherung gegen Inflation. Das Risiko von Kursverlusten sinkt mit zunehmender Anlagedauer - doch aktives Trading sollte man sowieso unterlassen, weil daran letztlich nur der Broker und die Börsen verdienen. Buy-and-hold ist die richtige Strategie - investieren in große, substanzstarke und gut geführte Unternehmen mit einer stetigen oder steigenden Dividendenhistorie. Dies bietet auf lange Sicht die beste Chance-Risiko-Verteilung.
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08.11.2012 Dividendenwerte schlagen Lebensversicherungen!
Dazu sollte aber auch betont werden, dass die Versicherungen von denn Staaten GEZWUNGEN werden in Anleihen zu investieren. Sie dürfen also gar nicht mehr gross in Aktien investieren. Die "Schuld" ist also nicht den Versicherern zuzuschreiben, sondern den jeweiligen Staaten.
AntwortenLöschenDurchaus. Nach meiner Erinnerung war es die BaFin, die 2003 die Versicherungen zwang, ihre Aktienquoten runterzufahren. Heute dürfen die Lebensversiherungen immerhin eine Aktienquote von 35% haben, aber diese Quote weisen leider die wenigsten auf. Obwohl hier aufgrund von Dividenden und Kursgewinnen durchschnittliche Renditen von deutlich über dem aktuellen Zinsniveau möglich sind. Die Probleme sind also (auch) durchaus hausgemacht.
AntwortenLöschenDas stimmt, die Quoten sind sehr niedrig. Aber ich denke das liegt auch mit an der Einführung von Solvency II. Soweit ich verstehe müssen für Aktienanlagen nochmals 40% der Anlagesumme als Eigenkapital zurück gelegt werden. Das heisst, die Aktie "kostet" den Versicherer effektiv 140% vom Markpreis (natürlich sind die 40% nicht weg, aber sie "liegen eben rum"). Vermutlich schreckt dass ab. Auf Staatsanleihen ist diese Rücklage nicht fällig...
AntwortenLöschenDieses Argument wäre dann stichhaltig, wenn die Assekuranz nicht seit Jahren so niedrige Aktienquoten fahren würde und erst kürzlich damit begonne hätte, diese - wegen Solvency II - zurückzufahren. Die Chancen haben die Lebensversicherer jedoch für ihre Kunden seit Jahren verspielt, während nun die Risiken aufgrund des möglichen Zinstrendwechsels diese voll treffen wird.
LöschenStimmt auch wieder, guter Punkt.
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